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Sat Jul  1 19:09:37 1995
 

AUFRUF ZUR UNTERSTÜTZUNG UNSERES VORHABENS ZU PFINGSTEN 1995 GEGEN DAS NAZI-ZENTRUM IN HETENDORF

Celle, Januar 1995
Seit dem 08.11.1994 treffen sich in Celle regelmässig Leute, die etwas gegen das Nazi-Zentrum in Hetendorf machen wollen. Mittlerweile hat sich ein Bündnis gegründet, an dem sich ausser zahlreichen Einzelpersonen auch folgende Gruppen beteiligen: Antifaschistischer Arbeitskreis, Arbeitsgemeinschaft Bergen-Belsen, AK Asyl, Blau-Blau Bonstorf, Bündnis 90 / Die Grünen, Deutsch-Kurdischer Freundschaftsverein, Info-Cafe, Initiative Naafi Kulturhaus (INK), INTI (Anti-AKW-Gruppe), Jusos, VVN - Bund der Antifaschisten. Weitere nicht in Celle organisierte Gruppen haben sich dem Bündnis angeschlossen: Verband der Motorradclubs Kuhle Wampe, Region Nord, JRE und diverse autonome Antifa-Gruppen aus Norddeutschland. Das Bündnis nennt sich BMÜNDNIS GEGEN RECHTS - INITIATIVE ZUR SCHLIESSUNG DES RECHTSEXTREMEN SCHULUNGSZENTRUMS IN HETENDORF.
Das Gelände in Hetendor Nr. 13 ist seit 1979 Treffpunkt der Faschisten. Damals erwarb der Freundeskreis Filmkunst das Gelände vom Bundesvermögensamt Soltau, bis 1990 gehörte das Gelände dann diesem Freundeskreis Filmkunst e.V. zu 2/3. Das andere Drittel gehörte der GfbAEV. Seit 1990 ist das Heide-Heim e.V. Besitzer des Zentrums. Als Hintermann darf wohl der Hamburger Nazi-Anwalt Jürgen Rieger bezeichnet werden, Vorsitzender der GfbAEV und stellvertretender Vorsitzender des Heide-Heim e.V.
Eine der Gruppierungen, die das Heide-Heim am meisten genutzt haben, ist wohl die im November letzten Jahres verbotene Wiking-Jugend. Seit mindestens 1984 führte sie dort regelmässig ihr Pfingstlager durch. Sie traf sich dort aber auch zu Sommer- und Herbstlagern, sog. Lichterdeels, Erntedankfesten, Sonnenwendfeiern. Zu ihren Veranstaltungen kamen auch Faschisten aus anderen Organisationen, wie der FAP, der mitlerweile verbotenen NF (Rieger war auch dort Mitglied), der NPD. Ausser der politischen Indoktrination fanden während der Treffen der WJ auch Wehrsportübungen in Hetendorf statt.

Doch ist mit Verbot der WJ leider nicht erreicht, dass die Strukturen der Faschisten geschwächt sind. Hetendorf ist auch für andere rechte Gruppen ein beliebter und häufig genutzter Tagungsort. Alte und junge Faschisten aus dem völkisch-rassistischen ebenso wie aus dem militanten Lager treffen sich dort. Sso wurde z.B. bekannt, dass 5 Tage nach Verbot der WJ und der damit einhergehenden Hausdurchsuchungen in Hetendorf ein Landesverbandstreffen der NPD mit über 100 Personen stattfand. Hetendorf 13 ist ständig bewohnt von dem Hausmeisterehepaar Ilse und Otto Koch, beide gehören der NPD an.

Das Bündnis hat sich bereits vor Verbot der WJ darauf verständigt, dass es um eine Destabilisierung des Zentrums geht, mit dem Ziel, dass die Faschisten in Hetendorf ihr Zentrum aufgeben müssen. Grossangelegte antifaschistische Aktionstage gegen das Tagungszentrum in Hetendorf werden vom Bündnis deshalb nach wie vor als sinnvoll erachtet, da das Zentrum einen wichtigen Bestandteil der Infrastruktur der Faschisten in Niedersachsen und darüber hinaus darstellt.

Diese antifaschistischen Aktionstage haben auch das Ziel, dass alle Menschen und Gruppierungen, die bisher alleine auf ihre Art etwas gegen das Zentrum gemacht haben, sich zusammenfinden und durch diese gemeinsame Aktion alle Facetten des Antifaschismus sichtbar werden lassen. Eine breite, sich aufeinander beziehende antifaschistische Bewegung kann es sicherlich eher schaffen, langfristig das Treiben der Faschisten zu beenden. Die Aktion zu Pfingsten kann nur ein Schritt in diese Richtung sein. Es ist daher wichtig, dass das Bündnis und die geplanten Aktionen zu einer Verfestigung der antifaschistischen Struktur beitragen um hierauf aufbauend einen kontinuierlichen Kampf gegen das Zentrum führen zu können.

Um den Rahmen für eine gemeinsame Sache zu sichern, war eigentlich ein grosser Zeltplatz gedacht und gewünscht, auf dem und von dem aus alle Aktionen, wie Informations- und Diskussionsveranstaltungen, Ausstellungen, Konzerte, Theater, Demo und/oder Blockade, Besuch im ehem. KZ Bergen-Belsen, ... laufen sollten. Weiterhin erschien es angebracht, eine "prominente" Musikgruppe für ein Konzert gegen Rechts zu gewinnen, um einen grossen Zulauf zu gewährleisten.

Das antifaschstische Zeltlager soll die M-Vfentlichkeit interessieren und informieren, soll die Solidarität der Antifaschisten / Antifaschistinnen stärken und soll den Faschisten deutlich zeigen, dass es mit ihrer ländlichen Idylle und Ungestörtheit ein Ende hat. Der Platz für diese Veranstaltung sollte, um eine direkte Auseinandeersetzung mit den Faschisten auf dem Platz nicht zu provozieren, nicht direkt in Hetendorf sein. er sollte aber auch nicht allzuweit weg sein, damit der Bezug offensichtlich bleibt.

Leider scheinen sich nicht alle Ziele realisieren zu lassen. Wir fordern Rat, Verwaltung und Parteien der Gemeinde Hermannsburg auf, uns einen Platz, z.B. den M-Vrtzepark, zur Verfügung zu stellen, sonst bliebe als Notlösung nur ein Campingplatz, ca. 10 km entfernt. Dieser Platz wäre ein reiner M-\bernachungsplatz, hätte also nicht die gewünschte Funktion der gemeinsamen Basis für Veranstaltungen und Aktionen. Wir bitten auch um finanzielle Unterstützung unserer Arbeit, weil es im Interesse der Gemeinde Hermannsburg liegen sollte, dem faschistischen Treiben in Hermannsburg ein Ende zu bereiten.

Dieses verändete Konzept birgt die Gefahr, dass sich das oben genannte Ziel der Annäherung aller antifaschistischen Kräfte evtl. nicht verwirklichen lässt. Sicherlich ist es im Interesse der politisch Verantwortlichen vor Ort, ein gemeinsames Handeln der eher bürgerlichen Kräfte mit den sog. autonomen Antifaschisten / Antifaschistinnen zu unterbinden und die bisher erfolgreich betriebene Spaltung aufrecht zuerhalten. Vorurteile von allen Seiten werden so nicht ausgeräumt!

Demnnoch findet in jedem Fall ein KKonzert in kleinerem Rahmen in Fassberg mit regional bekannten Gruppen satt, eine Diskussionsveranstaltung in den Räumen der Heimvolkshochschule Hermannsburg, evtl. ein Fussballturnier, ein Besuch in Bergen-Belsen und eine Demonstration.

Wir hoffen auf die Solidarität vieler antifaschistischer Menschen. Alle, die unsere Idee, gegen das faschstische Zentrum in Hetendorf etwas auszurichten, richtig und wichtig finden, sind aufgefordert uns zu unterstützen. Helft uns bei der Beschaffung eines geeigneten Platzes, z.B. indem ihr die Gemeinde Hermannsburg oder den Landkreis Celle unter Druck setzt. Hört euch um, ob es private Plätze von geeigneter Grösse gibt.

Da die Vorbereitungen der Aktionstage und ihre Durchführung mit erheblichen Kosten verbunden ist, bitten wir dringendst um finanzielle Unterstützung.

Das Bündnis ist offen für Mitarbeit von und Unterstützung durch weitere Einzelpersonen und Gruppen.

BMÜNDNIS GEGEN RECHTS
Initiative zur Schliessung des rechtsextremen Schulungszentrums in Hetendorf
C/O CELLER ZMÜNDEL
POSTFACH 1591
29205 CELLE
Konto: Info-Treff, Postbank Hannover, BLZ 250 100 30, Kontonummer 384 852-302, Stichwotr 1995