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Materialien für einen neuen Antiimperialismus Nr. 6

Die Ethnisierung des Sozialen

Die Transformation der jugoslawischen Gesellschaft im Medium des Krieges

Teil II - Bemerkungen zur Kampfgeschichte der moralischen Ökonomie


Verlag der Buchläden Schwarze Risse - Rote Strasse
Berlin Göttingen 1993
Kontakt zur Redaktion: Buchladen Schwarze Risse,
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Vorwort
Jugoslawien im Kontext des ost- und südosteuropäischen Umbruchs
Bemerkungen zur Kampfgeschichte der moralischen Ökonomie
Zur Kampfsituation 1987
Nationalismus und Ethnisierung
Krieg als Transformationsmechanismus
Die EG-Migrationspolitik und die Flüchtlinge aus Südosteuropa
Zur Rolle des Imperialismus in der jugoslawischen Krisen- und Kriegsdynamik
Anhang

Bemerkungen zur Kampfgeschichte der moralischen Ökonomie
»Das, was einst Jugoslawien genannt wurde, ist eigentlich auch jetzt noch ein halburbanisiertes, halbindustrialisiertes Gebiet in Südosteuropa. Die sozialistischen Modernisierungs-, Industrialisierungs- und Urbanisierungsprozesse wurden auf eine typisch »bäuerliche Weise« verwirklicht. Die intensive Produktion eines Proletariats und von Proletariern, wobei die Bauern die Rolle eines natürlichen Rohstoffs spielten, führte nicht zu den erwünschten Resultaten: zur Proletarisierung der Städte und zur Urbanisierung der Dörfer. Die Dörfer wurden halbproletarisiert, und die Städte verwandelten sich in große Siedlungen oder in übergroße Dörfer, in denen nicht das städtische »soziale« Element - um vom »politischen« ganz zu schweigen - zum dominanten wurde. Das Resultat war die Dominanz einer »strengen« ländlichen Mentalität mit entsprechenden Wertma?stäben. Man könnte auch im populären Jargon des hiesigen Menschenschlags von einer »gebirglerischen« oder »dinarischen« Mentalität sprechen. Ähnliche, vielleicht sogar noch intensivere Prozesse sind gerade jetzt im Gange, da gerade der letzte der Balkankriege wütet.«
Man kann dem Verfasser dieser Zeilen dankbar sein. Ohne sich die Mühe analytischer Distanz zu machen, ruft er mit seinen Schlagwörtern noch einmal die rassistische Vorstellungswelt wach, mit denen Nazismus, Bolschewismus und die dualistische Entwicklungspolitik über 7o Jahre hinweg ihren Haß auf das Objekt ihrer Begierde und ihre Furcht vor seiner Gegenmacht zum Ausdruck brachten. Gerade darin jedoch bringt er ein wesentliches Moment des aktuellen Kriegs genauer auf den Punkt, als jede Agrarsoziologie es vermöchte, wenn auch sicher unabsichtlich. Begriffe wie »bäuerliche Weise«, »natürlicher Rohstoff«, »ländliche, dinarische Mentalitäten« gehören zur Frontberichterstattung über einen sozialen Krieg, der die Akkumulationszyklen dieses Jahrhundert geprägt hat und der bis jetzt zu einem globalen Saldo von mehreren hundert Millionen Toten aufgelaufen ist. Es ist nicht der Krieg gegen die BäuerInnen. Es ist der Krieg gegen ein soziales Kontinuum von moralischer Ökonomie und Existenzrecht. Es war seine Gegenmacht, die in der osteuropäischen Revolution von 1917-19 zum ersten Mal die Barbarei der Kapitalakkumulation in die Defensive brachte. Was jetzt im Gemetzel der ethnischen Säuberungen zertrümmert wird, ist eine späte Gestalt dieser Gegenmacht. Sie unterscheidet sich zwar deutlich von ihren frühen Ausdrucksformen von 1917, aber sie ist mit ihr über einen historischen Transformationsprozeß verbunden und daher ohne sie nicht zu verstehen.
Es ist natürlich rassistischer Unsinn, wenn Jugoslawien als Dorf beschrieben wird. Aber es ist die selbe moralische Ökonomie, die sich noch vor hundert Jahren auf die Auseinandersetzung der Dörfer mit den spätfeudalen Ausbeutern beschränkt hatte, die später die Akkumulationsstrategien der jugoslawischen Eliten vor und nach dem 2. Weltkrieg bis in Städte und Fabriken hinein immer wieder von unten in die Enge brachte. Vor dem Krieg in der Auseinandersetzung mit der »Raubwirtschaft« (Seton-Watson) eines diktatorischen Staatsmonopols, nach dem Krieg mit der Raubwirtschaft eines sozialistischen Staatsmonopols. Die Raubmethoden unterschieden sich wenig: Überausbeutung über eine staatlich regulierte Preisschere zwischen Agrarprodukten und industriellen Investitions- und Konsumgütern, Überausbeutung im Mißverhältnis von Steuern und Leistungen, gezielte Dorfverelendung, flankiert durch eine polizeiliche Dauerbelagerung.
Die Formen, in denen die moralische Ökonomie sich mit ihnen konfrontierte und sich selbst darin transformierte, zeugen von ihrer erstaunlichen Elastizität und waren selbst durch die Krisenstrategien der 80er Jahre nicht zu überwinden. Dies hat einen wesentlichen historischen Grund darin, da? die einzige wirkliche soziale Macht, die aus dem zweiten Weltkrieg hervorging, die der Bauernpartisanen war, einzigartig in der europäischen Geschichte. An ihren politisch-sozialen Strukturen scheiterte der Versuch der wangskollektivierung, sie waren der eigentliche Grund, warum die Unterwerfung des Lohns unter die Mehrwertkalkulationen der Führung in den letzten 4o Jahren nie gesichert war und sich der Druck der Einkommenserwartungen immer wieder gegen die Diktate der Wertschöpfung politisierte. Um dies zu begreifen, müssen wir die Entwicklungslinien seit dem revolutionären Flächenbrand von 1917 - 1919 kurz nachzeichnen.
Was der Entwicklungsrassismus linker und rechter Prägung gern zum »natürlichen Rohstoff« mit irgendwelchen indigenen Mentalitäten verdinglichte, war das Subjekt, das in den Jahren 1917-19 den gesamten Agrargürtel von Finnland bis Griechenland in revolutionären Brand setzte und seinen Ausgangspunkt in den russischen Dörfern hatte. Dieser revolutionäre Proze? war transnational. Der Nationalstaatsgedanke war untrennbar mit den Herrschafts- und Ausbeutungsaspirationen der jeweiligen Intelligenz verbunden und gehörte zum ideologischen Arsenal des sozialen Feindes. Daher spielten auch die offiziellen Kriegsgegnerschaften kaum eine hemmende Rolle. Ethnische Unterschiede, die heute wieder zu jahrhundertealten Vorgeschichten des Kriegs montiert werden, stellten lediglich Einfärbungen in der Homogenität der sozialen Gegnerschaft dar. David Mitrany formuliert nur die Feststellungen vieler Kenner: »Soziale Bewegungen waren in der Vergangenheit niemals nationalen Linien gefolgt. Die Bauern einer Region, so unterschiedlich sie nach Sprache, ethnischer Herkunft oder Religion waren, schlossen sich zusammen, wenn sie ihre Rechnung mit den Grundbesitzern beglichen.«
Der revolutionäre Prozeß war auch nicht auf das Land beschränkt, sondern bestimmte über das mobile Element der sogenannten »BauernarbeiterInnen« die Revolution auch in die Fabriken hinein. Er war nicht proletarisch im marxistischen Sinne einer bereits in die Wertschöpfungsdynamik eingebundenen und disziplinierten Schicht erblicher Arbeiter, im Gegenteil. Er radikalisierte vielmehr die Werte von Gleichheit, Kollektivität und Versorgung aller gegen das Diktat der ökonomischen Wertschöpfung insgesamt zu revolutionären Kampfwerten. Diese hatten weder etwas mit »bäuerlichen Mentalitäten« zu tun noch mit biologischen Eigenschaften eines »natürlichen Rohstoffs«. Denn ihr oft als »primitiver Bauernkommunismus« denunzierter Basiskommunismus war nicht primitiv. Seine Formen und Autonomien kollektiver Gegenmacht hatte er in der jahrhundertelangen Auseinandersetzung gegen Herrschaft und Auspressung entwickelt, modernisiert und durch neue Formen der Mobilität vergesellschaftet. Er war auch entgegen der marxistischen Propaganda nicht kleinbürgerlich, denn er verwirklichte sich in den kollektiven Aneignungsformen der revolutionären Dorfkommunen oder Basisgemeinden, wie man will, ja er machte auf dem Höhepunkt der Revolution das gerade durch die herrschende Agrarpoltik gebildete Privateigentum wieder rückgängig. Schlie?lich war er auch nicht einmal mehr »feudal« oder »antifeudal«, er war so modern wie sein Gegner. Sein Haß, der Haß von 70-80% der Bevölkerung, richtete sich präzise gegen das jeweilige Managment und die Formen ausbeutender Gewalt.
Zunächst gegen den Feudaladel, dann gegen die Pächter und Pioniere der Fabrikausbeutung. Im letzten Stadium radikalisierte er sich in der Auseinandersetzung mit der staatsmonopolistischen Verschärfung der Gewalt vor und im ersten Weltkrieg und das heißt vor allem gegen die progressistische städtische Intelligenz und die Agenturen ihres staatlichen Monopolismus, egal ob links oder rechts.Wir haben diese Entwicklung in einem ersten Entwurf zur russischen Revolution im Materialienband 4 beschrieben und auch die politisch-ökonomische Reaktion umrissen, mit der dieser übergreifende revolutionäre Prozeß zum Ende des Kriegs zerlegt und eingedämmt wurde. Von besonderer Wichtigkeit für unser Thema ist die Rückzugslinie des nationalstaatlichen Monopolismus, in dessen Grenzziehungen die Transnationalität der Revolution eingehegt und parzelliert wurde.
Sie war kombiniert mit den hinhaltenden Zugeständnissen von Landreformen, die die Formen der revolutionären Aneignung durch den Kollektivismus der Basisgemeinden einer staatsmonopolistischen Regelung unterwerfen und damit langfristig dem Diktat der Wertschöpfung wieder zugänglich machen sollten. In diesen Rückzugsstrategien trafen sich die bürgerlichen Architekten des nationalstaatlichen Systems von Versailles mit der rechtsbolschewistischen Reaktion, wie Rosa Luxemburg es noch aus dem Gefängnis in Breslau kritisiert hat.
Damit war das transnationale Kontinuum des revolutionären Prozesses zwar zerschnitten, seine Front verlief gleichwohl weiter durch alle Länder an einer einzigen sehr präzisen Linie. Für die Kommissare des bolschewistischen Raubmonopols blieb das russische Dorf ein gefährliches Terrain, vielfach eine regelrechte no-go-area. Und für das sogenannte »Jugoslawien« schrieb Tomasevich plastisch: »Der Staat war keine Institution, den die Bauern - und das heißt die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung - als ihre eigene betrachteten, er blieb für sie eine fremde, gefürchtete, oft geha?te Organisation. Der Haß, den die Bauern über Jahrhunderte gegen die Feudalaristokratie gehegt hatten, wurde jetzt auf die Staatsbürokratie und die Repräsentanten der neuen sozioökonomischen Ordnung aus der Stadt übertragen.«
Diese Beschreibung kennzeichnete nicht spezifisch jugoslawische Verhältnisse. Sie zeichnete die soziale Front, die sich von Litauen über Polen und Rußland bis Mazedonien durch alle »Länder« hindurch in der Auseinandersetzung von revolutionärem Proze? und etatisiertem Raubmonopol zog und die sich in alle drei Kontinente globalisieren sollte.
Der revolutionäre Prozeß hatte seinen dynamischen Kern im russischen Bauernaufstand, der schon im Sommer 1917 die alte Ordnung hinweggefegt hatte, bevor sich die bolschewistische Machtergreifung im Oktober die vollendete Tatsache zunutze machen konnte. Er verlängerte seine Dynamik im Verlauf des Jahres 1918 in den Balkan, wobei auch hier eine Bauernguerilla die dörflichen Aneignungsformen flankierte, teils als »grüne Garden« (vor allem in Kroatien und Slawonien), teils als Deserteursverbände aus den Wäldern in einer Gesamtstärke von mehreren Hunderttausend allein in den südslawischen Teritorien, deren Erfahrungen die Bildung der Partisanenverbände des zweiten Weltkriegs vorwegnahmen und begünstigten. Auch hier zielte seine Bewegung auf einen Kommnunismus von unten, der wie in der russischen Dorfgemeinschaft («mir«) die Elemente kommunitärer Gegenmacht aus der südslawischen Familiengemeinschaft, der »Zadruga«, zu Formen kollektiver Aneignung radikalisierte. Dasselbe gilt für die familiäre Feldgemeinschaft der Kmetschina in Bosnien und der Herzegowina und das an der Küste vorherrschende Kolonat. Ähnlich wie die Bolschewiki in der Agrargesetzgebung von 1918 versuchte die südslawische Exekutive im Gleichschritt mit den übrigen Regierungen des Agrargürtels, den Flächenbrand der kommunitären Bewegungen in Landreformen aufzufangen und ihren Kollektivismus durch Eigentums- und Erwerbsgarantien zu parzellieren und zu verrechtlichen, in der vagen Hoffnung, ihn langfristig in den Abschottungen der neuen Nationalordnung von Versailles aufzureiben.
Dies waren zunächst reine Rückzugslinien, und sie wurden in Jugoslawien und den anderen Teilen des Balkans in zum Teil wilder Panik arrangiert (etwas anders als in Polen, wo die nationalistische Kriegsstrategie der Bolschewiki im Polenfeldzug mithalf, den Kommunismus von unten von vorneherein stärker einzudämmen). Sie leiteten die Latenzphase einer politisch-ökonomischen Konfliktualität ein, die sozial und ökonomisch in allen Ländern an der schon beschriebenen Front ständig explosiver wurde. Die Feindseligkeit den nationalen und intellektuellen Eliten gegenüber (auch aus den Bauernparteien) nahm zu, lediglich hingehalten durch populistische Erscheinungen wie die der aus der Narodnikitradition stammenden Brüder Radic in Jugoslawien, Stamboliski in Bulgarien oder Witos in Polen. Faschistische Initiativen blieben eine Sache rechter Intelligenz und Kleinbürgerschichten der rechten Intelligenz und vermochten in der Subsistenz kaum Fuß zu fassen - entgegen einer manchmal geäußerten Auffassung auch in Polen nicht, sehr zu Leidwesen der nationalsozialistischen Beobachter - mit Ausnahme der rumänischen Eisernen Garde in der ersten Phase ihrer christlich-chiliastischen Propaganda. Die kommunistische Intelligenz stieß wegen ihrer Gegnerschaft gegen die herrschende Ausbeutungsordnung auch in Jugoslawien auf eine gewisse Sympathie, die durch die Nachrichten über die stalinistische Zwangskollektivierung beeinträchtigt wurde, fand jedoch über das schmale Segment einer unbedeutenden Arbeiterklasse hinaus nie eine breite Basis.
Das wirkliche Problem der linken wie rechten nationalen Ausbeutungseliten blieb die Gegenmacht der moralischen Ökonomie auf dem Land, die über die Binnenmigration bis in das »Niemandsland« (wie es ein zeitgenössischer Bericht ausdrückte) der städtischen Armenviertel hineinreichte. Ihre Ausdruckformen hatten sich auch unter dem Regime des etatistischen Monopolismus von Versailles nur wenig verändert. Sie kontrollierte die am Familieneinkommen orientierte Verausgabung von Arbeit. Die wütenden Berechnungen unzugänglicher und nicht beherrschbarer Arbeitsreserven waren das Dauerlamento ohnmächtiger Entwicklungsagenturen unter den ominösen Stichwörtern der »verdeckten Arbeitslosigkeit« und »Überbevölkerung«. Gerade in den ersten Jahren hatten die nationalen Monopolstrukturen in der Furcht vor der Revolution große Schwierigkeiten damit, Agrarprodukte aus den familiären Konsumzusammenhängen auf den Markt zu pressen, um mit Hungerexporten Devisen zu erwirtschaften. Nachdem der Hungerzwang infolge der Revolution versage, klagte Baumberger in zynischem Mißmut, esse sich der Bauer satt und arbeite nur noch soviel, als hierzu notwendig sei . Besonders in Jugoslawien war der Rückgang der Marktbelieferung zeitweise dramatisch .
Der Zugriff war weder über eine zum Teil blutig operierende Steuerpolizei noch über gesetzliche Einrichtung von Mühlen-, Silo- und Vermarktungsmonopolen (an deren später unter nationalsozialistischer Orientierung betriebenen Experimente Tito in den 5oer Jahren wieder anknüpfen sollte) noch über die Kreditschraube neuer Agrarbanken so erfolgreich, da? er zu einem grundsätzlichen Durchbruch führte. Die Monopole wurden mühelos durch die undurchdringlichen und unkontrollierbaren regionalen Strukturen unterlaufen und die repressiven Maßnahmen nahmen aus Furcht vor der Revolution die Formen eines durchaus blutigen Dauerkriegs an, dessen Intensität ständig am Pegel der Unruhen ausgerichtet und moderiert wurde.
Verhaftungen, Verprügelungen und Tod infolge Fluchtverdachts waren in Jugoslawien alltägliche Erscheinungen (eher vorsichtige Schätzungen berichten in diesem Zusammenhang über einen Blutzoll von 60 Hinrichtungen, 200 Toten durch Polizeiterror und Inhaftierungen, 20.000 Gefangenen durch Sondergerichte, die die staatsmonopolistische Kriegsführung allein während der kurzen Regierung Alexanders kostete ). Sogar viele technische Momente, die die entwicklungsorientierte Linke in ihrem Sozialrassismus den primitiven und rückständigen Mentalitäten zurechnet, wie etwa die Rückständigkeit des Arbeitsgeräts und der Saatgutversorgung (Holzpflüge etc.), erweisen sich bei näherem Hinsehen als strategische Momente des Konflikts. Die Familien haben nicht nur die extrem hohen Zinsen kalkuliert, sondern den damit einhergehenden sozialen Zugriff auf Arbeit und soziale Kohärenz in ihren Versorgungsaspekten zu blockieren versucht. Ihre hohe Elastizität erwies die moralische Ökonomie besonders angesichts der Weltwirtschaftskrise. Bei allem Elend vermochte sie noch die aus den Städten zurückflutenden ArbeiterbäuerInnen in ihre Versorgungsstrukturen aufzunehmen und die sozialbereinigende Krisenfunktion des kapitalistischen Zyklus zu unterlaufen. Es gab keine Arbeitslosigkeit auf dem Land .
Anlaß für die Eskalation des Rassismus gerade in der deutschen Metropole, wie er von Susanne Heim und Götz Aly in seinen späteren Ausprägungen analysiert wurde: »Das Dorf wächst wie ein Polypenstock; die Menschen verlieren allmählich all jene imponderabilen Eigenschaften, die den eigentlichen soziologischen und eugenetischen Wert einer Bauernbevölkerung ausmachen, degenerieren körperlich und seelisch zum Typus des mickrigen Menschen« .
Es war diese moralische Ökonomie, ihr »Esserismus«, ihr »parasitäres Pro-Esser-System«, die in der sozialen Gegenmacht ihrer ökonomischen Versorgungstrukturen zuerst von der stalinistischen Zwangskollektivierung angegriffen wurde und ein halbes Jahrzehnt später als »überflüssiger Esser« von der jugoslawischen Agrarpolitik, die sich in dieser Zielrichtung an den informellen Imperialismus des Neuen Plans von 1934 und dann des Vierjahresplans von 1936 anschlossen . Die jugoslawischen Bauernunruhen der letzten Jahre vor dem deutschen Überfall im Frühjahr 1941 konfrontierten sich mit dieser Eskalation. Als dann die deutsche imperialistische Kriegsökonomie den Zugriff intensivierte, war sie überraschend schnell und breit mit einer autonom aufflammenden revolutionären Bauernguerilla konfrontiert. Diese schöpfte ihre Kraft nicht etwa nur aus einer nationalen Orientierung gegen den äu?eren Aggressor (der Rahmen jugoslawischer Staatlichkeit zerfiel, als hätte es ihn nie gegeben). Es war die soziale Kohärenz ihrer moralisch-ökonomischen Strukturen, die sie gegen die Raub- und Vernichtungspolitik eines sozialen Aggressors mobilisierte. Es war keine nationale Erhebung, es war eine soziale Erhebung, die sich auch gegen die jugoslawischen Eliten richtete. Sicher, von BosnierInnen, SerbInnen, KroatInnen, aber diese Einfärbungen waren schon immer zum Tragen gekommen, wenn der soziale Feind zugleich der äu?ere Feind gewesen war.
An ihrer Entstehung hatte die kommunistische Partei keinen Anteil. Ihr kurz nach Einmarsch der deutschen Truppen gebildetes Miltärkommitee unter Tito war zunächst ohne Einflu?. Es spielte dabei sicher eine Rolle, da? die bis Mitte der 30er Jahre zahlenmäßig starke Partei 1937 von Tito und als langjährigem Berufsagent im Auftrag der Komintern von »Trotzkisten« und luxemburgistischen oder sonstwie bauernfreundlichen Linkssektierern gesäubert und in ihrem sozialen Einfluß geschwächt worden war. Wenn es Tito gelang, sich durch sein organisatorisches Talent und Führungsqualitäten und vor allem auch wegen seiner logistisch wichtigen Beziehungen zur UdSSR und kommunistischen Bruderparteien an die Spitze der Partisanenverbände zu setzen, so bedeutete dies nicht unbedingt eine Stärkung der KPJ. Eher im Gegenteil. KämpferInnen der bäuerlichen PartisanInnen begannen, von unten in die organisatorischen Kaderstrukturen aufzurücken und sie mit ihren basiskommunistischen Vorstellungen zu infiltrieren. Sie blieben auch in Zukunft weitgehend den sozialen Strukturen und der sozialen Basis verbunden, aus der sie kamen. Eine Wiederholung der unter Trotzki im russischen Kriegskommunismus eingeleiteten Initiative, über den Krieg eine stabile Kaderorganisation gegen Guerilla und BäuerInnen zu schmieden, hatte hier keine Chance. Die Militärpolitik sollte noch längere Zeit brauchen, um aus der Armee ein stabiles Instrument der Staatsmacht zu machen. Das führte dazu, daß die noch immer stalinistische Organisation im anwachsenden Parteiapparat sich als abgespaltener Kern im Hintergrund hielt und der Volksheld Tito mehr nolens als volens die Funktion einer populistischen Brücke übernehmen mußte.
Dies war Stalin klar, als er 1948 am Konflikt mit Tito über die Kominform den Trennungsstrich des Kalten Kriegs an der Grenze zu Jugoslawien zog. Weder der Kern der jugoslawischen KP noch Tito waren zunächst Abweichler. Ihre Landreformen, die ebenso wie 1919 die dörfliche Massenarmut hinhalten sollten, noch die gleichzeitige gegen die Überbleibsel peasantistischer Organisationen gerichtete Säuberungspolitik fiel aus dem Rahmen der Volkrepubliken heraus. Die strategische Zielorientierung der Agrarkollektivierung bewegte sich anfangs durchaus in der Spitze ihres Spektrums (die öffentliche Rhetorik widersprach den Plänen und gab der Sorge über die Unberechenbarkeit des Widerstands Ausdruck), sie war radikaler als die des polnischen und sogar als die des bulgarischen Regimes. Als die Kominform nach Schdanows Anklage im Juni 1948 den Bann gegen Tito wegen trotzkistischer Abweichung und was sonst noch richtete, da waren viele der vorgetragenen Gründe lächerlich, bis auf einen: Tito hatte ein unerhörtes ideologisches Sakrileg begangen und in einer Rede die Bauern als das festeste Fundament des jugoslawischen Staates bezeichnet. Selbst das wäre in Anbetracht von Titos Verdiensten und Fähigkeiten eine läßliche Sünde und lediglich eines Rüffels wert gewesen. Das Schlimme daran war, daß es stimmte.
Die Gründung der Kominform im Spätsommer 1947 war eine Antwort auf den Marshallplan. Sie war keine defensive und auch keine lediglich politische, sondern auch eine ökonomische Antwort. Die Grenze des Kalten Kriegs sicherte den territorialen Zugriff für die Verlängerung einer Politik der sozialen Zertrümmerung der »esseristischen« Dorfstrukturen im Wege der Zwangskollektivierung in die Volksrepubliken, die als Strategie der »sozialistischen Akkumulation« neue agrarische Werte und Arbeitsreserven mobilisieren sollte. Der Koreakrieg hatte in der Verschärfung dieser Politik im Ostblock etwa dieselbe Funktion wie in der Verschärfung des US-Imperialismus. Dies war in Jugoslawien nicht durchsetzbar.
Bezeichnend ist die Klage des kroatische Premier Dr. Bakaric im Herbst 1949, es gäbe keine Probleme in der Getreideproduktion, nur die Zwangsabgaben wären nicht durchsetzbar. Hierbei erfüllten sogar die Arbeitskooperativen ihre Pflicht nicht. Außerdem gäbe es Mi?brauch bei den örtlichen Parteimitgliedern. Sie weigerten sich oft, den armen Bauern das Getreide abzunehmen und hielten sich an die reichen, indem sie ihnen manchmal mehr als die ganze Ernte wegnahmen ). In der Tat standen in Jugoslawien keine Machtmittel zur Verfügung, um das ganze Spektrum der Gegenmacht zu brechen. Denn es war nicht, wie in anderen Republiken, auf das Dorf und ArbeiterbäuerInnen beschränkt, sondern es hielt die Armee, die Partei, die lokale und regionale Administration bis in die höheren Ränge besetzt. Au?erdem war die Rote Armee weit weg. Auch in Polen etwa war die Kollektivierung nur unter ihrem Schutz in Angriff zu nehmen . Ein Einmarsch in Jugoslawien aber gegen das Volk und eine der besten Partisanenarmeen der Welt, der möglichweise den Flächenbrand gegen den Stalinismus in ganz Osteuropa und sogar Russland neu entfacht hätte, kam nicht infrage. Das Beispiel der jugoslawischen Verhältnisse erwies sich ohnehin als gefährlich genug. So wurde die Kominformattacke auf Tito von polnischen Bauern mit der Schlachtung von Vieh (ein traditionelles Kampfmittel) beantwortet und die polnische KP klagte, daß eine ziemliche Anzahl von lokalen KP-Funktionären von Bauern getötet worden sei .
Der Bann gegen Tito war das Signal für eine neue Etappe in der Verbindung des kalten Kriegs nach außen mit der Intensivierung des sozialen Kriegs nach innen. Es ging nicht um die Person Tito, sondern um die soziale Macht, für die er nur eine mehr oder weniger unschuldige Gallionsfigur war. Es wird vermutet, daß Stalin möglicherweise auf eine Erhebung der traditionell russenfreundlichen serbischen Bevölkerung gegen Tito hoffte.
Ich halte es für unsinnig, ihm als einen der erfahrensten Kenner bäuerlicher Gegenmacht eine derartige Fehleinschätzung anzulasten. Die Abgrenzung von Tito war ein Teil einer grundsätzlichen und langfristigen Orientierung von globaler Bedeutung und mü?te im Hinblick auf die zukünftige Politik gegenüber den basiskommunistischen Kräften »nationaler« Befreiungsbewegungen noch einmal genauer untersucht werden. Sie war das Pendant und Signal zur »inneren« Säuberungswelle in den Volksrepubliken, der Sprachrohre der bäuerlichen Unterklassen wie etwa Gomulka zum Opfer fielen, aber auch weniger artikulierte Abweichler wie Patrascanu in Rumänien, Kostov in Bulgarien und Koci Xoxe in Albanien.
Dies gab den Plänen zur Durchführung der erzwungener Kollektivierung in Jugoslawien praktisch den Todesstoß. Wenn sie auch anfänglich im Verbund mit anderen Volksrepubliken auch gegen die sich abzeichnenden großen inneren Widerstände in Jugoslawien anvisiert worden sein mochte, nach 1948 hatte sie isoliert letztlich keine Chance mehr. Tito lie? diese Erkenntnis schon zwei Monate nach der Kominformattacke in der Erklärung anklingen, Jugoslawien hätte genug aus den Ereignissen in Ru?land gelernt, um in der augenblicklichen Situation die Landwirtschaft nationalisieren und kollektivieren zu wollen, das würde die Bauern nur verwirren. Trotzdem wurden noch bis 1951 die schon eingeleiteten Kollektivierungsinitiativen weiterverfolgt, denn die Endgültigkeit der Ausgrenzung mochte noch nicht sicher sein, die jugoslawischen Stalinisten wollten den Anschluß nicht verlieren und kalkulierten zudem darauf, noch möglichst viel Terrain zu gewinnen. Unter dem Eindruck des wachsenden Widerstands besonders in Kroatien und Mazedonien wurden sie jedoch 1951 abrupt abgebrochen. Auf dem Hintergrund der zum Teil kollektivierungsbedingten Mi?ernte von 1950 wuchs nicht nur die in der Einschränkung der Belieferung und in den Unruhen zum Ausdruck gelangende Radikalität und Militanz, diese drohten auch, das in sich widersprüchliche Gewebe der politisch-ökonomischen Struktur zu zerreißen, mit unabsehbaren Folgen.
Zwangsablieferungen von Fleisch, Milch und Tierfutter wurden abgeschafft, lediglich die von Getreide wurde zunächst beibehalten und erst im Juni 1952 abgeschafft. Die Zwangsma?nahmen zum Beitritt in die sogenannten Bäuerlichen Arbeitsgenossenschaften, die Zugriff auf Arbeitsleistung und -organisation und eine überproportionale Wertabschöpfung zugunsten der Industrie eröffnen sollten, wurden fallengelassen mit dem Erfolg, da? sie binnen Monaten verwaisten. Das durch die Maßnahmen jedoch wiederaufgelebte Mißtrauen, die Ablehnung der Parteieliten und das Aufbrechen der alten Frontlinien waren bei aller guter Erinnerung an die Kriegserfahrungen allerdings nicht mehr rückgängig zu machen. Dazu war auch kein Anlaß. Denn der taktische Rückzug leitete nur einen taktischen Grabenkrieg ein, der unter verschiedenen Deckmäntelchen versuchte, die alte Politik fortzusetzen, mit Mitteln, die den Bauern zumeist schon aus der Vorkriegszeit geläufig waren.
Ich kann an dieser Stelle nicht auf die verschiedenen zum Teil mit beträchtlicher Raffinesse eingesetzten Angriffs- und Ausbeutungsstrategien eingehen, sie sind gut bei Robert Miller nachzulesen (der einen etwas besseren, offenbar von Teodor Shanin inspirierten Einblick in die Grundsätzlichkeit des sozial-ökonomischen Antagonismus erkennen läßt) aber auch bei Loncarevic, Allcock oder Wädekin . Zu ihren wichtigsten Momenten gehört ein regelrechtes Zweiklassenwahlrecht (in der zweiten Produzentenkammer waren die Städter fünf mal so stark repräsentiert wie die Landbewohner); die zum Teil drastische Ökonomische Überausbeutung über eine administrativ fixierte Preisschere zwischen Agrar- und ländlichen Investitionsgütern (Dünger, Saatgut, Maschinen), aber auch Konsumgütern (auch und gezielt zugunsten der im Verhältnis oft drastisch überkapitalisierten und parasitär-kostspieligen »sozialistischen« Agrarbetriebe); die Belastung der BäuerInnen (im Gegensatz zu den StädterInnen) mit dem Stra?enbau, der Einrichtung von Stromversorgung, Schulen, Erste-Hilfe-Stationen (praktisch eine Wiederauflage der alten Fronverpflichtungen) die Unterwerfung unter die verschiedensten Formen von staatlichen und halbstaatlichen Monopolen (zu deren Instrumentarium ab 1955 auch die Allgemeinen Landwirtschaftlichen Genossenschaften mit ihren Vertriebs- und Absatzmonopolen und Aufgaben lokaler Administration und Kreditvermittlung zählten); der Ausschluß von der Teilhabe an der öffentlichen kostenlosen Gesundheits-, Alters- und Invaliditätsversorgung oder die Belastung mit extrem hohen Beitragsleistungen; die höhere Steuerlast. Insgesamt (und damit ist noch nicht gesagt, wieweit diese Differenzen überhaupt in die Statistiken eingingen) lag das Einkommen nicht landwirtschaftlich Erwerbstätiger durchgängig um 50% höher als das der landwirtschaftlich Erwerbstätigen und auch dies war im »sozialistischen« Sektor weit höher als bei den BäuerInnen.
Das Mittel zur Mobilisierung dieses gewaltigen Werttransfers, der dem der Vorkriegszeit mit Sicherheit nicht nachsteht, waren verschiedene Spaltungslinien, die taktisch eingesetzt, genutzt, vertieft wurden. Dazu gehört in erster Linie die Spaltung zwischen etablierten und qualifizierten ArbeiterInnen und BäuerInnen bzw. dem mobilen Moment der ArbeiterbäuerInnen, die aus den letzteren praktisch »Staatsbürger zweiter Klasse« (Miller) machte. Ihr Management wurde zur Verschleierung und zur Reduzierung der politischen Konfliktualität dezentralisiert, lokalisiert und in die Organe der sogenannten Selbstverwaltung und Formen der Mitbestimmung hineinverlagert (in der Bauern nichts und die administrative und Arbeiterelite das meiste zu sagen hatten).
Diese Selbstverwaltung hatte auch gro?en Anteil an der allmählichen Befreiung der Partei und Bürokratie vom Einfluß bäuerlicher Gegenmacht, die der Partisanenkrieg mit sich gebracht hatte. Sie wurde flankiert durch eine entsprechende Militärpolitik. Genutzt und vertieft wurden auch regionale und ethnische Differenzen, die darin eine neue sozial-ökonomische Bedeutung erhielten. Eine besondere Bedeutung hat die Feminisierung der Armut und der Landwirtschaft. Die Anzahl der ArbeiterbäuerInnen, die zum Familieneinkommen in den Städten und großen Agrobetrieben beitragen mußten, nahm zu, die Vernachlässigung und Verelendung der Dörfer sorgte für eine Abwanderung der Jungen mit der Folge einer starken Überalterung.
All dies hat die moralische Ökonomie einem Dauerstre? ausgesetzt, sie transformiert, sie aber nicht beseitigt. Sie hat eine grundsätzliche Einbindung auch der Arbeiterklasse in die Verantwortung für die Mehrwertrate und die Regeln der Akkumulation, wie sie hierzulande seit hundert Jahren durchgesetzt ist, kaum aufkommen lassen. Dies belegt die Ungezügeltheit der Streikbewegungen ebenso wie der Druck der am Familieneinkommen orientierten Einkommenserwartungen und -forderungen, der die Herren des Mitbestimmungsarrangements immer wieder in die Defensive brachte und ihren Rahmen in den großen Streikbewegungen der letzten Jahre auf der einen und die Flucht in eine heillose Geld- und Kreditinflation auf der anderen Seite völlig gesprengt hat. Dies belegt aber auch die Elastizität der bäuerlichen Familienökonomie, die gegen den kapitalistischen Gebrauch der Krise im industriellen Sektor alte Existenz- und Versorgungsgarantien wiederbelebt, man kann fast sagen aktualisiert hat und für einen sozialen Machtzuwachs der Frauen gesorgt hat.
Es sind die sozialen Strukturen und Werte dieser moralisch-ökonomischen Gegenmacht und die mit ihnen verbundenen Blockierungen nationaler und transnationaler Wertschöpfung, auf deren Zertrümmerung dieser Krieg abzielt. Er stellt darin nur eine Facette des Spektrums von sozialem Krieg in Osteuropa dar, wie wir ihn schon in Band 4 der Materialien analysiert haben. Die Paradoxie liegt darin, daß ein fast sozialtechnischer Einsatz bewaffneter Interventionen an ethnischen Konfliktlinien von oben erstmals in der Geschichte Jugoslawiens in der Lage war, auch orientierend auf das gewaltige Potential der Militanz von unten zu wirken und darin zugleich die Männermacht wiederherzustellen. Im Einzelnen veweise ich dazu auf die weiteren Ausführungen dieses Bandes. Mir ging es an dieser Stelle nur darum, aus der geschichtlichen Bewegung des sozial-ökonomischen Antagonismus bestimmte Facetten des Kriegs zu beleuchten und leichter erklärbar zu machen.

J. Gaisbacher u.a. (Hg.), Krieg in Europa, Analysen aus dem ehemaligen Jugoslawien, Graz 1992, S.72, Fn. 7
David Mirany, The Effect od the War in Southeastern Europe, New Haven 1936 S.32
Soziale Revolution und das Kommando der Akkumulation. Zur Aktualität der russischen Revolution in: Das Ende des sowjetischen Entwicklungsmodells, Materialen für einen neuen Antiimperialismus Nr. 4, S.9. hier: S.58-73;
A. Mayer, Political Origins of the New Diplomacy, 1917-1918. New Haven 1959. Die Renationalisierung der realsozialistischen Reaktion in der Auseinandersetzung mit den den transnationalen Charakteristika der revolutionären Bewegung ist bisher kaum thematisiert. Nur ihre Einzelaspekte im Umbau der militärischen Struktur, der Hegemonisierung des sozialistischen Internationalismus etc. sind abgehandelt. Ihr drastischster Ausdruck war die nationalistische Strategie im russisch-polnischen Krieg von 1920, die mehr als alles andere zur Eindämmung des revolutionären Prozesses in Polen beigetragen hat.
J. Tomasevich, Peasants, Politics and Economic Change in Yugoslavia, Stanford S.144
Für einen guten Überblick vgl. M. Sering Hg. Die agrarischen Umwälzungen im außerrussischen Osteuropa, Berlin 1930
Baumberger-Deimling, Die agrarische Umwälzung in Großrumänien, in M. Sering a.a.O., S.341, 388; Vgl auch Mitrany, Marx against the Peasant, London 1951, S.126 f.
vgl. Zahlen bei L. Fritscher, Agrarverfassung und agrarische Umwälzung in Jugoslawien, in Sering a.a.O. S. 277 hier: 332 ff.
vgl. Hugh Seton-Watson, Osteuropa zwischen den Kriegen 1918-1941, Paderborn 1948, S.154 f. S.18o f. S.264 f.; vgl. auch Tomasevich a.a.O
S.496; D. Tomasic, The Struggle for Power in Jugoslawia, Journal of Central European Affairs 1941, S.148, S.154
Vgl z.B. W. Woytinsky, Les Consequences de la Crise, Genf 1936, S.224 ff.
S. Heim, G. Aly, Vordenker der Vernichtung, Hamburg 1991
A.H. Hollmann, Agrarverfassung und Landwirtschaft Jugoslawiens, Berichte über Landwirtschaft, N.F., Sonderheft 3o, S.67, hier S.68
R.W. Davies, The Socialist Offensive, The Collectivization of Soviet Agriculture, London 198o, 2. Kapitel und derselbe, The Soviet Collective Farm, London 198o, 6. Kapitel.
Vgl. D. Hartmann, Völkermord gegen soziale Revolution, Autonomie NF 14, S.217, hier: S.241, 3. Auflage Berlin 1987
London Times, 22.1o.49
Der Chefideologe der Ungarischen KP erklärte 1949, daß die Kommunisten einen Bürgerkrieg nur dank der Präsenz der »Roten Armee" vermeiden könnten, London Times, 7.5.49
Bericht in London Times 25.1.49
R.F. Miller, Alte und neue Formen der Kooperation für Jugoslawiens Bauern, Osteuropa 6/1980, S.51o; derselbe, Sozialistische Theorie und sozialer Wandel in Jugoslawiens Landwirtschaft, Osteuropa 10, 198o; I. Loncarevic, Die Kooperation zwischen den privaten Landwirtschaftsbetrieben und den gesellschaftlichen Wirtschaftsorganisationen in der Landwirtschaft Jugoslawiens, Berlin 1974;
K.-E. Wädekin, Sozialistische Agrarpolitik in Osteuropa, Berlin 1974;
J.B. Allcock, Die »sozialistische Transformation des Dorfs«, Osteuropa 2, 1945.

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