Dossier der TheBe zu Davos für Anti-WTO

Hello,

The following Text is the plattform of the « Theologische Bewegung », a christian group, that want to participate in the mobilisation against the WEF. They cannot come to the meeting in Lugano

Protestaktionen von Christinnen und Christen
während des Weltwirtschaftsforums (WEF) vom 25.?30. Januar 2001 in Davos

Die Theologische Bewegung für Solidarität und Befreiung (TheBe) hat eine ökumenische Plattform ins Leben gerufen, die sich an gewaltfreien Aktionen während des nächsten Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum WEF) in Davos beteiligt. Ihr Ziel ist es, die Perspektiven der Opfer der herrschenden neoliberalen Wirtschaftspolitik sichtbar zu machen.

Spätestens seit den erfolgreichen Protestkundgebungen im Dezember 1999 in Seattle (USA) gegen die WTO sind die kritischen Stimmen gegen eine hemmungslose neoliberale Wirt-schaftspolitik nicht mehr überhörbar. Ein Zeitungs-Kommentator meinte damals: "In den fünf Jahren ihrer Existenz hat die WTO eine Gegenbewegung hervorgebracht, die viele Gruppen über viele Grenzen hinweg vereint. Die Ereignisse in Seattle könnten der Beginn einer noch nie da gewesenen Zusammenarbeit zwischen Umweltgruppen, Gewerkschaften, StudentInnen, religiösen Gruppen, Bauern, Anarchisten, PazifistInnen und Menschenrechtsgruppen auf allen Kontinenten sein, vereint in der Opposition gegen die beispiellose Macht der WTO, Gesetze und Gebräuche ausser Kraft zu setzen, die sie als Hindernisse für den freien Handel, den Profit der internationalen Konzerne einstuft, und die die Beschränkung von Selbstbestimmung und den Schutz der Umwelt, Gewerkschaften und Menschenrechte eindämmen sollen.? Die Kampagne "Jubilée 2000? und die "Marche mondiale des femmes? sind Beispiele internatio-naler Solidaritätsaktionen in diesem Jahr, die die expansive Interessenpolitik von internatio-nalen Finanz- und Wirtschaftskonzernen kritisieren und Alternativen vorstellen. Widerständige Präsenz formierte sich bereits während des diesjährigen Weltwirtschaftsforums in Davos: autonome Kreise brachten über 1000 Menschen zu einer Demonstration zusammen; in einer Kirche schwiegen bis zu 150 Männer und Frauen für eine gerechte Weltwirtschaftsordnung und solidarisierten sich mit den Opfern; die Erklärung von Bern (EvB) war mit ihrer Aktion "the public eye on Davos? präsent. Erst kürzlich gingen Tausende von Menschen gegen das WEF in Melbourne (Australien) auf die Straße oder jüngst in Prag (Tschechien), wo der In-ternationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank tagten.

Widerständige Präsenz von Christinnen und Christen ? vor der eigenen Haustür

Das WEF in Davos findet "vor unserer eigenen Haustür? statt. In der Theologischen Bewe-gung haben wir uns dies zur Herausforderung gemacht: angesichts dieses international be-achteten Treffens vieler weltweit Mächtiger in der Schweiz wollen wir als Christinnen und Christen auch präsent sein, die Perspektiven der Opfer sichtbar machen und ein würdiges Le-ben für alle Menschen einklagen. Für diese Ziele setzt sich auch das von sozialen Bewegungen aus dem Süden getragene Weltsozialforum in Porto Alegre (Brasilien) ein, das gleichzeitig wie das WEF in Davos 2001 stattfinden soll. Denn weltweite ungerechte Machtverhältnisse führen täglich zu Gewalt gegen Menschen und Schöpfung. Die Verantwortung der Täter(-innen) für diese Gewalt soll eingeklagt und auf bestehende und weiter zu erarbeitende alter-native Wirtschafts- und Politik-Strategien aufmerksam gemacht werden. Für uns ist dabei auch die christliche Perspektive wichtig: In der Praxis des Widerstandes wollen wir unsere christliche Identität wiederentdecken und weiter entwickeln. Dem Tanz um das Goldene Kalb, das heisst dem Vertrauen auf falsche Sicherheiten wie Geld, Waffen und Ausgrenzung, versu-chen wir die befreienden Traditionen des Exodus entgegen zu stellen: den Aufbruch in die Freiheit, die allen Menschen Leben ermöglicht.

An ihrer Frühjahrstagung zum Thema "Passt Euch dieser Welt nicht an. Chancen und Fallen des NGO-Widerstandes? hat die TheBe deshalb eine ökumenische Plattform ins Leben geru-fen, die gewaltfreie Aktionen anlässlich des WEF plant. In Absprache mit anderen Organisa-tionen arbeitet die Plattform zur Zeit an Formen, Inhalten und Strategien eines solchen ge-waltfreien Widerstandes. Wir merken: angesichts des jetzt schon spürbaren Widerstands gegen unsere Überlegungen und Aktionen müssen wir über das, was uns in unserem Engagement trägt, untereinander Rechenschaft geben.

Unsere eigenen Ressourcen sind beschränkt. Immer wieder stossen wir an Grenzen, vor allem der zeitlichen Belastbarkeit. Wir sind zur Zeit noch bei der Entwicklung von Aktionen, die unser Anliegen kurz und griffig zum Ausdruck bringen und an einer Veranstaltung wie dem WEF überhaupt öffentlich wahrgenommen werden. Wir planen nichts Riesiges. Aber es ist uns wichtig festzuhalten: Es gibt durchaus andere, gerechtere Möglichkeiten unsere Welt zu gestalten als die so lautstark verkündeten. Und so wollen wir neben Organisationen auch Ein-zelpersonen für die Teilnahme an Aktionen gewinnen, die im Kleinen ein Stück dieser anderen Möglichkeiten darstellen.

Leitlinien des Widerstandes

Im Gegensatz zur UNO ist das Weltwirtschaftsforum ein lockerer Verbund von privaten In-teressenvertretern aus Wirtschaft und Politik und keine staatliche Institution. Das heisst, an einer Veranstaltung des WEF kann nicht direkt die Staatengemeinschaft zur Verantwortung gezogen werden, die Kritik und die Forderungen müssen gezielt an einzelne Konzerne gerichtet werden. Andererseits ist es uns wichtig, uns nicht von den Strategien und der Logik des WEF vereinnahmen zu lassen. Unser Widerstand wird deshalb ausserhalb des WEF, in kritischer Distanz dazu, verlaufen. Dazu dienen auch die mehrheitlich dezentralen Aktionen (z.B. Mahnwachen in Schweizer Städten während des WEF), die im Entstehen begriffen sind. Dabei stellen wir uns selber immer wieder die Frage ? wie sie die Oekonomin Mascha Madörin formuliert hat: "Wer spricht eigentlich im Namen von wem und ist wem verantwortlich.? Es soll ein lustvoll-kreativer, demokratischer und gewaltfreier Widerstand sein, der einen anderen Blick auf die Welt ermöglicht.

Grundsatz der aktiven Gewaltfreiheit

Eveline Gutzwiller / Markus Büker


WEF Davos 2001 | WEF NYC 2002 | PGA