Berlin, Oktober 2002

Die Antifa bittet um Mithilfe
Kennzeichnungspflicht für Polizeibeamte sofort!

Seit einer Woche macht die Berliner Polizei unter dem rot-
roten Senat wieder Jagd auf Menschen, die am 1.Mai
2002 in die Auseinandersetzungen mit der Polizei geraten
waren. Die Methode: 500 Euro Belohnung für die
Denunziation von angeblich wiedererkannten Personen
auf großformatigen Postern (gilt aber nur be i
Verurteilung steht im Kleingedruckten).

Darauf reagierte die Antifaschistische Aktion Berlin (AAB)
mit einer Plakatkampagne auf der Polizeiübergriffe auf
Teilnehmer am 1.Mai zu sehen sind und bittet um Mithilfe
bei der Aufklärung. 1000 Euro Belohnung!

Promt reagierten die Behörden und drohten mit der
Abschaltung der I-Net Seite der AAB. Diese haben
vorläufig das Plakat von der Seite genommen.
Wir dokumentieren diese Kampagne.


Dokumentation der Erklärung der AAB

Seit einer Woche macht die Berliner Polizei unter dem rot-roten Senat wieder
Jagd auf Menschen, die am 1.Mai 2002 in die Auseinandersetzungen mit der Polizei
geraten waren. Die Methode: 500 Euro Belohnung für die Denunziation von angeblich
wiedererkannten Personen auf großformatigen Postern (gilt aber nur bei Verurteilung
steht im Kleingedruckten).

Damit soll der einkommensschwachen Kreuzbergerin das Anschwärzen von der Nachbarin,
die sich vielleicht am 1.Mai vor Plus eine der herumliegenden Flaschen gegriffen hat,
schmackhaft gemacht werden. 500 Euro sind immerhin mehr als die monatliche Stütze.
Die Bilder sind schlecht, und so ist auch kaum verwunderlich, dass bei 500 Hinweisen"
im letzten Jahr weniger als 10% für die "Menschenjäger" verwendbar war.
"Terroristenfahndungsplakate" als Mittel gegen sozialen und politischen Protest,
ein beängstigender Vorgeschmack auf noch repressiverer Zeiten unter sozialdemokratisch,
neoliberalen Vorzeichen? Während auf jeder Demonstration die "Staatsgewalt" TeilnehmerInnen
abfilmt, fotografiert, archiviert und kriminalisiert, während das Grundrecht auf
informationelle Selbstbestimmung nicht mal mehr als Makulatur taugt, glaubt der neue
sozialdemokratische Polizeipräsident Glietzsch durch unsere Ablichtung längst
veröffentlichter Bilder von prügelnden Berliner Polizeibeamten "würden die
Persönlichkeitsrechte der Beamten in nicht hinnehmbarer Weise verletzt."
Folgerichtig wird gegen uns ermittelt - wegen Verstoß gegen das"Kunsturhebergesetz".
Unsere Karikatur des Polizeifahndungsplakats, hat durchaus einen ernsten Hintergrund:
Unzählige Verfahren gegen prügelnde Polizeibeamten werden eingestellt, weil die Identität
der Täter nicht festgestellt werden kann. Unzählige Opfer von Polizeigewalt trauen sich aus
Angst vor Racheaktionen der Täter nicht, Anzeige zu erstatten. Und unzählige Fälle von
Übergriffen führten in der Vergangenheit trotz Dokumentation durch Journalisten nicht zu
einer Verurteilung der Schläger. Die vom rot-roten Senat beschlossen Kennzeichnungspflicht
wäre ein kleiner Beitrag zur Domestizierung wildgewordener geschlossener Einheiten, und
würde die Hemmschwelle für Straftäter in Uniform erhöhen. Bis heute ist davon allerdings
nichts zu hören, geschweige denn zu sehen.
Gegen Überwachungsstaat und Denunziation - Solidarisch Widerstand leisten!


AAB, Oktober 2002