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Thu Jan  4 20:06:23 2001
 

Patrioten, Pfaffen und Politiker

AQuadrat

Vorwort | Das Studienzentrum Weikersheim | Zur Person | Ideologie der Neuen Rechten | Gegenstrategien | Anhang
zur AQuadrat Hompage mit Frames | ohne Frames
 

„Kampf der Braunzone
Für eine revolutionäre Perspektive

 

Nebensache

Beschäftigt mit meinem Kampf
gegen den Hauptfeind
wurde ich von meinem Nebenfeind
erschossen

nicht von hinten und heimtückisch
wie seine Hauptfeinde sagen
sondern nur von der Seite
auf der er schon lange stand

 

 

und entsprechend
seiner erklärten Absicht
die ich nicht bekämpft hatte
weil er zu unwichtig war

Darum brachte mich auch mein Tod
nicht in Verwirrung
Ich widme mich weiterhin einzig
dem Kampf gegen den Hauptfeind

Erich Fried

 

Schon ein Viertel Jahrhundert ist vergangen, seitdem StudentInnen aufstanden und gegen die faschistische Kontinuität in der Nachkriegs-BRD mobil machten. Was diesem bis dahin einzigartigen Aufbegehren folgte, ist allgemein bekannt: Brechen mit alten, konservativen Ideologien, Entstehen neuer Verständnisse von Erziehung, Politik, Kultur und Gesellschaft. Linke Ideen und Lebensvorstellungen entwickelten sich weiter und bekamen eine gesellschaftliche Relevanz und Ausstrahlung. Die weiteren Folgen sind ebenso bekannt: Öko-, Anti-Vietnam-, Anti-AKW und Anti-Atomwaffen-Bewegungen. Im Blick auf die Weltpolitik (Nicaragua, El Salvador, ...) konnte manch eineR denken, der Vor(Durch-)marsch linker Ideen und Erfolge könnte kein Ende finden. Doch später wurden viele aus dieser Traumwelt gerissen.
Der „geistig-moralischen Wende“ eines Helmut Kohls folgten das Händchenhalten von Bitburg, die Jenninger-Rede, der Zusammenbruch des Ostblocks, der neue deutsche Nationalismus, die neue Rolle der Bundeswehr, die Asyldebatte und letzenendes die „Befreiung“ von allem schlechten Gewissen im Jahre 1995. Eine Reihe von Zufälligkeiten und historischer, systemimanenter Notwendigkeiten? Sicherlich nicht nur. Die Dominanz, die Schrittmacherfunktion hat die Linke schon in den 80ern verloren. Links ist mega-out. Im Mittelpunkt der demokratischen „Streitkultur“ steht nicht mehr die Kritik an Herrschaft, sondern die Gestaltung der Unterwerfung.
Schon Jahre vor dem Eintreten der Renaissance der Reaktion und des Konservatismus rüstete die Rechte auf und versuchte über Denkfabriken, Schriften und Nabelschau aus ihrer scheinbaren Isolation auszubrechen. Ein vorbereitender Schritt war sicherlich die Gründung des Studienzentrum Weikersheim im Jahre 1979. Von Anfang an arbeitete das SZW durch Rückbesinnung auf die „große Tradition unseres geschichtlichen Erbes“ auf eine „ethischen Erneuerung“ der BRD zu, denn „auf diesem Wege wird unser Volk seine kulturelle und geistige Einheit festigen.“
Die deutsche Rechte schuf sich ihre neuen alten Ideologieansätze zu einem Zeitpunkt, an dem die Linke auf vieles keine Antwort mehr wußte; ein Vakuum, das von der Rechten gefüllt wurde. Mit welchem Erfolg dies erfolgte, ist heute angesichts eines übergreifenden Abbaus sozialer und demokratischer Rechte und Errungenschaften, der Militarisierung der Außenpolitik und des Auflebens des Anti-Antifaschismus klar geworden. Immer mehr setzt sich ein nationaler Konsens in vielen Gesellschaftlichen Ebenen durch: Das Lied vom Standort und das des Bootes, das nun wirklich voll sei, kennt wohl in der Zwischenzeit jedeR.
Wir denken, daß neben dem Niedergang der (internationalen) Linken, eben die Offensive der Rechten mehr ist als ein Zufall. Mit verantwortung dafür tragen Denkfabriken wie das SZW oder die Siemens-Stiftung.

Also: Kampf der Neurechten!(?)

Die Hegemonie konservativer, nationalistischer und völkischer Ideen findet sich nicht nur in der Politik, sondern eben auch in allen Lebensbereichen wider, sei es Kunst, Literatur, Publizistik, Zivilgesellschaft usw. Eine Gegenstrategie kann also nur ein Kampf um die (Wieder-)Eroberung eben jener Lebensbereiche sein.
Wir begreifen Antifaschismus nicht nur als der Kampf gegen organisierte Neofaschisten, seien sie nun militant oder intellektuell. Dies sagen wir hier noch mal so platt, auch wenn dies mittlerweile eine antifaschistische Binsenweisheit sein dürfte. Eine Voraussetzung für das Erstarken der neofaschistischen Bewegung ist der zunehmende völkische Konsens gewesen. Demnach sehen wir es als zunehmend wichtig an, an diesem Konsens zu kratzen. Aber auch im reinen Reagieren auf die nächsten nationalistischen Trends aus den neurechten Think-Tanks wie dem Studienzentrum Weikersheim, oder im Versuch deren Umsetzung in der herrschenden Politik zu be- oder gar verhindern zu wollen, werden wir uns auf Dauer totlaufen. Antifaschismus sollte erfolgreich sein. Damit er dies sein kann, muß er als Kampf um die Köpfe und Herzen der Menschen geführt werden und zwar auf ganzer Linie. Ein solcher Antifaschismus muß ein revolutionärer Antifaschismus sein.
Dieser Kampf um die Köpfe bedeutet für uns den Aufbau einer kulturellen, ideologischen und ideellen Bewegung von Unten, die in den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft Fuß faßt. Eine solche Strategie der Umwälzung bedeutet mehr als nur die Auseinandersetzung mit einem klar lokalisierbaren Hauptfeind: Unterdrückung hat viele Wurzeln. Deshalb ist ein allmähliches Erlangen einer Verankerung in der Gesellschaft für eine solche Bewegung ähnlich wichtig wie die spektakuläre Konfrontation mit Stiefelfaschisten oder der Polizei.

Auf, auf zum Kampf ...!

Eine solche Bewegung muß greifbar und auch begreifbar wird.
Greifbar heißt zum Einen, daß wir als Linke in Kulturzentren, Schulen, Betrieben, Stadtteilen nicht nur hineinwirken sondern tatsächlich darin leben und arbeiten. Wir müssen im Alltag und auf der Straße in Erscheinung treten, als (revolutionäre) Linke überhaupt wieder sichtbar werden und aus unseren subkulturellen Kellergewölben hinaufsteigen, auch wenn zunächst das Tageslicht möglicherweise ziemlich in den Augen brennen wird.
Begreifbar heißt in diesem Zusammenhang, daß wir nach unseren Ideen aber auch leben müssen, um als linksradikale Alternative zum kapitalistischen Mainstream auch glaubhaft zu sein. Dazu gehört, die notwendigen Umwälzungen ein Stück vorwegzunehmen, zum Beispiel im Entstehen einer solidarischen Alltagskultur, in der Entwicklung gleichberechtigter Umgangsformen, im Etablieren und Weiterentwickeln von Selbstverwaltungsstrukturen, im Aufzeigen und Zerschlagen patriarchaler und rassistischer Strukturen auch und gerade bei uns. Dazu gehört Militanz nicht mit bretibeinigem Machotum zu verwechseln, sondern als eine Lebenshaltung, in der sich Angst und Mut, Entschlossenheit und Zweifel, Herrschaftskritik und Selbstkritik nicht gegenüberstehen, sondern aufeinander beziehen. Dazu gehört ein solidarisches Verhältnis unter uns, zwischen Männern und Frauen, das nicht von Sexismus und Selbstherrlichkeit geprägt ist. Dazu gehört auch, daß wir den Kampf gegen Faschismus und Rassimus als einen sozialen Kampf um eine Wirklichkeit für die es sich auch noch morgen zu kämpfen lohnt. Revolution kann und darf nicht nur die politische und ökonomische Machtübernahme sein, und die Solidarität bleibt ein stumpfe Waffe solange sie nur hülsenartig auf Flugblättern dargelegt wird.

Heute vermittelt sich die Realität zunehmend über die Medien. Greifbar heißt daher auch, offensive Medienpolitik zu betreiben. Dies bedeutet zum einem zunehmenden Wert auf eigene Medien, seien es Zeitungen, eigene Radiostationen oder gar Fernsehsender zu legen. Zum anderen ist es wichtig, unsere Aktivitäten öffentlichkeitswirksamer zu gestalten und den Kontakt zu den Redaktionen zu suchen, um unsere Positionen über mehr als eine möglicherweise parolenhafte Presseerklärung zu vermitteln. Sicher, solangen bürgerliche Medien bürgerlich sind, werden sie nur stark eingeschränkt revolutionäre Inhalte transportieren, aber wie die Praxis in verschiedenen Städten zeigt, können unter bestimmten Rahmenbedingungen auch Erfolge verbucht werden.

Antifa heißt Angriff. Angriff nicht nur militant, sondern auch ideel auf die Redaktionen oder im Stadtteil. Dies kann natürlich nur dann funktionieren, wenn wir in unseren Aktionen und Analysen auch nachvollziehbar werden. Die Kenntnis der Geschichte und ein entsprechendes ideologisches Fundament sind Grundvoraussetzung dafür. Arbeiten wir daran, daß eine Alternative zum kapitalistischen Normalzustand nicht nur denkbar sondern auch begreifbar wird. Läßt sich unser Widerstand, unsere Utopien mit einem gewissen Wiedererkennungswert dann auch über die bürgerlichen Medien vermitteln, um so besser!

Und Du weißt, das wird passieren...

Die Entwicklung , die wir hier einfordern entsteht nicht aus dem Nichts, sondern bedarf einer kontinuierlichen Diskussion und Praxis in verbindlichen, überregionalen oder gar internationalen Zusammenhängen. Eine Organisation ist für diesen Prozeß unumgänglich, auch wenn sie nur eine Notwendigkeit dafür ist. Vielmehr ist die Bereitschaft, andere Positionen anzuerkennen und sie in die eigene einzuarbeiten, die Isolation zu überwinden und seine Positonen zu erklären und zu vermitteln eine hinreichende Bedingung für eine revolutionäre Perspektive.

..wenn wir uns organisieren!

Die Vernichtung der Wurzeln des Faschismus
bleibt unser Ziel!
No Pasaran – Pasaremos!

Antifa A2 Stuttgart, im Juni 1995

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Zum 40. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus (1985) „gedachten“ Helmut Kohl und Ronald Reagan auf dem Soldatenfriedhof von Bitburg der „Opfer des II. Weltkrieges“. Dabei ehrten sie händehaltend auch SS-Soldaten, die auf dem Friedhof begraben liegen. zurück.

Anläßlich des 50. Jahrestages der Reichpogromnacht 1936 hielt der damalige Bundestagspräsident eine Gedenkrede, in der er den Nationalsozialismus als Faszinosum darstellte und den Deutschen jegliche Schuld absprach. zurück.