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Oaxaca: Drei weitere Tickermeldungen

OAXACA | Tickerergänzung 1 Uhr 30.10.2006 (8 Uhr MEZ)

Die Sicherheitskomision der APPO hat Folgendes live über das Radio des Volkes Radio Universidad gemeldet:

Dritte Tickermeldung zur Verteidigung der Stadt Oaxaca 29-10-2006 -19:30 (Mx)

Radio Universidad ist wieder auf Sendung. Grund des Sendeunterbruchs war ein Stromausfall. Es ist nicht klar ob dieser provoziert worden war oder eine ?natürliche? Ursache hatte. Der Strom wird jetzt mit einem mobilen Generator auf Benzinbasis geliefert und Radio Universidad rief den staatlichen Elektrizitätslieferanten CFE auf, die Stromversorgung wieder zu garantieren, weil eine mutwillige Abschaltung gesetzeswidrig sei. Es scheint so, als könnte der Strom tatsächlich abgeschaltet werden, weil an verschiedenen Orten, auch in Aussenquartieren und Vororten, in den letzten Stunden schon mehrmals kurze Stromausfälle stattgefunden haben, obwohl kein Gewitter tobte.

Die vorläufige und traurige bisherige Bilanz des Polizei- und Militäreinsatzes: Mindestens vier Tote. Darunter ein 12-14 jähriger, dessen Namen bisher noch nicht bekannt ist. Dieser wurde von Schüssen getroffen und ist seither verschwunden. Es ist nicht klar ob er von der PFP weggeschafft wurde oder von der APPO geborgen werden konnte. Einer der Toten, José Lopez Hernán, wurde durch eine Tränengasbombe der PFP umgebracht. Die Namen der anderen beiden Toten, darunter ein Sanitäter, sind bisher nicht bekannt geworden. Die Zahl der Verhafteten ist bisher nicht klar, es dürften aber viele sein. Auch die Anzahl der Verletzten ist nicht genau bekannt, es muss aber mit einer grossen Zahl gerechnet werden, darunter einige Schwerverletzte.

Trotz des massiven und äusserst aggressiven Vorgehens der PFP konnte diese die Stadt bisher nicht unter ihre Kontrolle bringen. Die Barrikaden rund um den Zocalo wurden zwar teilweise geräumt und die PFP ist am Zocalo präsent. Nach wie vor harren aber Leute der APPO aus und leisten Widerstand. Die Barrikaden sind teilweise aufgegeben oder verschoben worden, aber die PFP hat die strategischen Punkte bisher nicht unter Kontrolle gebracht. Die APPO ruft auf, die ganze Nacht über Widerstand zu leisten und der PFP eine lange Nacht der Albträume zu bescheren. Für morgen sind mehrere Mobilisationen angekündet worden. Der PFP soll der Aufenthalt in Oaxaca so schwer wie möglich gemacht werden, mit dem klaren Ziel, dass diese schlussendlich abziehen muss.

Bisher sind sehr wenige Meldungen über Widerstandsaktionen auf dem Land bekannt geworden. Es wurden einige Hauptverkehrsachsen lahmgelegt. Die Internetausgabe der Zeitung Milenio meldete, dass in Miuhatlan 12 Soldaten von der APPO festgenommen und verhört wurden, weil diese der Spionage gegen die Volksbewegung bezichtigt werden. Was nach dem Verhör mit den 12 Männern geschehen ist, sei nicht bekannt. Der Wahrheitsgehalt dieser Meldung ist nicht klar.

Der Innenminister Abascal, der noch gestern angekündet hat, dass der Polizeieinsatz friedlich verlaufen werde und ausschliesslich dazu dienen soll, den Rechtsstaat wieder herzustellen, war heute für die APPO nicht zu sprechen. Dies, obwohl er versichert hat, dass parallel zum Polizeieinsatz permanente Verhandlungen mit der APPO stattfinden sollen. Wahrscheinlich wollte sich der fanatische und ultrarechte Katholik nicht bei seinem sonntäglichen Kirchenbesuch stören lassen.

Jetzt wissen wir genau, was das Innenministerium der Regierung Fox unter friedlichem Polizeieinsatz versteht: Mord, Verletzte, Verhaftungen und Folter! Dieser Punkt ist wichtig. Gerade darum, weil die Regierung Fox versicherte, keine Gewalt anzuwenden, sondern nur Schutz für das Volk herzustellen, wird sich diese Regierung öffentlich erklären müssen. Der einzige Weg dies zu tun, ist, öffentlich zu erklären, dass sich die PFP mit radikalen Gruppen konfrontiert sah und darum Gewalt anwenden musste. Es ist jetzt schon klar, dass die nationalen Fernsehketten, Televisa und Tele Azteca diese Linie unterstützen werden, obwohl dies nicht wahr ist. Speziell der Sender Tele Atzteca forderte seit Tagen den Einsatz von Repressivkräften und ist darum mitverantwortlich für den Tod der erwähnten Aktivisten. Es ist darum wichtig, möglichst viel authentische Information zu verbreiten, vor allem auch im Ausland.

Die internationale Solidarität ist gross, in verschiedenen Ländern Lateinamerikas fanden spontane Mobilisierungen statt. In den USA haben sich verschiedene Organisationen eingeschaltet, allen voran einige Organisationen mexikanischer Migranten. Da wurden beispielsweise 30?000 Unterschriften für ein Protestschreiben gesammelt. Auch aus Europa sind aus verschiedenen Ländern Solidaritätsaktionen gemeldet worden.

Zweiter Zwischenbericht der Verteidigung der Stadt Oaxaca - 29.10.2006 18 Uhr Lokalzeit

Die Demokratie in Mexiko hat nie existiert, jetzt ist auch die demokratische Fassade, die Präsidenten Fox der internationalen Öffentlichkeit sechs Jahre lang vorgaukelte, definitiv zusammengebrochen. Seine Repressivkräfte sind daran, das unbewaffnete Volk von Oaxaca nieder zu prügeln, niederzuschiessen und mit Tränengas auszuräuchern. Der Zocalo im Stadtzentrum wurde mit Tränengas angegriffen und die Barrikaden wurden teilweise mit Schaufelbaggern weggeräumt. An allen wichtigen Orten des Volkswiderstandes greift die Polizei mit massiver Gewalt an. Von Helikoptern aus werden unzählige Tränengaspetarden auf die Massenmobilisierungen geworfen. Es gibt viele Verletzte. Wie schon die Tage zuvor weigern sich einige Spitäler, allen voran das Rote-Kreuz-Spital, die Verletzten aufzunehmen und zu behandeln. Krankenwagen liefern die Verletzten teilweise der Polizei aus, statt diese in die Spitäler zu fahren.

In diesen Momenten ist Radio Universidad angegriffen und abgeschaltet worden. Damit verliert die Bewegung ein sehr wichtiges Koordinations- und Kommunikationsmittel und der Desinformation der Medien wird damit wider Tür und Tor geöffnet. Jetzt ist es wichtig sich über Internet zu informieren.Die PFP hat angefangen, gezielt und massiv Hausdurchsuchungen zu machen und Leute zu verhaften. Diese werden mit Helikoptern verschleppt. Das Volk versucht nach wie vor gegen die Polizei Widerstand zu leisten. Internationaler Druck auf allen Ebenen ist dringend notwendig.

(weitergeleitet von Direkte Solidarität mit Chiapas)


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