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Mon Jun 11 11:31:23 2001
 

Inhaltsverzeichnis Inhalt Familie Schimpf im Maya-Land Aufwärts

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Ein Traum wird wahr

Während Laurenz Schimpf-Hudler am Jahresende 1994 über die Rückeroberung der Ländereien sinniert, herrscht auf Liquidambar reges Treiben. Die Ernte hat begonnen. Und nicht nur das. Für die BesetzerInnen der Plantage ist ein neues Zeitalter angebrochen. Eduardo, Mitglied der UCPFV, erklärt: »Auf den von uns enteigneten Fincas sind die Arbeits- und Lebensformen unterschiedlich. Hier auf Liquidambar wird alles kollektiv verwaltet und bearbeitet. Alle Menschen, die hier arbeiten, sind Mitglieder der Kooperative. Wir bezahlen uns, Männern und Frauen, die gleichen Löhne.«

Zum ersten Mal in ihrem Leben arbeiten die PflükkerInnen auf Liquidambar unter Selbstverwaltung. Hügel für Hügel werden angegangen, um die roten Kaffeekirschen zu ernten. Da das Produktionsgebäude nicht, wie in vielen anderen Fällen geschehen, von den Finqueros vor ihrer Flucht sabotiert wurden, läuft der Wasch- und Trocknungsvorgang ohne Schwierigkeiten. Nach dem Abwiegen werden die kleinen Früchte in große Wasserbecken geschüttet, wo sie einige Tage aufquellen. Wenn sich die Hülle von den eigentlichen Kaffeebohnen zu lösen beginnt, werden die Schleusen der Bassins geöffnet. Über ein verzweigtes System von kleinen Kanälen erreichen die Kaffeebohnen schließlich den Platz, wo sie aus dem Wasser gefischt und auf großen Freiflächen getrocknet werden. Nun dauert es nur noch wenige Tage, und der Rohkaffee kann die Plantage verlassen.

Diese Arbeitsschritte sind seit Jahrzehnten gleich geblieben und bleiben es auch nach der Besetzung. Was sich jedoch fundamental verändert hat, ist die Verteilung des Profits. Beim Verkauf des Kaffees gibt es nach Angaben der Villistas keine Probleme. Die Boykottversuche der Großgrundbesitzer seien in dieser Gegend gescheitert, da sich die Aufkäufer das lukrative Geschäft nicht entgehen lassen wollen. Schließlich gibt es nur eine Ernte im Jahr. Und die schlägt sich nicht nur in den Geldbörsen der Händler nieder, sondern läßt vor allem die BesetzerInnen von Liquidambar frohlocken. 60 Pesos pro Tag verdienen sie jetzt, das sind umgerechnet zehn US-$. Auch damit lassen sich keine Reichtümer anhäufen, aber zu einem menschenwürdigen Leben reicht es. Und welch ein Unterschied zu früher. Dieses von den ArbeiterInnen ausgesprochene »früher« klingt, als läge es hundert Jahre zurück. Dabei sind noch nicht einmal sechs Monate vergangen.



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