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Vom Tropenpflanzer zum Kaffeebaron

Die Großgrundbesitzer können natürlich kein Verständnis für die Landforderungen der Campesinos aufbringen. Marianne Schimpf-Hudler sagt beispielsweise: »Alles ist legal. Mein Großvater ist 1913 aus Deutschland ausgewandert und hat das Land 1918 rechtmäßig von der Compañía Nacional del Soconusco abgekauft.«



Hermann Schimpf wurde am 21.4.1890 in Osterode im Harz geboren. 1923 gründete der Niedersachse mit dem 35-jährigen in Guatemala ansässigen US-Bürger Max C.J. Mohr die Kaffeegesellschaft »Mohr y Schimpf«. Damit war der Grundstein für eine Entwicklung gelegt, die seiner Familie mehr als nur ein gutes Auskommen sichern sollte. Parallel mit Hermann Schimpfs Aufstieg wuchs auch der Widerstand der Campesinos. Doch während ihre Bittschriften in den Amtsstuben des Agrarministeriums verstaubten, vergrößerte sich der Besitz des Deutschen stetig. Der 1918 gekauften Ursprungsplantage folgten 1923 La Cruz I und II. 1935 kam Nueva Italia dazu, später wohl noch weitere bis Hermann Schimpf 1976 starb.

1977 war die Finca in 15 Einheiten unterteilt. Für diese besaßen 13 Personen Besitztitel, darunter Hermann Schimpf, sein Sohn German, dessen Ehefrau Gertrude und deren Töchter Margarita und Marianne, zu diesem Zeitpunkt noch minderjährig. Auf niemanden entfielen mehr als 300 Hektar Land, somit war der Agrargesetzgebung genüge getan. Auf den Urkunden für zwei weitere vorgebliche Eigentümer, Justo Gutiérrez Bonifaz und Vidal Bermudez Bermudez, ist als Wohnanschrift die Adresse San Francisco # 1517, Colonia del Valle, Mexico D. F., angegeben, interessanterweise die Hauptstadtresidenz der Familie Schimpf.

Der Fall scheint klar zu sein: »Mit Hilfe dieses Tricks«, meinen die Villistas, »haben die Deutschen ihren Besitz illegalerweise behalten.« Diesen Vorwurf scheinen auch weitere Dokumente zu bestätigen. Eine unendliche Kette von Käufen, Verkäufen und Wiederaufkäufen durchzog das Leben Hermann Schimpfs. Aufschlüsse über die juristische Verfahrensweise geben Verträge aus dem Jahr 1958, ausgestellt vom Notar Alberto Fernández Riveroll in Querétaro. Am 22.Juli des Jahres (Aktennr.5395) verkaufte Juan Everbusch, vertreten durch Martina Tavera Jiménez, die Fraktion La Cruz II an Juan López Paredes. Ebenfalls am 22.Juli (Akten-Nr. 5399) veräußerte Herbert Pfordte, vertreten durch Hermann Schimpf persönlich, 100 Hektar von La Cruz I an Ernesto Escudero Alonso. Ein alltäglicher Vorgang, doch nur auf den ersten Blick. Denn schon am nächsten Tag wurde von diesen zwei neuen Eigentümern und drei weiteren eine Generalvollmacht (Aktennr. 5405) zugunsten Hermann Schimpfs ausgestellt. Somit war alles beim alten geblieben. Der entscheidende Unterschied: Hermann Schimpf trat nicht mehr als Besitzer der von ihm Jahre zuvor erworbenen Ländereien in Erscheinung, sondern als deren Verwalter.

Gegen dieses Geflecht juristischer Kniffe ist kaum anzukommen. Unwissend in Rechtsfragen, mit geringer oder gar keiner Schulbildung, haben die BewohnerInnen von Nueva Palestina kaum eine Chance. Da nützen auch Besuche bei den zuständigen Behörden nichts. Von einem Tag werden sie auf den nächsten vertröstet: »Die da oben stecken doch alle unter einer Decke. Und so viel Schmiergeld wie der Deutsche haben wir nicht.«



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