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Thu Jun 19 21:42:45 1997
 

ZEGGsismus


Inhaltsverzeichnis


Vorwort

Es ist immer schwierig, am Ende wieder an den Anfang zu finden. Jetzt, nachdem wir diesen Reader endlich fertig haben, überlegen wir uns, wie wir überhaupt auf die Thematik ZEGG gestoßen sind. Erste Auslöser für unsere Beschäftigung mit ZEGG waren - für einen Teil von uns - die zahlreichen Plakate und ähnlichen Werbematerialien, mit denen das ZEGG massiv für sich warb.

Bei genauer Sichtung der Materialien stießen wir auf den massiven Sexismus, den das ZEGG mit seiner Ideologie der "Freien Liebe" propagiert. Auch die Beteiligung des ZEGG an der Verteidigung des im Kölner Kinderladenprozeß wegen sexuellen Mißbrauchs Angeklagten fiel uns negativ auf.

Genauso gerieten sie durch Gegenveranstaltungen, in denen kritisch über sie informiert wurde, in unser Blickfeld. Dazu kam noch, daß einzelne Menschen aus unseren Bekanntenkreisen, die z.T. auch politisch aktiv waren, sich mehr und mehr für ZEGG interessierten und darin mitwirkten. Dies führte dazu, daß sie sich aus anderen Zusammenhängen mehr oder weniger rauszogen, wenn das nicht schon vorher der Fall war.

Für einen anderen Teil von uns war ZEGG aber auch schon länger Thema. Zum Beispiel, weil sie es geschafft hatten, in einer Kneipe in Berlin-Moabit einen als Literaturkreis getarnten regelmäßigen Werbeabend aufzuziehen und es dagegen Proteste gab.

Nach intensiver Beschäftigung mit ZEGG machten wir dann Anfang 1994 zwei Infoveranstaltungen dazu (die erste im gemischten Zusammenhang, die zweite nur für Frauen).

Da auf diesen Infoveranstaltungen reges Interesse bestand, mehr darüber zu wissen, und viele auch über ähnliche Erfahrungen wie wir berichteten, wollten wir unsere Infos nochmals in Form dieses Readers zusammenschreiben.

Ihr könnt die einzelnen Beiträge unabhängig voneinander lesen, deshalb werdet ihr aber auch feststellen, daß sich einzelne Informationen wiederholen.

Das hier ist jetzt also das Ergebnis!!!

Was ist das ZEGG?

ZEGG bedeutet: Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung

Nach seiner Selbstdarstellung ist das ZEGG:

Ein Versuch, neue Formen des Zusammenlebens zu entwickeln und so die Erde zu heilen

Nach unserem Eindruck ist das ZEGG:

Ein Mittelding zwischen reaktionärem Religionsersatz und der New-Age-Version des Club Méditerrané


Ist das ZEGG eine Sekte???

Dem ZEGG wird von KritikerInnen vielfach der Vorwurf gemacht, eine Sekte zu sein. So z.B. auch im Zusammenhang mit dem Auftrittsverbot für Sabine Lichtenfels und Dieter Duhm in einer Vorlesungsreihe von Rudolf Bahro an der Humboldt-Universität im Sommer 1993.

Die Unipräsidentin Marlis Dürkop untersagte damals Bahro die Einladung der beiden mit der Begründung, das ZEGG sei eine Sekte, deren Ziele im Widerspruch zur humanistischen Auffassung der Humboldt-Uni stünden.

Das Ganze hatte natürlich auch damit zu tun, daß Antifa-Gruppen bereits zur Störung dieser Vorlesung mobilisiert hatten.

Das ZEGG seinerseits reagierte damals mit offensivem Zurückschlagen. Das Titelblatt der Juli/August-Ausgabe des ZEGG-Magazins wurde mit dem Aufdruck "Vorsicht Sekte!" versehen. Das ZEGG behauptete in diesem Heft, daß auf sie lediglich klischeehafte Vorstellungen von Sekten projiziert würden, in denen Hörigkeit und psychische Unterwerfung im Mittelpunkt ständen, was jedoch mit dem Leben und der Realität im ZEGG nichts zu tun hätte.

An dieser Stelle ist es vielleicht ganz hilfreich, ein paar Worte über die Bedeutung des Begriffs "Sekte" zu verlieren:

"Sekte", eine Ableitung des lateinischen Wortes "sectare" = "abspalten" oder auch "sequi" = "folgen" wird seit Jahrhunderten zumeist von den christlichen Großkirchen als im deutschen Sprachgebrauch diffamierend verwendet. Erst mit dem Aufkommen der zumeist indisch geprägten sog. "Jugendreligionen", wie z.B. "Hare Krishna", gelangte der Begriff "Sekte" in den allgemeinen Sprachgebrauch und wurde seitdem auf viele religiöse Gruppen, die nicht zum Mainstream der großen Weltreligionen gehörten, verwandt. Nicht zuletzt wegen des diffamierenden Beigeschmacks des Sektenbegriffs, beschränkt man sich heutzutage wieder darauf, den Begriff lediglich auf die klassischen christlichen "Sekten" zu beziehen.

In diesem Sinne ist das ZEGG sicherlich keine Sekte und auch der "religiöse" Unterbau läßt nicht unbedingt Wurzeln im klassischen Christentum erkennen.

Darüber hinaus sind wir der Meinung, daß das ZEGG und die von ZEGG propagierte Ideologie genügend Ansätze für eine kritische Auseinandersetzung bietet und die Frage, ob Sekte oder keine dabei eigentlich zweitrangig ist. Vielmehr geht's uns darum, eine über den Sektenvorwurf hinausgehende Auseinandersetzung sowohl mit der ZEGG-Ideologie als auch mit seinen SympathisantInnen zu führen, was wir mit dieser Broschüre versucht haben und unter euch anleiern wollen.

Tatsächlich sind bis heute noch keinerlei Fälle bekannt geworden, in denen das ZEGG versucht hätte, Ausstiegswillige in Belzig zu halten oder unter Druck zu setzen.

Andererseits wäre dem entgegenzuhalten, daß das ZEGG ja ohnehin nicht als "geschlossene Gemeinschaft" arbeitet, sondern ein offenes Konzept mit zwar fester "Belegschaft", aber wechselnden TeilnehmerInnen verfolgt, so daß sich die Frage nach einer Zwangsmitgliedschaft, die als Kriterium für die Kategorie 'Sekte' üblicherweise angewandt wird, so gar nicht stellen kann.

Allerdings stellt sich uns auch die Frage, wem und warum eine solche Kategorisierung, sprich das Öffnen der Sektenschublade eigentlich nützt.

Dazu sagt ein ehemaliges AAO-Mitglied einige Sachen, die wir ganz passend fanden:

"Ein Hauptmotiv, einen Oberbegriff zu suchen, scheint das Verlangen der gesellschaftlichen Mehrheit zu sein, eine Distanz der 'mainstream'-Ideologie zu den Verirrten auszudrücken. Der ideologischen (Selbst-) Ausgrenzung der 'Sekten' begegnet die Gesellschaft mit einer nicht weniger ideologischen Ausgrenzung. Ein Dialog ist kaum mehr möglich, es dominieren Anfeindungen, Vorurteile und - bisweilen - Verfolgung." (Andreas Schlothauer, S.195)

Auch wir meinen, daß mensch es nicht bei Ausgrenzung, bestenfalls Bemitleiden belassen sollte. Ein solches Verhalten führt zu weiterer Isolierung der Betroffenen und als Folge davon zu noch engerer Anbindung an die jeweilige Gruppierung.

Und auch für's ZEGG gilt, daß der Sekten-Vorwurf kein Ersatz für eine inhaltliche Auseinandersetzung sein kann.


Das ZEGG - Aufbau und Vernetzung

Die Strukturen des ZEGG bzw. des Projekts Meiga und der dazugehörigen Einrichtungen "von außen" zu rekonstruieren, erwies sich als äußerst schwieriges Unterfangen. Darstellungen von KritikerInnen des Projekts wurden von Menschen aus dem ZEGG des öfteren als falsch bezeichnet; ihre eigenen Angaben (in den unterschiedlichen Werbeblättern) sind aber dermaßen schwammig und widersprüchlich, daß es uns an vielen Stellen schwer fiel, Projekte und Eigennamen klar voneinander abzutrennen, den einzelnen Projekten Namen zuzuordnen usw. Ist z.B. Christa Dregger identisch mit Leila Dregger, Happy Faller derselbe wie Herbert Faller, in welcher Beziehung stehen z.B. das "Europäische Haus der Jugend", der "JETZT e.V.", das "Welthaus der Jugend", "Undersky" und das "Internationale Haus der Jugend" zueinander? Wir wissen, wie gerne Leute vom ZEGG ungenaue Aussagen zu solchen Punkten dazu benutzen, sich selbst darzustellen und gleichzeitig unangenehmen Nachfragen zu inhaltlichen Äußerungen ihrer IdeologInnen aus dem Weg zu gehen. Trotzdem haben wir uns dazu entschlossen, in diesem Reader eine Rekonstruktion der Strukturen zu versuchen - wir möchten aber an dieser Stelle darauf hinweisen, daß wir keinen Anspruch auf Vollständigkeit und absolute Genauigkeit in allen Details erheben können!

ZEGG - Das Zentrum des Projekts Meiga

Das Gelände des ZEGG in Belzig, 80 km südwestlich von Berlin, wurde 1991 durch die "ZEGG Forschungs- und Bildungszentrum GmbH" von der Treuhand gekauft. Auf dem 15 Hektar großen, früher von der "Gesellschaft für Sport und Technik" (in der DDR zuständig für die vormilitärische Erziehung der Jugendlichen; bei ZEGG meist kurz und präzise "Stasi" genannt) genutzten Platz befinden sich neben Wohnhäusern für die etwa 50-70 ständigen BewohnerInnen, dem Kinderhaus, in dem die ca. 10-15 Kinder ein zusätzliches Zimmer besitzen, dem Hotel und dem Zeltplatz zur Unterbringung der BesucherInnen unter anderem ein Tagungshaus, Restaurant und Großküche, eine Dorfkneipe, Schwimmbad, Freilichtbühne und diverse ökologische Projekte.

Im ZEGG finden das ganze Jahr über, besonders aber während der einige Tage dauernden Camps an Pfingsten und Ostern und dem mehrwöchigen "Offenen Sommer" mit Sommercamp, diverse Veranstaltungen, Seminare und Kurse statt. Wem es bei einem Besuch in Belzig oder auf einem der regelmäßigen Info-Wochenenden gefallen hat, der oder die kann z.B. am Seminar "Du bist entweder Patient oder Revolutionär" oder "Humanität ohne Verdrängung" (Untertitel: "Leg auch du ein Ei") teilnehmen. Auch die Möglichkeit zur Mitarbeit wird gegeben, u.a. in speziellen Workcamps für 240 oder 400 DM (6 bzw. 10 Tage).

Finanzierung

Das Projekt wurde 1991 über die Dresdener und Berliner Treuhand vom Trägerverein "Experiment für eine humane Erde e.V." erworben. Der Kaufpreis von ca. 2,15 Mio. DM sowie weitere innerhalb von zwei Jahren zu investierende 2,1 Mio. wurden nach Angaben aus dem ZEGG nicht durch staatliche Unterstützung (beispielsweise aus dem Programm "Aufbau Ost"), sondern durch Einlagen der 112 GmbH-EignerInnen, eine größere Bankhypothek, Schenkungen und private Darlehen finanziert. Trotzdem hält sich das Gerücht, daß das ZEGG 600.000 DM über die staatlichen Subventionen des "Aufbau Ost"-Programms erhalten hat.

Da außerdem ungefähr 80.000 DM im Monat an laufenden Kosten aufgebracht werden müssen, zahlen alle festen BewohnerInnen eine monatliche Miete von inzwischen 600 DM, und auch die Preise für die Gäste des Projekts sind nicht gerade niedrig - sie pendeln zwischen 100 DM für ein Infowochenende und 500 DM für einen 5 (eher 4) Tage dauernden Kurs. Beim zweiwöchigen Sommercamp 1994 war mensch mit Preisen zwischen 1010 DM (im Zelt) und 1430 DM (im Einzelzimmer) dabei. Für SchülerInnen, StudentInnen und Menschen aus den neuen Bundesländern gibt es freundlicherweise Ermäßigung.

Entscheidungsstrukturen

Die Art und Weise, wie im ZEGG Entscheidungen getroffen werden, bezeichnet ein Besucher als "Hierarchie mit unklaren Strukturen" - die ZEGG'lerInnen selber dagegen benutzen den Zeitgeistbegriff der "transparenten Hierarchie". Mit anderen Worten: hier weiß angeblich wenigstens jede/r, wo oben und unten ist. Zur Erläuterung ein Zitat von Dieter Duhm von 1982:

"Zur Transparenz aller Dinge gehört wesentlich auch die Transparenz der sozialen Hierarchie, die in jeder Gruppe existiert. Es ist gut, wenn jeder möglichst genau seinen Platz in der Gruppe kennt, wenn er weiß, was die anderen von ihm denken und wo sie ihn in der Hierarchie der Gemeinschaft einstufen. Die Gemeinschaft wird auf diese Weise vom Schleim oberflächlicher Harmonie und falscher Demokratie befreit. Jeder einzelne lernt so die Realität kennen, mit der er es zu tun hat."

Praktisch sieht dies nach Aussagen von Leuten aus dem ZEGG natürlich wie immer ganz anders und weniger extrem aus. Entscheidungen würden zwar auf einem Plenum im Kollektiv getroffen, trotzdem existierten jedoch auch in Belzig informelle Hierarchien, wobei jedoch die sich aus dieser Tatsache ergebenden Spannungen "ausagiert" würden, meinen die ZEGG´lerInnen. Begründet wird das Vorhandensein dieser Strukturen mit der Existenz von wahlweise "menschlichen" oder "natürlichen" Autoritäten. Diese entstünden durch (angeborene) Begabung, aber auch Erfahrung, und würden für die Gruppe dadurch sichtbar, daß sie sich im Gemeinschaftsprozeß von sich aus für bestimmte Dinge einsetzten und Verantwortung übernähmen.

Daß dieses etwas schwammige Konzept nicht so gut zu funktionieren scheint, läßt sich wohl auch daran erkennen, daß nicht nur die meisten anderen Projekte des Netzwerks einen Leiter oder eine Leiterin besitzen, sondern daß auch das ZEGG selbst seit dem 1.7.94 eine Chefin hat, nämlich Beate Möller. Sie hatte laut eigenen Angaben zusammen mit einem Trägerkreis aus Bori Kovats, Kastor Stein und Oskar Eckmann "die Verantwortung angenommen für das ZEGG, für das, was hier passiert, auch die finanzielle Verantwortung".1 Neu an der Organisation des ZEGG ist seitdem auch, daß aufgrund des zur Schuldenreduzierung auferlegten Ausgabenstopps den LeiterInnen kein Lohn mehr ausgezahlt wird.

Projekte des Meiga-Netzwerks in Belzig

Das ZEGG ist das Zentrum des "Projekts Meiga - Experiment für eine humane Erde", welches das Netzwerk für verschiedene Organisationen und Einrichtungen darstellt. Einige von ihnen sind auf dem Gelände des ZEGG in Belzig angesiedelt. Zu ihnen gehören:

Der Verlag Meiga

Der Verlag Meiga veröffentlicht die Texte der ideologischen VordenkerInnen des Projekts, allen voran Chefideologe Dieter Duhm.

Angeboten werden hier z.B. "Der unerlöste Eros" (angepriesen von dem ZEGG nahestehenden AutorInnen wie Prof. Ernest Bornemann), "Die Synthese der Wissenschaft" oder "Politische Texte für eine gewaltfreie Erde" von Duhm, aber auch sein Kunstband mit Texten und Gemälden "Das Buch Sidari" ("ein Begleiter für besondere Stunden"!).

Weitere Erscheinungen sind "Der Hunger hinter dem Schweigen" von Sabine Lichtenfels, der "Klassiker" "Rettet den Sex. Ein Manifest von Frauen für einen neuen sexuellen Humanismus", herausgegeben von Sabine Kleinhammes (alias Lichtenfels), und der Bildband "Die Heilige und die Hure" (Achtung: "mit dem Text `Sexuelle Hörigkeit' von Sabine Kleinhammes"!).

Weiterhin können diverse Werbebroschüren über die verschiedenen Einzelprojekte des Projekts Meiga über den Verlag bezogen werden, und auch das alle sechs Wochen zum Preis von 5,- DM erscheinende "ZEGG"-Magazin, herausgegeben von Christa (Leila?) Dregger und gedruckt bei Oktober-Druck in Berlin, wird von hier aus vertrieben.

Seit der Nr. 17 vom September/Oktober 1994 fungiert Monika Alleweldt als Chefredakteurin und Herausgeberin.

Die ZEGG-"Universität"

Die ZEGG-"Universität", geleitet von Dolores Richter, wird getragen vom Verein "Experiment für eine humane Erde e.V." und trägt sicherlich dazu bei, mit ihrem wohlklingenden Namen Publikum aus der akademischen Alternativszene anzulocken. Sie dient als Bindeglied für die unterschiedlichen theoretischen Ansätze und Themengebiete der "großen" TheoretikerInnen in und um das ZEGG, welche in ihr zu einem ganzheitlichen Weltbild zusammengeführt und an die "einfachen" Mitglieder und Gäste weiter verbreitet werden sollen. Dieses Projekt ist eine ständige Einrichtung mit Vorlesungen, Arbeitskreisen und Schulungskursen, die im Rahmen des "Offenen Sommers" und der vom ZEGG veranstalteten Camps Veranstaltungen und Seminare mit eingeladenen Gästen und ReferentInnen anbietet. Neben einem sog. "Studium Generale", welches einen systematischen Überblick über die Grundgedanken und Ziele einer gewaltfreien Gesamtkultur geben soll, werden z.B Einführungen in "Die indianisch-schamanische Weltsicht" ("Lebens- und Überlebenswissen. Der spirituelle Weg moderner Indianer.") oder Seminare über "Harmonikale Forschung und Resonanztheorie", aber auch "Du bist, was Du glaubst"-Kurse (mit "meditativer Innenschau") veranstaltet.

JETZT e.V.

Der JETZT e.V., "Jugend entwickelt Zukunft" unter Leitung von Achim Ecker, ist die bzw. eine der Jugendorganisation/en des Netzwerks. Um auch jüngere Menschen an das ZEGG anzubinden, werden innerhalb der großen Camps Jugendcamps - ab 1993 auch unter dem Namen "Undersky" - veranstaltet. Auch an anderen Orten in Europa wie in Griechenland oder im Baltikum werden Camps angeboten, außerdem noch Kurse, Workcamps und Fahrten, beispielsweise in die Sächsische Schweiz mit begleitender Lektüre von Henry Miller und Charles Bukowsky.

Andere Firmen und Projekte

Weitere Betriebe, deren Räume sich in Belzig befinden, die aber nach Angaben aus dem ZEGG ökonomisch und organisatorisch eigenständig sind, sind die ökotechnischen Planungsbüros "Energie- und Umweltplanung Schiller" und die "Ökotec GmbH" (mit zusätzlichem Büro in der Seydelstraße 27 in Berlin-Mitte), ein "Ingenieurbüro zur Vermarktung der Forschungsergebnisse" sowie den Verbindungen zur BiobäuerInnenszene unterhaltende Garten- und Landschaftsbaubetrieb "Neuland GmbH". Des weiteren existiert die Theatergruppe "Die Unerlösten".

Projekte außerhalb des ZEGG

Andere in diesem Netzwerk organisierte Projekte werden außerhalb von Belzig durchgeführt, haben aber zum Teil auch Koordinationsbüros auf dem Gelände. Diese sind unter anderem:

Das Forschungsschiff "Kairos"

Auf der "Kairos", einer Motorsegelyacht für 22 Personen mit Heimathafen in Lanzarote und der Leiterin Martina Gisler, soll seit 1993 in enger Kooperation mit der ZEGG-Universität, dem Delphinprojekt ARION e.V., dem JETZT e.V. und anderen MusikerInnen, WissenschaftlerInnen und DelphinforscherInnen das Meer als "Uterus des Lebens" im allgemeinen und die Kommunikation mit Walen und Delphinen im besonderen erforscht werden. 1994 werden hier einwöchige Veranstaltungen, z.B. "Human / Dolphin Research" oder "Die Welt ist Klang" angeboten (Kostenpunkt: zwischen 900 und 1300 DM); andere, sich in Vorbereitung befindende Forschungsprojekte tragen so wohllautende Titel wie "Transzendental Whale-Watching", "Das Buckelwal-Projekt" / "Die "Pottwal-Expedition" oder "Artists in Resonance". Um auch weniger intellektuellen InteressentInnen das ganz außergewöhnliche Urlaubserlebnis ermöglichen zu können, werden außerdem noch "erotische Törns" angeboten.

Casa Las Piteras (seit 1993: La Massilia) - "Treffpunkt für Eros und Kultur"

Die "Erotische Akademie" Casa Las Piteras bzw. La Massilia auf Lanzarote (übrigens der Ort, an dem "Didi" Duhm seit einigen Jahren lebt), eine komfortable größere Appartementanlage direkt am Meer, ist ganzjährig geöffnet und wurde geschaffen als einer der "Plätze ... für eine neue Begegnung der Geschlechter", als "Ort ..., wo die freie Liebe real erfahrbar wird" - "ideal, um sich einmal ganz den menschlichen Kernfragen von Liebe und Sexualität zu widmen". Zu bestimmten Clubzeiten finden in dem "transformatorischen Bordell" größere Treffen statt, wo auch geladene ReferentInnen wie Ernest Bornemann oder Domenica Niehoff in Vorträgen ihr ExpertInnenwissen an das experimentierfreudige Publikum weitergeben können.

Aus der Einladung von Sabine Lichtenfels, die neben der Projektleiterin Frieda Radford für die inhaltliche Gestaltung verantwortlich ist, zum Ostertreffen 1993:

"Ein schönes Arrangement, aphrodisiakische kleine Tapas, speziell dafür eingerichtete Liebeszimmer stehen uns zur Verfügung und machen manches möglich, von dem man sonst nur träumt. Frauen und Männer, die 'es' gerne tun, werden für Liebesdienste bereit stehen. Das Meer, die Sonne, die Schönheit der Insel und die Barabende tun ihr übriges dazu."

Die Wüstencamps

Die Wüstencamps, von der allgegenwärtigen Sabine Lichtenfels geleitet als "spirituelle und geistige Schule für alle Fragen des Überlebens und einer gewaltfreien Gesamtkultur", finden etwa zweimal jährlich auf den Kanarischen Inseln oder auch der portugiesischen Atlantikküste statt. Jede der drei Wochen ist mit einem Themenschwerpunkt versehen, z.B. wahlweise der "Heilung und globalen Transformation" oder dem "Rätsel des Eros im Lichte des Sternenhimmels". Gearbeitet wird vorzugsweise mit drei Einrichtungen: Der "Gebetsforschung" (der "Kooperation mit kosmischen Kräften und spirituellen Energien"), der - wieder einmal etwas akademischer klingenden - "Wüstenuniversität" (zur Behandlung der "wesentlichen Fragen unseres Lebens und Überlebens") und dem (Gruppen-)Orakel (der von Frau Lichtenfels als Medium hergestellten "Verbindung zwischen individuellem und universellen Bewußtseins").

Der Preis für eine Woche im Wüstencamp beträgt 500,- DM; "persönliche Orakel sind für einen Aufpreis von 300,-DM möglich". Einige Projekte aus dem Netzwerk nutzen auch die Möglichkeit, für ihre Mitglieder eine dieser Wochen zu reservieren, beispielsweise

Haven Arctica

Unter dem Motto "Taut Eure Herzen auf und nicht die Arktis!" versucht Sten Linnanders Projekt Haven Arctica, ökologische, politische und spirituelle Forschungsfragen zur Heilung und zum Schutz der Arktis mit Gedanken zur menschlichen Heilung zu verbinden. Aus der grundlegenden Aussage über "einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Zustand der Erde und dem inneren Zustand des Menschen" wird gefolgert, daß der "Weg nach innen" bei zunehmender Umweltzerstörung immer stärker gegangen werden müsse, um durch das Sehen, Berühren und Angehen der "Arktis in uns" die geographische Arktis heilen zu können. Die praktische Umsetzung dieser Erkenntnis soll unter anderem durch Herbeirufen und -pfeifen der Polarlichter in Nordschweden versucht werden.

Ableger des ZEGG in anderen Städten

Zusätzlich zum Gelände in Belzig bemüht sich das ZEGG, regionale Strukturen in verschiedenen anderen bundesdeutschen Städten aufzubauen. Hierzu gehören Wohngemeinschaften mit ZEGG-Mitgliedern und -SympathisantInnen oder sog. Nachbarschaftstreffs wie zum Beispiel:

das Boleo 55 in der Urbanstr. 75a in Stuttgart

das Café "Friedel Zwo Sieben" in der Friedelstr. 27 in Berlin-Neukölln

das Soho 8 in München

Außerdem gibt es Stadtgruppen in Hannover, Köln, Konstanz und Leipzig sowie einen Freundeskreis in Münster, der eine Kontaktadresse in Altenberge angibt.

Aufgrund unserer Informationen läßt sich zur Zeit nicht sagen, ob alle genannten Gruppen tatsächlich als Ganze mit dem ZEGG zusammenarbeiten, oder ob es nur Kontakte zu einzelnen Leuten darin gibt. Auch über die Größe der genannten Gruppen und ihre Bedeutung in den Städten wissen wir nicht viel.

Deshalb:

Wenn ihr genauere Informationen zu den hier genannten oder zu anderen Kontakten habt, gebt sie an uns weiter!! Unsere Adresse findet ihr auf Seite 2.

"Netzwerke"

Unter diesem Stichwort versucht das ZEGG zur Zeit, BRD-weit Verbindungen mit verschiedenen Projekten und Einzelmenschen aufzubauen.

Auf der beratenden Versammlung im April 94 im ZEGG waren folgende Gruppen vertreten:

Projekt Ökodorf, Groß Chüden

"Arche" in Zittau

Ökostadt Brandenburg aus Berlin

Stamm Füssen 1

Institut für ganzheitliche Lebensgestaltung in Isselbach

N.E.P.A.L. (Nördliche Entwicklungsprojekte Anders Leben) und "eurotopia" in Murrhardt

EYFA (European Youth for Action) ein Netzwerk von (nach eigenen Angaben) 600 Jugendorganisationen in Sittard (NL)

Außerdem waren da:

Gyanja Köhne. Köln

Barbara Rütting, Neumarkt (A)

Ayran von Dreger, Centrepoint Community, Neuseeland

Markus Euler, Gemeinschaftsprojekt Wolfenmühle

Daniel Wolff, Kindertelefon Heidelberg

Rudolf Bahro, Institut für Sozialökologie, Humboldt-Universität Berlin3Michael von Klippstein. AurovilleRolf Schroer, ehem. Initiative HaarstrangJohan Boswinkel, Stiftung Health Angel. Den Haag (NL)Renato Werner Straub, Gemeinschaftsprojekt in Süd-West- FrankreichSadyana Argayall, Place of Light, GomeraZisula Kourdakes, Ökologisches Zentrum, Tessaloniki (GR)Heart Club, Salama Inge Heinrichs, MünchenThomas Beutler, ASEED, SüdgazetteHerbert Faller, Neusehland Projekt, KünstlerproduktionsgemeinschaftGunter Freude, Ute Rührig, Waterbalancing, Nürnberg

Gina Wiesmann, La Massilia - Treffpunkt für Eros und Kultur, Lanzarote

Michael Wiesmann, Boleo 55, Stuttgart

Iris Wacker, Soho 8, München

Iris Lindstedt, Friedel 27, Berlin

Die ReferentInnen im ZEGG

Damit die erwünschte ideologische Vernetzung vorangetrieben wird und mit Hilfe bekannter, werbewirksamer Namen sowie Angeboten aus allen Sparten des Esoterik-Marktes neue InteressentInnen gewonnen werden können, werden - zusätzlich zu den in den einzelnen Projekten engagierten VordenkerInnen wie Duhm oder Lichtenfels - zu den Tagungen und sonstigen Veranstaltungen des ZEGG bzw. der ZEGG-Universität mehr oder weniger prominente ReferentInnen eingeladen. Um das meist völlig kritiklose Konsumieren aller möglichen esoterischen und pseudowissenschaftlichen Richtungen durch das ZEGG etwas deutlicher zu machen, wollen wir an dieser Stelle einige dieser Gäste kurz vorstellen:

Peter Caddy Der vor kurzem gestorbene ehemalige Royal Air Force - Major Peter Caddy war der Gründer der 1962 gegründeten "Findhorn"-Gemeinschaft in Schottland, die sich mit der Zeit zu einem multinationalen, von Steuerzahlungen befreiten New-Age-Konzern entwickelt hat. Caddy war Theosoph und somit Anhänger der rassistischen esoterischen "Wurzelrassentheorie" von Helena Blavatzky, nach der sieben evolutionär aufeinanderfolgende "Wurzelrassen" bestünden, bei der die "arische Rasse" die höchst entwickelte darstellen solle. Die "niederen Rassen" (welche da wären: "Rothäute , Eskimos, Papuas, Australier usw.") müssen nach dieser Theorie aussterben, um der "höheren Rasse", momentan der fünften, Platz zu machen. In Findhorn wollte Caddy die "sechste Wurzelrasse" gründen, im ZEGG hielt er Vorträge z.B. zur "Lebendigkeit der Natur".

Batty Thunder Bear Gold Dieser "Plastikmedizinmann" vom künstlich geschaffenen, mit den Native Americans nicht mehr viel gemein habenden "Deer Tribe" bietet im ZEGG zusammen mit Rose Thunder Eagle Fink (ebenfalls vom "Deer Tribe") Seminare zur "indianisch-schamanischen Weltsicht" an. Die "Medizinmenschen" vom "Deer Tribe" werden von vielen Natives bekämpft, weil sie dafür bekannt geworden sind, deren Kämpfe - beispielsweise gegen Uranabbau und die Lagerung von Atommüll - zu entpolitisieren oder mit reaktionären Inhalten zu beeinflussen.

Ernest Bornemann Der Sexualwissenschaftler Ernest Bornemann, bekannt durch sein Buch "Das Patriarchat" und seinen Job als Briefkastenonkel in der "Neuen Revue", schwimmt zur Zeit voll auf der "Mißbrauch des Mißbrauch"-Welle und ist dabei dem ZEGG in zuvorkommender Art und Weise als Täterentlaster behilflich (siehe den Artikel "Das Frauenbild im ZEGG"). Sein zweites momentanes Schwerpunktthema ist das "Aussterben der Heterosexualität", um die sich Bornemann große Sorgen macht, seitdem er in seinen Untersuchungen festgestellt hat, daß sich durch den von männerhassenden Feministinnen sowie Lesben und Schwulen angezettelten "Geschlechterkrieg" immer mehr Menschen in Homosexualität, die Vergewaltigung von Kindern oder in sadomasochistische Praktiken flüchten würden. (Auf sein nächstes Buch mit dem Arbeitstitel "Aus! Der langsame Tod der Heterosexualität" darf der/die geneigte LeserIn bereits gespannt sein!) Im ZEGG gefällt es dem guten Mann besonders "toll", weil "(...) hier Menschen unterschiedlichen Geschlechts sind, die einander noch mögen, einander noch wollen, miteinander noch können" und mann in Belzig endlich einmal Ruhe vor dem tobenden "Krieg der Geschlechter" hat.

Rudolf Bahro "Für viele Linke, besonders aus den neuen Bundesländern, ist Rudolf Bahro immer noch ein politischer Hoffnungsträger für einen Sozialismus "mit menschlichem Antlitz". Für die "neuen sozialen Bewegungen" ist er ein Haupttheoretiker geworden. Seine Vorlesungen an der Berliner Humboldt-Universität waren überfüllt, Ministerpräsident Biedenkopf ließ es sich nicht nehmen, hier als Gast zu sprechen, das "Neue Deutschland" brachte ein ganzseitiges und völlig unkritisches Interview mit Bahro. Nur wenige aber haben seine Texte genau gelesen, und auch Bahros Forderung nach einem "grünen Adolf", der die Deutschen aus der eigenen "Volkstiefe" heraus in ein Goldenes Zeitalter führen soll, scheint kaum zum Nachdenken bewegt zu haben. Dabei hat der ehemals marxistische Wirtschaftswissenschaftler, dessen fortwährende Popularität allein auf dem kommunistischen Kunstfehler beruht, Bahro eingesperrt zu haben, sich spätestens seit Mitte der 80er Jahre zum altbekannten nazistischen Neuheidentum und dessen Quellen hingewendet und dies in seinen Schriften auch ausgesprochen. Bahro ist neben dem früheren APO- Schreck Rainer Langhans heute derjenige Theoretiker des "Neuen Denkens", der sich am weitesten, offen und ohne jede Scham zum spirituellen Gehalt des Faschismus als der angeblich einzigen Möglichkeit für eine "Rettung" von Natur und Menschheit bekennt." Weitere ZEGG-ReferentInnen Peter Dawkins, Geomant

Heidemarie Emmermann, Publizistin

Jürgen Hauschild, Perpetuum mobile - 'Forscher'

Declan Kennedy, Permakulturfachmensch

Sabine Kuschel, Feuerlaufverkäuferin

Paul Lowe, Ex-Cheftherapeut in Poona

Manintonquat, Storyteller vom Wampanoag-'Stamm'

Stefan Marinov, Energieforscher

Hans-Walter Müller, Tragluftpavillonkonstrukteur

Frank Natale, Schamane

Domenica Niehoff, Ex-Prostituierte / Streetworkerin

Sunito Michael Plesse, Tantra-Lehrer

Roland Plocher, 'Erfinder'

Micky Remann, Ex-Tazler / NLP-Lehrer

Bernd Senf, FHW Berlin


DIE AKTIONS - ANALYTISCHE ORGANISATION (AAO) - VORLÄUFERIN DES ZEGG

ZEGG und Meiga existieren nicht erst seit dem Geländekauf 1991 in Belzig, sondern sind Projekte eines seit knapp zwanzig Jahren bestehenden Denk- und Aktionszusammenhangs. Bei der Suche nach den Ursprüngen des ZEGG trifft mensch immer wieder auf die AAO.

I. Kurze Geschichte der AAO

Die "Aktions - Analytische Organisation" (AAO) wurde 1972/1973 von Otto Mühl gegründet, um als "Weltbewegung" zu einer "befreiten Gesellschaft" zu gelangen. Der Wiener Mühl, Jahrgang 1926, machte schon vorher als umstrittener Aktionskünstler auf sich aufmerksam. Bei seinen sexistischen, bluttriefenden Darbietungen scheint er auch einige Erfahrungen für seine spätere Rolle als Sektenführer gesammelt zu haben. So sagte er 1989 rückblickend, er habe "im Aktionismus gelernt, Menschen wie Material und eindeutig ohne Rücksicht zu behandeln".

Das Zentrum der AAO war der Friedrichshof im österreichischen Burgenland, aber auch in anderen Städten wie München, Hamburg oder Berlin bildeten sich bald darauf Ableger. Der Grundgedanke dieser Sekte basierte auf den Theorien des Sozialpsychologen Wilhelm Reich. Reich ging davon aus, daß die Energie des gesunden Menschen am besten während des Orgasmus fließe und daß daher muskuläre Verspannungen (Panzerungen), entstanden durch angestaute Lebens- und Sexualenergien, die Ursache (allen) menschlichen und gesellschaftlichen Leidens sei. Dieser Panzer sollte nun in der AAO abgelegt werden, um am Ende die Kleinfamilie abschaffen zu können, da in ihr die Eltern das Kind zum verklemmten "Wichtel" dressierten, der sich daraufhin panzern müsse, sämtliche Lust am Leben verliere und womöglich auch noch homosexuell werde. Erreicht werden sollte dieses Ziel auf zwei Wegen: dem Ausleben der "freien Sexualität" und der Abschaffung des Privateigentums.

Den verpönten kleinfamiliären Strukturen setzte Mühl das "AA-Bewußtsein" entgegen:

"Das AA-Bewußtsein ist eine Qualität, über die auch der fortschrittlichste und tüchtigste Kleinfamilienmensch nicht verfügt. Er steht, sobald er mit der Lebenspraxis der AA beginnt, hilflos da und merkt seine existenzielle Impotenz. Er beginnt mit der Bewußtseinsstufe 0".

Demnach konnte niemand, die / der nicht in der AAO lebte, daran Kritik üben. Aber auch die AAO-BewohnerInnen selbst durften Mühl nicht kritisieren. Mühl setzte die Maßstäbe ausschließlich selbst. Daß er - der Feind der Kleinfamilie - 1988 die sog. "Erste Frau" des Friedrichshofes, Claudia Weissensteiner, heiratete und den 1985 geborenen gemeinsamen Sohn Attila zum "Thronfolger" erziehen ließ, stand selbstverständlich nie zur Diskussion.

Praktisch sah es in der AAO so aus, daß innerhalb der Organisation eine strenge Ranghierarchie herrschte, bei der die oberen Ränge Befehlsgewalt über die unteren besaßen. Nummer Eins in dieser Hierarchie war (natürlich) Mühl selbst. Mühl nahm sich zum Beispiel das Recht heraus, nach einem von ihm durchgeführten "Sexualunterricht" die in der Kommune lebenden Mädchen im Alter von 13 oder 14 Jahren in die Sexualität "einzuführen". Sexueller Kontakt zu gleichaltrigen Jungen war bis verboten, und Mädchen, die sich der Vergewaltigung durch Mühl zu widersetzen versuchten, wurden von den Kommunemitgliedern solange unter massiven psychischen Druck gesetzt, bis sie ihre Verweigerungshaltung aufgaben.

Um das Ausleben der von Mühl definierten "freien Sexualität" zu gewährleisten und emotionale Bindungen zwischen einzelnen Frauen und Männern zu verhindern, wurden - zuerst mit Hand, später per Computer - sogenannte "Ficklisten" erstellt, in denen täglich neu festgelegt wurde, wer mit wem das Bett zu teilen hatte. Da Geilheit als das Kennzeichen des Menschen angesehen wurde, galten Gruppenmitglieder, die einige Tage keinen Sex wollten, als "krank" und wurden somit zum Gruppenproblem. Mühl entschied auch über die "Kinderproduktion" innerhalb der Kommune; als das Größte sahen es die Kommunenbewohnerinnen allerdings an, ein Kind von Mühl selbst bekommen zu dürfen.

Im Jahr 1986, nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl, entstand eine neue Kommune auf Gomera. Mühl war zwar der Meinung, die dort lebenden Menschen seien "ein furchtbarer Menschenschlag ohne Kultur und Erziehung" - dies hinderte ihn jedoch nicht daran, in dieses Projekt ca. 30 bis 40 Millionen DM zu investieren. Gewonnen wurde dieses Geld dadurch, daß alle Mitglieder ihr Privateigentum als "Darlehen" an die Kommune abtreten mußten. Viele Sektenangehörige hatten sich auch im Laufe der Jahre in Berufen wie Versicherungsagent(in), Börsenspekulant(in) oder Immobilienmakler(in) etabliert und führte ihre Geschäftserlöse an die AAO ab. Es existierten verschiedene AAO-eigene Firmen, im Friedrichshof wurden teure "Gästekurse" (unbezahlter Arbeitseinsatz inbegriffen) abgehalten, und gleichzeitig war es der Organisation durch beste Beziehungen zu beispielsweise (Ex-)Altbundeskanzler Bruno Kreisky möglich, als "Gemeinnützige Wohn-, Bau- und Siedlungsgenossenschaft" mit eigener Privatschule in Österreich Subventionen in Millionenhöhe zu kassieren. Zusätzlich machte die AAO in Gomera auch noch durch Grundstücksspekulation und Korruption von sich reden.

Obwohl die geistige Gleichschaltung und der Psychoterror bereits zu psychischen Zusammenbrüchen von Kommunemitgliedern geführt hatten, zerbrach das Projekt erst Ende 1991 endgültig, als Otto Mühl von einem österreichischen Gericht wegen Vergewaltigung und sexuellem Mißbrauch von abhängigen Minderjährigen zu sieben Jahren Knast verurteilt wurde.

II. Verbindungslinien zwischen der AAO und dem ZEGG

Obwohl Mitglieder des ZEGG dies gern abstreiten und sich in Windeseile von der AAO - die sich übrigens teilweise auch ZEG ("Zentrum für emotionale Gestaltung") nannte - distanzieren, läßt sich (vor allem) auf zwei Ebenen ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Organisationen feststellen: auf der personellen und auf der inhaltlichen bzw. konzeptionellen Ebene.

Einige der Führungsmitglieder des ZEGG wechselten mehr oder weniger direkt von der AAO in die neue Organisation über. An erster Stelle steht hier (natürlich) Dieter Duhm, Gründer und inoffizieller Kopf (und "Oberguru") des Projekts Meiga und somit auch des ZEGG. Duhm war mehrmaliger Gast im Friedrichshof und soll auch die Nummer vier auf der Rangliste des Münchener AAO-Ablegers gewesen sein. Im Friedrichshof entwickelte er 1977 auch das ZEGG-Konzept, welches einen Versuch darstellen sollte, die AAO gesellschaftsfähig zu machen, aber von Mühl abgelehnt wurde. Von 1978 bis 1983 führte Duhm in Tegernau / Schwand bei Heilbronn das Kommuneprojekt "Bauhütte" durch, über das er zu Beginn sagte:

"Die Bauhütte ist bis jetzt eine komprimierte Idee, um die sich ein paar Leute geschart haben. ... Ich will gleich sagen, womit diese Idee hauptsächlich zu tun hat: mit der ehemaligen AAO, von deren Konzepten der Selbstdarstellung, der freien Sexualität und der kommunitären Lebensweise wir uns befruchten lassen ....Unser bescheidenes Ziel ist der Aufbau einer funktionierenden Alternativgemeinde von mehreren hundert Personen .... Wir nennen dieses Traumziel 'ZEGG': Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung."

In einem 1978 erschienen Text bezeichnet Dieter Duhm die AAO als einzigartigen Beitrag zur Weichenstellung für eine - welch Hohn - "humane Zukunft". Mühl besitzt für ihn hier eine "weiche Macht" und eine Ausstrahlung, die keine Gesetze oder Herrschaft errichtete, sondern der Lebendigkeit im Wege stehende Gesetze durchbreche; die AAO-Hierarchie preist er als offen dargestellte und von der Intriganz heimlicher Kämpfe befreite Ordnung an. Sein 1979 erschienenes Buch "Synthese der Wissenschaft" widmet Duhm "in Liebe" dem Menschen , von dem er am meisten gelernt habe, nämlich Otto Mühl, den er - neben Rudolf Steiner und Wilhelm Reich - als "wichtigsten Vorläufer der neuen Epoche" bezeichnet, der den praktischen Lebensentwurf zu Reichs Theorie geliefert habe. Nach einem dreijährigen Projekt im Schwarzwald, bei dem 50 Menschen an allen gesellschaftlich relevanten Fragen arbeiten und entsprechende Lebensmodelle entwickeln sollten, gründete Dieter Duhm nach 1986 das "Projekt Meiga", in dessen Zentrum ZEGG ab 1991 die verschiedenen Arbeitsprojekte von Meiga zusammengeführt werden sollten.

Weitere Beispiele für von der AAO "befruchtete" ZEGG-Führungsmitglieder sind Sten Linnander und Sabine Lichtenfels, die sich auch Sabine Kleinhammes nennt. Linnander war drei Jahre in der AAO und ist jetzt Leiter des Arktis-Projekts "Haven Arctica", Sabine Lichtenfels war zumindest besuchsweise bei der Mühl-Sekte und nahm später an Duhms Drei-Jahres-Projekt teil, bevor auch sie beim Projekt Meiga mitmachte. Heute ist sie Leiterin spiritueller Wüstencamps auf den Kanarischen Inseln und in Portugal, im ZEGG gilt sie als "Expertin" für Sexualität und Spiritualität. Lichtenfels zitiert in ihrem Buch "Der Hunger hinter dem Schweigen" auch noch 1992, also ein Jahr nach der Verurteilung Mühls, kommentarlos aus einem seiner Bücher.

Die ideologische Gemeinsamkeit des ZEGG und der AAO besteht in erster Linie darin, daß beide die unterdrückte Sexualität des Menschen als Grundübel aller Probleme ansehen. Deshalb werden im ZEGG auch zwei zentrale Konzepte der AAO übernommen: das der "freien Sexualität", die zur Befreiung der Menschheit führen solle, und die in der Mühl-Sekte praktizierte "Selbstdarstellung (bei ZEGG "Forum" genannt). Ging es bei der "Selbstdarstellung" vor allem um die Freisetzung von Wut und Aggression zur Sprengung des andressierten Panzers, so werden beim "Forum" von einer in der Mitte der Gruppe stehenden Person Gefühle und Probleme dargestellt, über deren "richtige" Darbietung die oder der Leiter/in entscheidet. Die Hauptrolle spielt hier das Thema Sexualität.

III. Dieter Duhm heute über sein Verhältnis zur AAO

Nach vermehrten Angriffen auf das ZEGG wegen seiner Kontinuität zur AAO sah sich Dieter Duhm 1993 gezwungen, in einem Artikel des Sprachrohres des Projekts, dem "ZEGG-Magazin", zu diesem Thema Stellung zu beziehen. Daß dieser Artikel erst zu diesem Zeitpunkt von ihm geschrieben wurde, begründet er allerdings damit, daß er bisher wegen der "niederträchtigen Hetzkampagne" gegen die AAO zu öffentlicher Kritik nicht bereit gewesen sei, sondern der Meinung war, sich uneingeschränkt solidarisieren zu müssen.

In diesem Text setzt sich Duhm zuerst mit den Gründen auseinander, die seiner Ansicht nach zum Scheitern der Sekte geführt haben. Diese sind für ihn die falsche Form und Methode und die inneren Widersprüche zwischen Inhalt und Form. In diesem Zusammenhang bemängelt er, daß in der AAO das "Liebesthema" verdrängt worden sei. Freie Sexualität sei nur als Antithese zur Zweierbeziehung gesehen worden, ohne zu bedenken, daß aber - um die alten Formen überwinden zu können - die freie Sexualität mit Liebe und Partnerschaft verbunden werden müsse.

Auch die "psychologische Struktur des geschlossenen Kollektivs" ist ihm ein Dorn im Auge, womit er jedoch nur die Tatsache meint, daß die Angehörigen der Kommune nur mit Gruppenmitgliedern Sex haben durften. Duhm bezeichnet dies als "fatale Sexualgesetze", als "blockierende Sexualordnung", hat aber auch gleich eine Erklärung für dieses Gesetz parat: es müsse sich hierbei um eine "uralte kulturelle Sexualangst" handeln. Als letzten Punkt führt er die absolutistische Führungsstruktur der Organisation an. Seiner Interpretation nach war Otto Mühl ein "brillanter Fürst", eine "positive Vaterfigur", der diese Rolle mit "bärenhaftem Charme" vertrat und leider nur nicht sehen konnte, daß autoritäre Führungsstile barbarisch seien und überwunden werden müßten.

Dies alles seien Gründe, warum der "Visionär" (Zitat eines bei ZEGG aktiven Menschens) Duhm das Projekt Meiga als Alternative zum Friedrichshof gegründet habe, welches von Anfang an entgegengesetzte Gedanken verfolgt habe: individuelle Autonomie, geistigen Pluralismus und geistige Orientierung durch Erfahrung. Fraglich bleibt nur, warum Duhm dann 1991 in der zweiten Ausgabe des "San Diego-Magazins", dem Vorläufer des ZEGG-Magazins, zu der folgenden Erkenntnis gelangt:

"...Diese charismatischen Gemeinschaften - auch Poona oder Friedrichshof - waren in einem fatalen Wortsinn auch die 'demokratischen', denn demos, das Volk, wollte den Führer; es wollte geführt werden, denn nur so war es funktionsfähig und gemeinschaftsfähig. Diese Struktur gilt emotionell bis heute, auch wenn die Parolen anders lauten. Alle gutgemeinten Sätze von Basisdemokratie und individueller Autonomie scheitern an der psychischen Realität der Beteiligten."

Seiner verhaltenen Kritik an der AAO schließt der ZEGG-Begründer dann auch prompt seine allgemeine Einschätzung der Kommune an, wobei er auch hier seine Begeisterung kaum verhehlen kann. So "liebte" er dieses Experiment wegen seiner "sehr konsequenten Bearbeitung der entscheidenden Basisfragen" (die da wären: Liebe, Sex, Gemeinschaft, Kinder und Kommunikation) und hält auch 1993 noch Mühls Projekt, ähnlich dem von Bhagwan, für einen sehr bedeutenden Schritt auf dem Weg zu einer neuen Lebensform. Die AAO sei nach der gescheiterten sexuellen Befreiung der 68er der einzige Kenner der "existenziellen Wahrheit" gewesen, nämlich der Sexualität als "Kernschädigung". Otto Mühl ist für ihn noch immer ein großer Künstler und der Gründer eines außergewöhnlichen Projekts; zu dessen Verurteilung wegen sexuellem Mißbrauch fällt ihm bloß ein, daß dieses nicht sein Thema sei - schließlich wisse er ja auch gar nicht, ob diese Anklage auf Wahrheit beruhe oder nicht. Sein abschließendes Fazit: "Ich kann ihn nicht an seinen persönlichen Fehlern messen, dafür hat er zuviel geleistet."


Das Frauenbild im ZEGG

Die "befreite Sexualität" ist laut ZEGG der Weg, um alles Übel von der Erde zu verbannen. Dieses Kernstück seiner Ideologie reicht zurück bis zu den Anfängen der AAO, wonach nur beim Orgasmus die Energie frei fließen kann. (Starke Anlehnung an die Gedanken von Wilhelm Reich!)

Blindäugig und völlig undifferenziert wird die Ursache für gesamtgesellschaftliche Probleme in der Unterdrückung der Sexualität gesehen. Außer acht gelassen werden Unterdrückungsmechanismen, die durch Besitz- und Machtstrukturen entstehen, die zwischen den Geschlechtern existieren und die von weißen Metropolen auf Trikontländer ausgeübt werden.

Rassismus und die als "Ökokatastrophe" bezeichnete Verschlechterung der Umweltbedingungen sind für die "Vögeln-wir-die Welt-frei"-PropagandistInnen ebenfalls Probleme, die durch die Unterdrückung der Sexualität bedingt werden.

Sie entwickeln ein neues Konzept der Liebe - einer Liebe, die für sie nur zwischen Mann und Frau existiert - welches die Lösung all unserer Probleme sein soll. In diesem Konzept kommt den Frauen eine ganz besondere Rolle zu.

Sabine Lichtenfels, evangelische Theologin und ehemalige Prostituierte, die neben Dieter Duhm eine der führenden ZEGG-RepräsentantInnen und TheoretikerInnen ist, beschäftigt sich vor allem mit der Rolle der Frau im ZEGG sowie mit "Spiritualität und Eros".

Sie veröffentlichte im Meiga-Verlag die Bücher "Der Hunger hinter dem Schweigen. Annäherungen an sexuelle und spirituelle Wirklichkeiten" und "Rettet den Sex. Ein Manifest von Frauen für einen neuen sexuellen Humanismus" sowie eine Kurzbroschüre über "Das Wüstencamp. Projekt für zeitgemäße Spiritualität und Lebensforschung. Ein Ort für alle sinnvollen Fragen des Überlebens" (Gemeint damit ist Lanzarote, wo sich ebenfalls die Eros-Akademie befindet.)

Sie macht in ihren Publikationen ständig Aussagen über die "wahre Natur der Frau" - in ihren Vorstellungen geht es vor allem darum, daß Frauen sich verändern. Der "neue Weg", den die Frauen gehen sollen, beinhaltet jedoch keinesfalls eine Auseinandersetzung der Männer mit den patriarchalen Verhältnissen oder gar eine Infragestellung der gesellschaftlich zur Norm erhobenen Heterosexualität.

Obwohl wir den durch ZEGG verbreiteten Theorien lieber kein breites Forum geben wollen, werden wir im folgenden ausführlich mit längeren Zitaten arbeiten. Denn immer wieder kommt der Vorwurf an ZEGG-KritikerInnen, daß Zitate aus ihrem Zusammenhang gerissen werden. Dies wollen wir damit vermeiden.

Aus Sabine Lichtenfels: "Der Hunger hinter dem Schweigen":

"Solange die Frau kein positives Verhältnis zum Sex hat, solange sie nicht annimmt und bejaht, daß sie ganz wesentlich aus Sex besteht, purem Sex, solange sie hier ihre Verantwortung nicht sieht, sondern dem Mann die Regie und Verantwortung übergibt, solange wird sie nie aus ihrem Schuld-Dilemma austreten können. Fast alle Frauen wehren sich immer noch gegen ihre sexuelle Grundnatur. Hier liegen ihre Scham und Verurteilung sich selbst gegenüber. Der eigentliche Vorwurf der Frau an den Mann heißt nicht: Du benutzt mich ja nur als dein Objekt! Das ist der Vorwurf, der aus der größten Verdrängung erwächst. Der eigentliche Vorwurf heißt: Warum tust du es nicht endlich? Warum tust du es nicht endlich ganz? Ich will dein Lustobjekt sein. Viel mehr, als du glaubst. Wenn nur ein Mann dies ganz verstünde! Erst dann fühle ich mich ganz gesehen und erkannt als Frau. Erst dann fühle ich mich erweckt. Da, wo er mich ganz zu behandeln versteht als "sein Stück" ohne Gewalt und ohne Verachtung, erst da trifft und berührt er mich ganz.

Eine Frau guckt ungern bis in diese innere Wahrheit. Ein ungeheures Abhängigkeitsgefühl steigt in ihr auf, wenn sie bis in diese Tiefen ihrer Seele hinabsteigt. Sie fühlt sich innerlich unentrinnbar abhängig davon, daß er es tut. Diese Abhängigkeit haßt sie zunächst, und deshalb wehrt sie sich mit aller Kraft gegen diese innere Wahrheit.

Erst wenn sie auf dem Grund dieser inneren Wahrheit angekommen ist, kann sie aufhören, ständig unbewußt einer Spur der Selbsterniedrigung zu folgen, erst dann kann sie ihre eigentliche Erhöhung und Freiheit entdecken, die in ihrer sexuellen Natur liegt. Erst unter Einbeziehung ihrer Grundnatur kann sie wirkliche Unabhängigkeit erreichen." (S.77/78)

Eine etwas andere Umschreibung derselben Ideologie:

"Eigentlich bin ich erst im Sex ganz Frau. Hier ist meine Quelle der Offenbarung. Und die ist sehr elementar, unsentimental und eigentlich sehr wenig mystisch. Hier liegt mein eigentliches Selbstvertrauen, mein Verlangen und meine Erfüllung. Warum erkennt und akzeptiert der Mann es nicht, daß mein Leib ganz und gar nach dieser elementaren, objektiven, rein materiellen Erfüllung schreit? Dementsprechend möchte er gepflegt, bedient, behandelt und voll benutzt werden.

Manchmal bezweifle ich, daß Männer und Frauen nur das Eine wollen. Ich glaube, die Frauen wollen es unendlich viel mehr." (S.79)

Eines der unzähligen Beispiele für ihre Fixierung darauf, daß weibliche Sexualität ausschließlich in Bezug auf das männliche Geschlechtsorgan gedacht werden kann. Welcher Druck hierbei auch auf Männer ausgeübt wird, ist wohl zu erkennen!

"Eine sexuell erwachte Frau wünscht das Zeichen des Mannes, daß sich sein Phallus erhebt allein durch ihre Präsenz und seine Lust. Letzlich wünscht sich eine Frau beim Mann eine "anständige Errektion". Wenn dies nicht so kompliziert wäre auf beiden Seiten, verstellt durch Stress, Versagerängste, Scham und vieles mehr, wie erfrischend klar und einfach wäre der Kontakt. Hier liegt die Quelle ihrer Anerkennung, deshalb wird sie dafür sorgen, daß sie sie bekommt. Denn wenn sie es für längere Zeit nicht bekommt, fehlt ihr etwas Entscheidendes." (S.83)

Und ein letztes Zitat aus ihrem Buch, was für Sabine Lichtenfels "weibliche Identität und Sexualität" heißt:

"Lassen wir die Frau aus tiefster Seele sprechen: Um es pathetisch zu sagen, im Sex erst liegt meine eigentliche Würde als Frau. Die Würde der Frau hat immer ein Loch. Hier liegt nicht meine Entwürdigung, sondern meine Würdigung." (S.78)

Diese Zitate sprechen für sich. Die Frau besteht im Weltbild von ZEGG ausschließlich aus Sex, dieses Grundbedürfnis würde aber von ihne verdrängt werden, sie weigerten sich, sich dieses einzugestehen. Erst dann, wenn frau dies akzeptieren und zulassen würde, könnte sie sich selbst bejahen. Aufgrund der bisherigen Verdrängung ihrer Grundnatur entstünden bei Frauen Schuldgefühle und Verachtung für die Männer.

Wenn Frauen es endlich schaffen würden, sich das einzugestehen, müßten Männer und Frauen sich nicht mehr verachten, denn Anerkennung und Bestätigung erfahren Frauen laut Sabine Lichtenfels nur in der Begierde des Mannes.

Mit solchen Aussagen werden Frauen gesellschaftlichen Klischees entsprechend auf ein Objekt, einen willigen Körper reduziert. Wieder einmal werden Aussagen darüber gemacht, was die Natur der Frau sein solle. Solche Zuschreibungen dienten bisher immer der Stabilisierung patriarchaler Unterdrückungsmechanismen.

Die Darstellung der Frau als willige Sexualpartnerin entspricht genau dem Trend der Zeit. Noch in diesem Jahrhundert hatten die Frauen keine sexuellen Lustgefühle zu haben. Mit der Thematisierung des weiblichen Orgasmus in den 70er-Jahren stellte sich die Vorstellung der orgasmusfreudigen Frau - natürlich mittels Penetration - ein. Eine sexuell attraktive Frau hat einen Orgasmus zu haben beim Vögeln!

All dies in Kombination mit der ständigen Darstellung von Frauen als Lustobjekten führt dazu, daß Frauen ständig sexuell unter Druck stehen und im eigenen Selbstwertgefühl von männlicher Anerkennung abhängig sind. Die Ursachen für diesen gesellschaftlichen Status quo sind natürlich noch wesentlicher komplexer - laut Sabine Lichtenfels ist diese Abhängigkeit jedoch in der Grundnatur der Frau verankert.

Erkenntnisse feministischer Theoretikerinnen werden so mittels platter biologistischer Aussagen vom Tisch gefegt. Den Frauen wird ein selbstgewählter Objektstatus zugeschrieben. In einer männlich geprägten, genital-fixierten Vögelsexualität hat frau zu funktionieren. Ein Nicht-damit-klarkommen wird als ein Verdrängen der eigenen Grundnatur gesehen. Frauen werden dadurch unter Druck gesetzt, daß ihnen ständig gesagt wird, wie sie sind und was sie wollen, nämlich sich hingeben.

Die Theorie: Frauen als natürliche Anlaufstellen für alle Männer

Viele der ZEGG-Mitglieder haben eine linke bzw. alternative Vergangenheit. So auch der Begründer und Chefideologe des ZEGG, Dieter Duhm. Der Ex-Sozialist, Aktivist der 68er-Studentenbewegung und Autor des damals in linken Kreisen zum Bestseller gewordenen Buches "Angst im Kapitalismus" geriet bereits Mitte der 70er Jahre ins Kreuzfeuer linker Kritik, als er sich der umstrittenen AAO-Kommune "Friedrichshof" des österreichischen Aktionskünstlers Otto Mühl anschloß.

Dort wurde schon 1977 von Duhm das Konzept zur Gründung des ZEGG entworfen. 1978 gründete er das Projekt "Bauhütte", in dem er die ideologischen Grundgedanken der AAO übernahm, die auch heute noch, wenn auch in moderater Form, im ZEGG vertreten werden. Zu einer persönlichen Distanzierung von Otto Mühl sieht sich Duhm auch heute nicht genötigt.

Zu seinen bekanntesten Publikationen - erschienen im Meiga-Verlag - gehören "Politische Texte für eine gewaltfreie Erde", "Der unerlöste Eros", "Das Buch Sidari. Ein Kunstband mit Texten und Gemälden", "Aufbruch zur neuen Kultur - Von der Verweigerung zur Neugestaltung. Umrisse einer ökologischen und menschlichen Alternative" sowie "Synthese der Wissenschaft. Der werdende Mensch".

Auch Dieter Duhm weiß in seinen "Politischen Texten" von 1992 etwas über Frauen zu sagen:

"Wenn eine Frau sich an einen Mann bindet, dann wird sie entweder an sexueller Frustation verwelken oder sie wird diesen Mann mit ihrer Mütterlichkeit ersticken. In beiden Fällen konnte dieser innere Überschuß an Kraft, der ihrer universellen Natur innewohnt, nicht untergebracht werden. Keine Frau kann diese innere Mitgift von Sexualität, Liebeskraft, Pflege und Gärtnerschaft, die ihr die Schöpfung überreicht hat, in der Beziehung zu einem einzigen Mann entfalten. Allein ihre sexuelle Kraft, die dauernde Präsenz ihrer sexuellen Natur und ihrer Lust, deutet auf eine ganz andere Bestimmung hin ...

Könnten Frauen ihre gesellschaftliche Rolle ganz erfüllen, dann wäre wohl keine Therapie mehr nötig. Eine Frau ist, wenn sie ihre weibliche und universelle Identität gefunden hat, eine natürliche Anlaufstelle für alle Männer. Eine reife Frau ist in einer Gemeinschaft ein sexueller und ein seelischer Pol für alle. Sie ist dies ganz einfach durch ihr authentisches Dasein. In einer organischen Gemeinschaft wird sie z.B. ganz von selbst die Liebeslehrerin vieler junger Männer sein. Nicht, weil sie darin ihre eigene Sucht nach Jugendlichen stillen muß, sondern weil es ihre natürliche Funktion ist und weil sie natürlicherweise in dieser Funktion aufgesucht wird." (S.85)

Dieter Duhm dehnt hier die existente Frauenrolle noch weiter aus. Bisher diente die Frau und ihre Sexualität als Reproduktionsquelle in Familie und Beziehung. Diese Funktion soll auf die gesamte Gesellschaft ausgedehnt werden: die Frau als sexueller und seelischer Ruhepol für alle. Die universelle Natur der Frau wird als lustvoll, pflegend, liebend, hegend bestimmt. So werden auch im ZEGG Frauen auf die gesellschaftlichen Stereotypen von Wärme, Nachgiebigkeit und Umsorgen reduziert. Wieder ein Schlag ins Gesicht von Frauen, die versuchen, sich aus genau diesen ansozialisierten Verhaltensweisen zu befreien.

Laut ZEGG ist eine Hauptursache unserer gesellschaftlichen Misere, daß Frauen ihre sexuelle Grundnatur verdrängen würden. Frauen haben die Aufgabe, dies zu erkennen, sich selbst zu verändern und damit einen gesellschaftlichen Wandel zu ermöglichen, was quasi gleichbedeutend damit ist, daß die Frauen an der jetzigen Situation der Gesellschaft schuld sind. Damit kommt ihnen zwar eine bedeutende Rolle in der Geschichtsschreibung zu, in der sie ja sonst eher nicht existent sind - aber eben eine eher negative, als Allein- bzw. Hauptverantwortliche und Schuldige.

Diese Schuld, oder in ihren Worten "Verantwortlichkeit", finden wir sehr ausführlich bei Sabine Lichtenfels in "Der Hunger hinter dem Schweigen" wieder:

"Sie aber hat begonnen, sich als geschichtliches Wesen zu sehen und zu verstehen. Sie weiß, daß ihr Aufbruch ein geschichtlicher Aufbruch ist und eine Wende einleitet im Selbstbild und Selbstverständnis beider Geschlechter. Dieses Selbstbild ist keineswegs beliebig, sondern es folgt einer inneren Wahrheit und natürlichen Erotik." (S.84)

"Sie unterwirft sich nicht mehr dem Richterblick fremder Autoritäten. Sie weiß, daß das gesamte gesellschaftliche System der Unterdrückung des Eros dient und daß für seine Entfaltung ein vollkommen neues System erforderlich ist.

Nichts Geringeres, als das vorzubereiten und zu ermöglichen, hat sie sich zur Aufgabe gemacht. Natürlich weiß sie, daß sie damit nicht alleine ist, sondern daß im Grunde ihres Herzens unzählig viele dasselbe ersehnen und erhoffen. Wichtig ist nur, daß es Menschen gibt, die damit beginnen. Sie hofft, daß sich daraus eine leise Revolution vorbereiten wird, die Revolution der sinnlichen Liebe.

Wenn sie als "schwarzes Schaf" der Gesellschaft hingestellt wird, dann gibt ihr das eher Kraft als Entmutigung, denn im Grunde ihres Herzens ist es ihr ein Zeichen, daß ihr etwas gelungen ist. Es gibt keinen Grund mehr, sich den gesellschaftlichen Normen und Urteilen zu unterwerfen. Ihr sicherster Schutz davor liegt darin, daß sie etwas Besseres vorhat." (S.85)

"Es wird keinen Frieden geben auf diesem Planeten ohne diesen deutlichen und bewußten Wandel der Frau." (S.??)

Die Ideologie: Vögel dich frei und alles wird gut

Die Verantwortlichkeit aller Menschen, speziell aber der Frau, liegt darin, ihre Sexualität frei auszuleben. Dies ist die Grundvoraussetzung dafür, daß sämtliche Probleme von dieser Welt verschwinden, z.B. Hunger, Armut, Rassismus, Krieg..., wie es uns auch diese ZEGG- Zitate erklären:

"Der reale Hunger in den Trikontländern wird nicht beseitigt werden, solange der Hunger nach Liebe in Europa und Amerika nicht gestillt ist." (ZEGG-Magazin 4/92)

Mit solchen Aussagen werden Ausbeutungsverhältnisse verharmlost und entschuldigt und Menschen in den Metropolen von ihrer Verantwortung entbunden.

Auch Rassismus trägt angeblich seine Wurzeln in der Unterdrückung von Sexualität. Janine Müller legt ihre Theorie von "Rassismus und Sexualität" im ZEGG-Magazin 2/92 dar. Sie geht dabei von folgendem Zitat von Nancy Friday aus ihrem Buch "Die sexuellen Phantasien der Frauen" aus:

"... der Neger ist für sexuelle Phantasien wie geschaffen. Alles an ihm, real oder nicht, gießt Öl in die Flammen: wegen der Farbe ist er verboten, und seinem Schwanz schreibt man mythische Proportionen

zu."

Hieraus folgert Janine Müller folgendes:

"Für Frauen werden demnach Ausländer zu einer Projektionsfläche der eigenen verpönten Sehnsucht nach Sexualität. Die damit verbundene Verachtung wird auf die Ausländer verschoben.

Für Männer sind sie der Inbegriff des potenten und nicht faßbaren Liebhabers und dadurch eine immer präsente Bedrohung der eigenen Ehe. Das gilt besonders für junge Männer, die gerne zu den Frauen hinwollen, aber noch nicht wissen, wie. Meistens fehlt ihnen eine positive Orientierung ihrer Männlichkeit und sie brauchen für ihre Lust einen Ausweg. Ausländer sind eine willkommene Zielscheibe ihrer Wut."

Für Janine Müller gibt es anscheinend keine AusländerInnen, die rassistischem Terror ausgesetzt sind, zum anderen scheinen Frauen für sie ausschließlich weiß zu sein. Wie bei klassischen RassistInnen geht eine (bei ZEGG angeblich sexuelle) Bedrohung weißer Frauen ausschließlich von Ausländern aus. Diese beiden rassistischen und sexistischen Ansichten kommen aus der gleichen Grundhaltung: der Leugnung der sexuellen Bedrohung von weißen und schwarzen Frauen durch weiße Männer.

Im ZEGG ist die Frau ja allseits parate Liebeslehrerin - würde sie endlich ihre Rolle annehmen, könnte sie damit Rassismus verhindern.

ZEGG verschleiert und verharmlost gesellschaftliche Realitäten und schiebt dazu noch die Schuld bzw. Verantwortung den Frauen zu - Sexismus auf der ganzen Linie!!!!

Die Konsequenz:

Vergewaltigung und sexueller Mißbrauch als Produkt gestauter Sexualenergie

Sowohl Sabine Lichtenfels als auch Dieter Duhm ignorieren bei ihren "Gesellschaftsanalysen" völlig die Existenz von patriarchalen Machtstrukturen und Sexismus. Somit stellt sich die Frage "Lust oder nicht", auf die ZEGG das Geschlechterverhältnis reduziert, für Frauen völlig anders. Eine solche, die patriarchalen Gewaltverhältnisse zwischen den Geschlechtern ignorierende Haltung nimmt ZEGG auch zum Thema sexueller Mißbrauch und Vergewaltigungen an Mädchen und Frauen ein.

Zunächst mal zum Thema Vergewaltigung: Wir zitieren hier ausführlich aus einem Vortrag von Babette (Sabine Kleinhammes = Lichtenfels) auf der Ostertagung der Erotischen Akademie im März 1989:

"Viele Frauen träumen in der Phantasie davon, vergewaltigt zu werden. In der Wirklichkeit erschrecken sie dann über das, was sie da erregt und ihnen Lust macht. In der Phantasie sind es oft fremde Männer, manchmal mehrere, einer nach dem anderen. Derselbe Vorgang, der in der Wirklichkeit Angst und Entsetzen hervorruft, erzeugt in der Phantasie Lust und Verlangen. Was stimmt nun? Es hat keinen Sinn mehr zu sagen, Phantasien seien eben nicht die Wirklichkeit. Denn diese Phantasien zeigen eine Wirklichkeit des Verlangens, eine Wirklichkeit der sexuellen Sehnsucht. Und solange diese Wirklichkeit der sexuellen Wünsche nicht gesehen wird, nicht akzeptiert wird, nicht positiv integriert wird in den realen sinnlichen Kontakt der Geschlechter, so lange bleibt unsere sexuelle Welt gespalten in die Welt der Phantasie und die Welt der viel langweiligeren Alltäglichkeit. Und solange diese Spaltung andauert, staut sich etwas an Unzufriedenheit und Gewalttätigkeit in der menschlichen Gesellschaft, denn auch der Mann hat ja entsprechende Phantasien. Und so kommt es, daß diese Phantasien jeden Tag auf der Erde auf brutalste Weise irgendwo in die Tat umgesetzt werden. Es wird gefoltert, vergewaltigt, verstümmelt, wo immer die moralischen Dämme brechen und die Gesellschaft, zum Beispiel im Krieg, die Gelegenheit dafür gibt. Oder wenn jemand persönlich ausrastet und die lang gestaute Sexualität in ihm wie Dynamit explodiert. Die Zeitungen sind voll von solchen Berichten.

Diese sexuellen Phantasien von Frauen, die ganz genau ihre Entsprechung haben zu den Phantasien von Männern, sie weisen hin auf eine Wirklichkeit der Lust, die bisher noch nirgendwo öffentlich einbezogen wurde in ethische, soziale und politische Fragen mit dem ernsthaften Interesse, hier humane Lösungsformen zu finden außerhalb von Verbot und bisheriger Moral. Gibt es Möglichkeiten, wo das, was Lust macht, keinen Schmerz mehr verursacht? Gibt es eine Möglichkeit, wo Frau und Mann sich über diese Punkte der Phantasie, die eigentlich eine Entsprechung haben und deshalb zu einer Möglichkeit des Kontakts führen könnten, daß sie sich hierüber verständigen und es integrieren in einen sinnlichen, positiven, wollüstigen Kontakt? In dem vollen sexuellen, bewußt erlebten und bejahten Kontakt zwischen Mann und Frau, wo auch solche Phantasien einbezogen sind ohne reale Unterdrückung und Grausamkeit, liegt ein wesentlicher Transformationspunkt der Gewalt überhaupt. Dieser Satz scheint mir für den Aufbau einer humanen Gesellschaft so wichtig, daß man ihn dreimal wiederholen sollte. ... An nicht gelebter bzw. nicht integrierter Sexualität sterben mehr Menschen als an Autounfällen. Die gestaute Sexualität, die sich irgendwann Bahn bricht, ohne daß sie jemals ins Bewußtsein und ins Leben integriert wurde, führt täglich zu Vergewaltigungen, Morden, Folterungen. Hier beginnt die wirkliche Emanzipation der Frau, wo sie im Begreifen dieser Zusammenhänge ihre sexuelle Rolle annimmt und gestaltet. Das ist ihr wesentlicher Beitrag zu einer neuen Form der Humanität. Wenn sie das tut, dann kann die Mythologie des Alten Testamentes umgeschrieben werden. Die Sexualität, die im Urhebräischen das gleiche Wort ist wie Erkenntnis, ist dann nicht mehr die Vertreibung aus dem Paradies, sondern ist die Hineinführung und der Eintritt. Die Frau läßt den Mann auf ganz einfache Weise wissen, wie sie genommen werden möchte, ohne daß er vor ihr beben müßte in dem Sinne, daß er denkt: bin ich schon der große Eroberer? Und sie läßt ihn auf ebenso einfache Weise auch wissen, was ihr nicht gefällt, denn das gehört ja zur sexuellen Kommunikation. Aber sie hört auf, ihn kleinzuhalten und ihn zu bemuttern."

Hier werden Vergewaltigungsphantasien von Frauen, die es ohne Zweifel gibt, in einen realen Wunsch umgedeutet. Dies ist eine Herangehensweise, wie sie gang und gäbe ist. Selbst in der Justiz erleben wir ja weiterhin, wie Opfern einer Vergewaltigung die Verantwortung für diese zugeschoben wird, "da sie es ja eigentlich gewollt oder herausgefordert hätten."

Vergewaltigungsphantasien stellen aber einen Verarbeitungsmechanismus von Frauen mit der alltäglichen männlichen Gewalt dar. In einer Phantasie führt die Frau - im Gegensatz zur Realität - selbst Regie, und kann dadurch Ohnmachtsgefühle bewältigen.

Es ist unglaublich und eine Verhöhnung der Opfer, die Ursache für männliche Gewalt damit zu begründen, daß Frauen ihren Wunsch nach frei ausgelebter Sexualität nicht verwirklichen - und sich deshalb bei Männern sexuelle Energien stauen, die dann mittels Gewalt ausgelebt werden.

Sie geht sogar noch weiter, indem sie behauptet, daß Frauen ihre sexuellen Erlebnisse, oftmals erst im Nachhinein, als z.B. Vergewaltigung interpretieren.

"Ich möchte, bevor ich auf das ganze Thema Liebe und Sexualität eingehe, einen Eindruck geben von meiner eigenen Geschichte. Ich weiß, daß sie klassisch ist und stellvertretend für die Geschichte vieler Frauen steht. Ich weiß, daß viele Frauen bei ihrer Einweihung ins sexuelle Leben ähnliches erlebt haben wie ich mit 14 Jahren. Um vor sich und anderen später einigermaßen gut dazustehen und um es mit dem weiteren Liebesleben vereinbaren zu können, wird aus so einer Geschichte in der Erzählung eine Vergewaltigung. Der eigene Teil der Lust und Neugierde wird einfach unterschlagen." (Der Hunger hinter dem Schweigen, S. 30)

Nochmal Sabine Lichtenfels in "Der Hunger hinter dem Schweigen":

"Sie erkennt, daß sie in diesem Wissen auch harten Männern gegenüber eine Macht hat, die höher steht und die auf der Stelle eine echte Gewalttat unmöglich macht. Es ist ihre weibliche, erotische Macht. Sie versteht auf einmal, wie sehr die Frau durch ihr aktives und unbewußtes Opferverhalten den Männern gegenüber an den vielen sexuellen Gewaltverbrechen beteiligt ist. Sie sieht, wie die Frau instinktiv dazu herausfordert, solange sie den Eros nicht bewußt in ihr Leben integriert.

Sie erkennt, in welchem Ausmaß es ihre Aufgabe ist, einen Beitrag zu leisten, daß diese Art der Gewalt von der Erde verschwindet."

Eine Frau ist also an ihrer Vergewaltigung mit Schuld, sie fordert durch die Unterdrückung ihres Eros sogar intuitiv dazu auf.

Sobald eine Frau ihren Eros bewußt lebt, kann sie nicht vergewaltigt werden.

Vergewaltigungen sind also nicht durch patriarchale Herrschaftsstrukturen bedingt - nein, es ist die Schuld der Frauen.

Es wäre derselbe Vergleich, daß ein Mordopfer selbst an seinem Tod Schuld ist, weil es sich zu sehr als Opfer, zu passiv verhalten hat.

Auch zum Thema Mißbrauch fährt ZEGG ganz auf der immer stärker werdenden "Mißbrauch- mit dem- Mißbrauch"- Linie. In dem ZEGG- Sonderheft "Sexualität und Kinder" distanzieren sie sich zwar von Mißbrauch, bezeichnen aber Frauen, die sich für die Öffentlichmachung des Themas engagieren, als durchgeknallte Radikalfeministinnen, die

a) ihrem Männerhaß fröhnen und

b) sich Jobs im Mißbrauchsberatungsbereich sichern wollen.

Im gesamten Heft stellen sie sich auf die Seite von Tätern und argumentieren mit dem "Mißbrauch- mit dem- Mißbrauch"- Argument: Nach diesem benutzen Mütter in Trennungssituationen den Vorwurf des Mißbrauchs an ihren Kindern, um sich somit das Sorgerecht und den Einfluß auf ihre Kinder vor den Vätern zu sichern. Es werden diese wenigen Einzelfälle hervorgehoben, in denen Mütter tatsächlich Väter zu Unrecht des Mißbrauchs beschuldigten. Diese Kampagne "Mißbrauch mit dem Mißbrauch", die diese Einzelfälle hervorhebt und verallgemeinert, führt dazu, daß den Opfern von sexuellem Mißbrauch weiterhin nicht geglaubt wird und ihre Aussagen angezweifelt werden.

Dieter Duhm geht sogar noch weiter:

"Kinder sind manchmal in einer Weise sexuell offensiv, daß es einem biederen Erwachsenen den Atem verschlägt. Ohne den Erwachsenen von der Verantwortung für seine Handlungen zu entbinden, wette ich einen hohen Einsatz, daß viele Ereignisse von sogenanntem sexuellem Kindesmißbrauch von Kindern ausgelöst worden sind. Wie ich, ebenfalls ohne die Gewalttat in irgendeiner Weise zu entschuldigen, einen ebenso hohen Einsatz wette, daß viele sogenannten Vergewaltigungen von den sogenannten Opfern ausgelöst worden sind. Das sind Tatsachen der sexuellen Welt, die wir gerne voreilig verurteilen, nur weil wir sie nicht verstehen." (ZEGG-Extra Sexualität und Kinder, S. 28)

Er fordert:

"Die Angst vor der Frauenmafia und ihren Ablegern in der Presse muß ein Ende haben. Im Namen der Kinder!" (ebd., S.30)

ABSATZ ZUM DURCHATMEN ...

Wie ZEGG selbst zu Sexualität von Erwachsenen mit Kindern steht, bleibt schwammig. Einerseits wird "Kein Sex mit Kindern" gefordert, andererseits redet Duhm von einer "behutsamen Einführung der Kinder in die Sexualität", was immer das heißen mag, bedeuten kann es auf jeden Fall viel...

Diese recht ausführlichen Zitate der Position des ZEGG zum Geschlechterverhältnis, zu sexuellem Mißbrauch und Vergewaltigung halten wir für notwendig, um aufzuzeigen, welche frauenverachtende und ignorante Ideologie sich hinter dem scheinbar progressiven Konzept der "Freien Liebe" und den schönfärberischen Floskeln vom "gegenseitigen Vertrauen zwischen den Geschlechtern" verbirgt.


Das politische Konzept des Projekt Meiga

Die politische Analyse von ZEGG bzw. von Dieter Duhm ist im wesentlichen in seinem 1992 erschienenen Buch "Politische Texte - Für eine gewaltfreie Erde" (im folgenden: DD,PT) beschrieben. Darüberhinaus finden sich in fast allen Ausgaben des ZEGG-Magazins Artikel von Duhm zu irgendwelchen politischen oder 'philosophischen' Problemen.

Ausgangspunkt ist hierbei, daß bei Beibehaltung bisheriger Lebens- und Denkgewohnheiten die Apokalypse drohe und "wir nicht mehr lange überleben" werden. Mit dieser Analyse mag er zwar nicht allein stehen, doch die von ihm vorgebrachten Lösungsvorschläge lohnen eine kritische Betrachtung. Eine typische Passage lautet etwa:

"Die Menschen reagieren kurz und emotionell auf die wachsende Katastrophe, dann fuckeln und bumseln sie weiter, machen weiter ihre Eifersucht und ihre Liebesdramen, machen weiter ihre Kriege, lassen weiter Kinder, Tiere und Völker sterben, sehen weiter tatenlos zu..." (DD,PT,S.35-36).

Als ob die Menschen, also alle Menschen, ihre Kriege machten.

Dieser für esoterische Konzepte typische Fehlschluß, die völlige Unterschlagung des Unterschieds zwischen Machtlosen und Machthabern, die Ignoranz von Herrschaftsstrukturen, das ist ein Hauptfehler der politischen Analyse von Duhm, die den propagierten Einheitsbrei der Befreiung durch die Freie Liebe bzw. den Sexuellen Humanismus für zunächst einige Auserwählte auf sogenannten "planetarischen Heilungsbiotopen" erst ermöglichen.

Die politische Theorie des Projekts steht im wesentlichen auf zwei Füßen:

1.) Ausgehend von der allgemeinen These, daß große politische Systeme nicht weiter überlebensfähig seien und dem Zusammmenbruch des kommunistischen Staatensystems in wenigen Jahren der des kapitalistischen folge, sei schon jetzt die Errichtung von kleinen, autarken Lebensgemeinschaften nötig, denn einzig diese seien in der Lage, den Zusammenbruch zu überstehen.

Schließlich "sind wir heute tatsächlich in der Lage, an jedem Punkt der Erde genügend Energie, genügend Bewußtsein, genügend Wasser und genügend Nahrung zu erzeugen." (DD,PT,S.18). Um solch eine zunächst einmal abstruse These halten zu können, muß natürlich fortgesetzt werden:

"Wir sind aber nur dann dazu in der Lage, wenn wir das Wissen unserer Zeit an diesem Ort zusammenbringen. Es sind nicht mehr nur die Fähigkeiten einzelner Menschen oder einzelner Kulturen, welche hier wirksam werden, sondern es ist die Zusammenkunft und die innere Verbindung, dieser Fähigkeiten. Wir betreten ein neues Zeitalter, wo es auf diese innere Verbindung ankommt." (DD,PT,S.18)

2.) Insofern sei die Bildung eines Netzwerks von sogenannten "planetarischen Zentren" bzw. "Überlebensdörfern" nötig, von denen das erste -nämlich das, was in den verschiedenen ZEGG-Publikationen stets als 'Meiga 3000' oder 'Heilungsbiotop I' bezeichnet wird- nach eigenem Bekunden noch in den neunziger Jahren entstehen soll (DD,PT,S.26). Durch diese planetarischen Zentren soll "eine Gesamtinformation für eine gewaltfreie Erde" aufgebaut werden: Die zunächst kommunitäre Kommune, die sowohl den Kollektivismus als auch den Individualismus überwinde, mache den Blick frei "für die grundlegende spirituelle Erfahrung. Unter dieser neuen geistigen Bedingung kann der Geist eintreten in das Gefäß der Gemeinschaft" (DD,PT, S.122-123, Hervorhebungen im Original). Ist er dann erst einmal eingefangen, erzeugen die inzwischen entwickelten Überlebensqualitäten ein "geistiges Feld", welches die geschundene Umwelt heilt.

Meiga 3000 - Das planetarische Heilungsbiotop

Die konkrete Realisierung des ersten "Planetarischen Heilungsbiotops" ist für 1995 geplant (so Sabine Lichtenfels im ZEGG-Magazin 14, S. 10). Ein 200 ha großes Gelände in Portugal - mitten in einem Naturschutzgebiet an der Westküste - ist auserkoren, strittig ist nur noch der Kaufpreis (zwischen zwei und drei Millionen DM).

Es ist schwierig, in den ZEGG-Publikationen genaue Konzepte für dieses Projekt zu erkennen, selbst Dieter Duhm und Sabine Lichtenfels widersprechen sich in ihren Grundvorstellungen. Sogar Duhm selber schwankt in seiner Einschätzung. Zum einen schreibt er bemerkenswert offen:

"In einer bestimmten Weise denken wir daran, erstmal uns selbst wirklich gut und souverän aus dem Dreck zu ziehen".

Zum anderen hat er zumindest ein gewisses theoretisches Heilungskonzept, nämlich eine Art Dreinigkeit aus sozialer, ökologischer und spiritueller Rettung: Die soziale Heilung besteht in seiner Lesart im wesentlichen aus Angstabbau zwischen den Menschen und einem abgemilderten Konzept der Freien Liebe. Ökologische Heilung meint "die Wiedereingliederung des Menschen in die Gesamtwelt des Lebens auf der Erde." Bei der Beschreibung der spirituellen Heilung bzw. des "Verhältnis (ses) des Menschen zur Schöpfung überhaupt" fallen dann die Hüllen. Unter Voraussetzung einer Art kosmisch-metaphysischen Ordnung fordert Duhm:

"Die Wiedereingliederung des menschlichen Lebens in die Ordnung, in die Spielregeln einer höheren kosmischen Welt, ist Aufgabe Nummer eins in diesem Schöpfungsgedanken, den wir verbinden mit dem Projekt Heilungsbiotop I."

Ganz anders - etwas weniger abgehoben und dafür lebensnäher, dabei aber die patriarchale Rollenstruktur im ZEGG reproduzierend - Sabine Lichtenfels:

"Die zentrale Aufgabe im Heilungsbiotop wird es sein, neue Heimatbilder zu erzeugen. Nicht mehr Heimat in der Kleinfamilie, bei Mama und Papa, bei Weihnachtsfesten, sondern der Aufbau von wirklicher Heimaterfahrung im Universum."

Ganz im Gegensatz zu den Theorien der kosmischen Rückbindung ihre Vorstellungen für die künftigen Spielregeln und vor allem, wie sie entstehen:

"Daß wir mit wenigen Menschen dort anfangen, hängt vor allem auch damit zusammen, daß wir die sozialen Grundregeln des Platzes von innen her entwerfen wollen. ... Die neue Kultur wird nicht mehr auf äußeren Gesetzen basieren, sondern wird Regeln erfinden, die den inneren Wachstumsvorgängen des Menschen entsprechen."

Einig sind sich beide dann wieder in der Art und Weise, eventuell Interessierte finanziell abzuzocken. Im Heilungsbiotop können sich "intimere Freunde ...am Rande des Geländes einen eigenen Kraftplatz (bis zu einem Hektar) für 100000 DM kaufen, auf dem man sich z.B. ein Haus von ca. 100 qm bauen kann." Bis August 1994 sollen die GönnerInnen des Projekts allein 200.000 DM für Werbematerial und -veranstaltungen spenden. Am letzten Tag der 'Beratenden Versammlung' des ZEGG im April 1994 wurde ein Vortrag von Duhm und Lichtenfels flugs zur Geldsammelaktion umfunktioniert, gegen die sich allerdings ZEGG-intern Widerstand regte. Trotzdem bleibt die Frage:

Das Heilungsbiotop als nächste finanzielle Sanierungsquelle der ZEGG-ProtagonistInnen?

Zurück zur politischen "Theorie": Durch die Vernetzung der einzelnen in den Heilungsbiotopen aufzubauenden Felder soll dann "in einigen Jahren das allgemeine Überlebensfeld entstehen. Überleben werden aber sicher nicht nur diejenigen, welche real in Gemeinschaften leben, sondern alle, die mit solchen Überlebensfeldern in Resonanz stehen. Sie werden wahrscheinlich rechtzeitig erfahren, was für sie zu tun ist." (DD,PT, S.124). Also: nicht, wer genügend Geld und Macht hat, um sich zu retten, wird der Katastrophe entgehen, sondern diejenigen, die den richtigen Groove zum Überlebensfeld haben. Dem diesem Konzept innewohnenden Anti-Materialismus, der wieder einmal die Verteilung von Macht und -in diesem Zusammenhang besonders wichtig- ökonomischen Ressourcen leugnet, setzt Duhm in seinem Vortrag in der "ZEGG-Universität" zu Ostern 1992 noch hinzu:

"In der vorapokalyptischen Situation unserer Zeit stellt sich die Frage des Überlebens. Wie kann man unter diesen Bedingungen überleben und wer kann überleben?...Überleben werden diejenigen, die mit den neuen Bewußtseinskräften übereinstimmen [gemeint sind hier "die erneuernden Kräfte der Regeneration, der Selbstheilung, der Synthese und der Transformation", genauer wird das nicht ausgeführt, d.V.]. Die positiven geistigen Kräfte bilden zusammen die Keimkraft der neuen Zeit. Diese Keimkraft, die in der Welt zu einem gegebenen Zeitpunkt der Evolution und Geschichte immer wirkt, ist zusammengenommen etwa das, was man früher als Gott bezeichnet hätte. Etwas verkürzt können wir sagen, es werden die überleben, deren innere Gedanken und Entwicklungskräfte mit der geistigen Entwicklungsrichtung im Weltgeschen übereinstimmen. Das System Mensch muß kompatibel werden mit dem System Erde und mit dem System Welt." (DD,PT,S.139)

Nun muß diese Resonanz- bzw. Feldtheorie ja eine Art wissenschaftliche Basis haben.

Die Theorie der globalen Feldbildung

Rupert Sheldrake

Dies sei die unter anderem durch den englischen Biochemiker Rupert Sheldrake entwickelte Theorie der "morphogenetischen Felder". Sie besagt, daß das Gedächtnis der Natur in sogenannten morphischen, also formenden Feldern abgeglegt sei und daß jeder bekannten Form, auch jedem bekannten kollektiven Verhalten ein "Feld" zugrundeliegt, wobei man sich solch ein Feld als nichtmaterielle Struktur vorzustellen hat, in dessen Einflußbereich typische Wirkungen immer wieder auftreten. Die Konsequenz der Theorie ist die Erkenntnis, daß nicht Naturgesetze den Lauf der Welt bestimmen, sondern Makro-Gewohnheiten, die sich in den Feldern manifestieren.

Am besten versteht man diese Vorstellung anhand von Beispielen:

1.) "Wir ziehen durch eine beliebige Wiese in einer beliebigen deutschen Landschaft einen Wassergraben. Die Wände des Grabens bestehen zunächst aus nackter Erde. Nach drei Jahren wird er mit ungefähr derselben Pflanzengemeinschaft besiedelt sein wie alle anderen Wiesengräben in Deutschland. ...Wie kommt das?" Liegen überall dieselben Pflanzensamen herum? Kaum. Denn das Wachstum dieser Pflanzen ist gar nicht angewiesen auf das Vorhandensein materieller Samen. Die materiellen Keime und Saaten sind oft durch Umweltzerstörung aller Art längst beseitigt worden. Was überlebt, ist nicht der materielle Kern, sondern die Information."

2.) "Wir haben als Kinder öfters beobachtet, wie irgendwo in einer Wiese Teiche ausgehoben wurden. Nach einiger Zeit schwammen kleine Fische in den Teichen, obwohl sie kilometerweit vom nächsten Fischwasser entfernt waren. ...Die Erde, der Gesamtorganismus Erde, das Informationssystem Erde hatte für diesen Ort unter diesen spezifischen Bedingungen die spezifische genetische Information 'Fisch'. [Hervorhebung im Original]

3.) "Genetische Informationen treten feldhaft auf. Im Frühling liegt über allen Waldrändern und vor allen Friedhofsmauern das Informationsfeld 'Veilchen'. ... Oder wenn wir hinüberspringen zu einem ganz anderen Beispiel: Über allen Liebespaaren liegt die Information 'Eifersucht'. In allen Liebesnestern der Welt wird deshalb beim Auftauchen eines interessanten Dritten instantan und pflichtgemäß diese Information der Eifersucht abgerufen und stracks verwirklicht." (DD,PT,S.172-174)

Nun ist aber diese Feldtheorie nicht nur auf den Mikrokosmos beschränkt, sondern hat auch einen Bezug zu entsprechenden Theorien für den Makrokosmos.

Die einheitliche Gesamtinformation rettet die Welt ?

Aufbauend auf seinen alten Überlegungen zur Resonanztheorie und der sogenannten Gaia-Hypothese des englischen Chemikers James Lovelock und der amerikanischen Mikrobiologin Lynn Margulis, nach der sich die Art und Weise, wie in der Biosphäre die chemische Zusammensetzung der Luft, die Temperatur der Erdoberfläche und andere planetarische Prozesse gesteuert werden, sinnvoll nur deuten läßt, wenn man die Erde als einen einzigen lebenden Organismus betrachtet, behauptet Duhm die Existenz eines globalen einheitlichen Lebensstroms, in dem die Erde ihre zusammengehörenden Organe ("Flüsse, Seen, Länder, Meere, Vegetationszonen, Polargebiete, Menschen, Tiere, Pflanzen" (DD,PT,S.159)) verbinde; ebenso würden die Organe des Organismus von einem einheitlichen Lebensstrom zusammengehalten werden. In diesem Lebensstrom wirke überall sowohl eine einheitliche Energie (er nennt die Begriffe Lebensenergie, Prana, Mana, Chi, Orgon) als auch eine einheitliche Gesamtinformation. Mehr noch:

"Der Grundbaustein der Welt ist nicht das Atom, sondern die Information. Die Welt ist aus Informationen aufgebaut" (DD,PT,S.171).

In grob fahrlässiger Weise wird daraus eine antimaterialistische Theorie zusammengestückelt, die dann zum Beispiel in Platitüden wie diese mündet:

"Wenn ich einen Mikrochip in einer bestimmten Art herstelle, so daß Elektrizität physikalisch kaum noch möglich ist, weil er aus Plastik oder sonstwas besteht, dann wirkt darin nur noch Information, und es funktioniert. Der elektrische Vorgang ist nicht Träger der Information, sondern bereits eine Folge." (San Diego Magazin Nr.10, 11/91, S.22)

Auf der ganzen Erde seien Informationen und Informationsfelder wirksam, die einfach da seien und je nach den dort herrschenden Bedingungen Ereignisse bewirkten (DD,PT,S.172).

Die Aufgabe des Menschen bestehe nun darin, "Auge der Evolution und Reflexionsorgan der Biosphäre" (DD,PT,S.161) zu sein und der Evolution die Aufgabe abzunehmen, die Biosphäre mit Informationen zu füttern. Denn schließlich sei der Hauptgedanke:

"Wenn wir die Biosphäre als Informationskörper betrachten, dann ergibt sich natürlich die Möglichkeit, sie durch Information zu verändern. ...Wenn wir eine Zukunft ohne Angst uind Gewalt aufbauen wollen, gibt es nur noch eine Möglichkeit: Die entsprechende Gesamtinformation aufbauen und in den Informationskörper der Erde eingeben" (DD,PT,S.160). :

Und natürlich weiß Duhm auch, welche Eigenschaften diese Gesamtinformation haben muß, damit sie zu einer globalen Bewußtseinsveränderung führt:

"1. Sie muß hoch stehen in der geistigen Hierarchie und dadurch eine lenkende Kraft haben... 2. Sie muß komplex sein" [d.h. sie muß ein hohes Maß, an "Weltwissen, Lebensaspekten, Kenntnissen" usw. vereinen; im Prinzip ist dies dasselbe wie 1., d.V.] "3. Sie muß in sich widerspruchsfrei sein... 4.) Die neue Information muß kompatibel sein" [d.h. Übereinstimmung mit Schöpfung, Welt, Biosphäre, d.V.]..."5.) ...sie muß von den Lebewesen gesucht und gebraucht werden...6.) ...Eine bestimmte Mindestanzahl von Menschen (die Größenordnung liegt vielleicht bei einigen Hundert) muß innerlich mit dieser Information verbunden sein... 7.) Sie muß funktionieren..." (DD,PT,S.165-168).

Im Anschluß daran wird dann noch preisgegeben, was sich wirklich hinter dem Projekt verbirgt: eine neue Art immaterieller Arche mit Dieter Duhm als Kapitän:

"Wir selbst müssen jetzt die Steuerung übernehmen. Wir selbst sollen uns nicht mehr einfach den Schöpfungsgesetzen anpassen, sondern -vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte - sie in bewußter Aktion verändern, nicht indem wir das genetische Material manipulieren, sondern indem wir eine neue Schöpfungsinformation aufbauen und in die Noosphäre eingeben. Das ganze Geheimnis des Projekts Meiga liegt in diesem Gedanken" (DD,PT,S.168).

Ist dieser Schritt erst einmal gegangen, geht's zur Sache: "Wenn wir an irgendeiner Stelle die Gesamtidee gesehen und verstanden haben, dann brauchen wir nicht mehr mühsam alle Einzelgedanken neu zu durchkauen; sie verändern sich von selbst, unser innerer Biocomputer, unser geistiger Operator arbeitet dann von selbst und bewirkt eine Neuordnung der Dinge in unserem Inneren" (DD,PT,S.180).

Welches Menschenbild steckt eigentlich hinter solch einem Konzept?

Zu guter letzt diskreditiert Duhm seine eigenen Ausführungen über die Theorie von Feld und Information, die er wesentlich über Zahlenreihen als Grundgedanken des universellen Bewußtseins motiviert (DD,PT, S.172), durch mathematischen Dilletantismus:

"Millionen von Menschen brauchen heute privat einen Therapeuten, weil sie nicht wissen, daß sie alle durch dasselbe gesellschaftliche und geistige Feld gegangen und den Fehlern dieses Feldes zum Opfer gefallen sind. Wenn wir jetzt anfangen würden, sie alle individuell zu behandeln, bräuchten wir ein neues öffentliches Gesundheitssystem mit einem Jahresetat von etwa 10 hoch 30 Dollar" (DD,PT,S.183).

Selbst wenn man die Weltbevölkerung mit 10 Milliarden Menschen ansetzte, wären das Kosten von 100 Milliarden Milliarden (gleich 100 Millionen Billionen oder 100000 Billiarden) Dollar pro Kopf. Gigantische Verrechnung oder bewußte Zahlenmanipulation ?

Zum Schluß ein vielleicht erhellender Vorschlag: Nimmt man das Buch "Politische Texte- Für eine gewaltfreie Erde" her und ersetzt im zweiten Teil das Wort "Information" durch "Wissen" und das Wort "Feld" durch "Raum", relativ unterschiedliche Begriffe also, kann man feststellen: der Text liest sich genauso leicht oder schwer wie das Original, denn berinahe alle Aussagen sind schwammig und unexakt formuliert. Wer solche Texte zum politischen Manifest erhebt und damit wie im ZEGG Millionenbeträge umsetzt, ist wissenschaftlich ein Scharlatan und politisch eine Katastrophe mehr.


"Natur" als Legitimationsbegriff

Der Anspruch des ZEGG, in seinen Projekten der Erde "positive Informationen" zu geben und so die drohende Katastrophe abzuwenden, wirft die Frage auf, was mit denen ist, die "negative Informationen" produzieren, d.h. nicht den Vorstellungen Dieter Duhms und des ZEGG entsprechend leben. Im Zusammenhang mit ihrem universalistischen Weltrettungsanspruch liegt die Schlußfolgerung zumindest nahe, diese notfalls auch mit Gewalt daran zu hindern. Auch wenn dies von den ZEGGlern selbst bisher nicht so gefordert wird, zeichnet sich hier die Möglichkeit einer totalitären Wendung der von ihnen verbreiteten Ideologie deutlich ab.

"Natur" läßt sich nicht allgemeingültig definieren. Tatsächlich wird der Begriff eher zur Legitimation des Weltbildes des/derjenigen, der/die ihn benutzt, herangezogen, als dazu, ein klar bestimmbares Phänomen zu beschreiben. Der Natur werden je nach den eigenen Interessen wechselnde "ewige Gesetzmäßigkeiten" zugeschrieben, denen der Mensch sich im Sinne einer "naturgemäßen", also "guten" Lebensweise zu unterwerfen habe. Hier bleibt weder Platz für individuelle Freiheit in der Wahl der Lebensform noch für historische Entwicklungsprozesse in der Vergesellschaftung von Menschen. Wenn alles seine natürliche Ordnung hat, sind demokratische Entscheidungsprozesse fehl am Platze. Wenn jede/r seinen/ihren Platz in einer natürlichen Hierarchie hat, ist ein Kampf gegen Unterdrückung sinnlos oder gefährlich, weil er sich gegen die "natürliche Ordnung" richtet.

Duhms Theorie stellt insofern eine modernisierte Form desselben Natur-Konzepts dar, die auch völkisch-faschistischer Ideologie zugrundeliegt. Er greift zwar nicht auf Konstruktionen von "Volk" oder "Rasse" zurück, aber seine "funktionierenden Alternativgemeinden" oder "Planetarischen Heilungsbiotope" erfüllen letztlich einen ähnlichen Zweck:

Ist der Mensch ein Teil des lebendigen Gesamtorganismus Erde, mit dem ihn ein gemeinsamer Informationsfluß verbindet, in den er "richtige" und "falsche" Informationen eingeben kann, so läßt dies keinen Raum mehr für eigene Entscheidungen. Wenn sowieso nur eine kleine Gruppe Menschen "geistig kompatibel" ist mit dem "System Erde" und so eine Chance hat, die ökologische Katastrophe zu überleben, so sind die Interessen und Lebensbedingungen der Mehrheit völlig unwichtig.

Sie können höchstens zum Störfaktor werden, der falsche Informationen produziert. Wichtig ist nicht mehr das Individuum, sondern die jeweilige Gemeinschaft, weil erst diese den Bezug des Einzelnen zum Gesamtorganismus herstellt. Wenn Duhm schreibt, daß eine Mindestanzahl an Menschen nötig sei, um eine entsprechende Veränderung der Gesamtinformation herbeizuführen, so ist klar, daß Einzelinteressen eine untergeordnete Rolle spielen.

Auch Hierarchien und Führertum sind "natürlich". Im ZEGG sollen sie lediglich aufgedeckt, nicht abgebaut werden. Und wenn Duhm oder Lichtenfels ihre Erkenntnisse besonderen spirituellen Einsichten verdanken, so steht es weniger Eingeweihten nicht zu, sie zu kritisieren. Zusammen mit dem Anpruchs des ZEGG, seine Ideologie als Religion zu begreifen (da der Mensch angeblich Religion braucht), zeigt sich hier klar der totalitäre Charakter dieses Weltbildes.

Bezüglich seines Naturbegriffs und den daraus folgenden Konsequenzen weist das ZEGG damit eine große Nähe zu ökofaschistischen und völkischen Argumentationen auf. Auch sie begreifen sich häufig als politische Religion mit dem Ziel, den Glauben an die natur- oder art-(rasse-)gemäße Lebensweise zu verbreiten.

Am Beispiel des Nationalsozialismus läßt sich zeigen, wie diese Ideologie dazu benutzt werden kann, Gewalt bis zum Mord gegen diejenigen anzuwenden, die ihr wirklich oder vermeintlich nicht entsprechen.

Zwar ist das ZEGG bisher weit davon entfernt, seine Ideologie so zu wenden und über die Macht zu verfügen, diese Wendung durchzusetzen, aber sie verbreiten eine solche Sichtweise gerade bei Menschen, die den konservativen Spielarten solcher Ideologien eher abgeneigt gegenüberstehen. Darum sehen wir das ZEGG nicht einfach als eine Gruppe von Menschen, die auf mehr oder weniger abstruse Weise versuchen, ihr persönliches Leben zu verbessern, sondern als eine, wenn auch nicht unbedingt die typische Erscheinungsform des konservativen Rollbacks.

Hinzu kommt noch, daß eine Pseudopolitisierung des persönlichen Verhaltens, wie sie im ZEGG propagiert wird, einer Erfassung der politischen Dimension der als persönliches Leiden empfundenen gesellschaftlichen Mißstände zuwiderläuft. Der Blick wird auf das eigene Innere oder bestenfalls noch auf den Gruppenprozeß verlagert, ohne daß das Gesehene mit gesellschaftlichen Machtverhältnissen in Verbindung gebracht wird. Statt politischem Handeln bleibt hier nur die diffuse Hoffnung, daß alles irgendwie besser werden möge, z.B. durch die "positive, richtige Information" (s.o.).

Das beides und die Verwendung von ehemals in linken Zusammenhängen entwickelten Schlagworten und Argumentationen (kollektive Lebensweise etc.) bringt die Ideologie des ZEGG und anderer New Age - Gruppierungen in die Position einer Vorfeldideologie, an die sich, wenn die Grundannahmen einmal akzeptiert sind, problemlos rechte Schlußfolgerungen anknüpfen lassen. Wer ein hierarchisches und elitäres Weltbild akzeptiert, ist damit nicht unpolitisch, sondern reaktionär.


Vom Umgang mit anderen ...

Unserer Erfahrung nach zeichnen sich ZEGGlerInnen oder Menschen, die dem ZEGG nahestehen, durch ein bemerkenswert einheitliches Auftreten aus. Zwar gibt es keine Hinweise darauf, daß im ZEGG gezielt Schulungen für solche Auftritte betrieben werden, aber bei kritischen Veranstaltungen verliefen die Diskussionen stets nach sehr ähnlichem Muster:

Während der Referate gab es meistens kurze Kritiken zu einzelnen Details, um sich als gut informiert zu präsentieren. Bei der anschließenden Diskussion gab man/frau sich dann zunächst durch die Aufforderung zu erkennen, die Anwesenden mögen sich doch zunächst das Projekt selber anschauen und sich ein Bild von den lieben Menschen und der guten Atmosphäre machen. Von den entsprechenden Gebühren für Aufenthalte in Belzig war dabei jedoch nicht die Rede. Er oder sie habe dort gelebt und wisse wovon sie/er rede, was von den KritikerInnen nicht behauptet werden könne.

Auf Einwände, es gehe in der Veranstaltung darum, die zugrundeliegende Ideologie zu kritisieren und nicht darum zu behaupten, daß mensch nicht bei entsprechender Blauäugigkeit einen netten Urlaub in Belzig verleben könne, kommt dann meist: "Mit der Ideologie haben wir uns nicht genau beschäftigt, die Texte haben wir nicht gelesen und schließlich darf doch jedeR denken und schreiben was er oder sie will."

So wird jeder Stellungnahme zu der vorgebrachten Kritik aus dem Weg gegangen und ein unheimlich netter, offener und liberaler Eindruck verbreitet, in der Hoffnung damit bei den BesucherInnen der Veranstaltung gut anzukommen. Einerseits wird behauptet, frau/man sei offen für jede Kritik und schließlich ginge es ja gerade um Auseinandersetzung, andererseits entsteht in diesen Diskussionen ziemlich bald der Eindruck, auf eine Gummiwand einzureden. Kritik wird überhört oder geschickt umgangen, dagegen werden immer wieder die wunderbaren Erfahrungen wiedergekäut, die mensch in Belzig gemacht habe.

Wenn darauf aggressiv reagiert wird, so ist das beabsichtigte Ziel erreicht: Die ZEGGlerInnen haben sich selbst als offen, tolerant und großzügig dargestellt und ihre KritikerInnen als engstirnig und verbohrt entlarvt. Zumindest versuchen sie, diesen Eindruck zu erzeugen, was je nach Informationsstand und Erfahrung der Anwesenden mehr oder weniger gut klappt.

Wichtig erschien es uns, ihnen zu solcher Art von Selbstdarstellung möglichst wenig Raum zu lassen und die Art und Weise in der vorgegangen wird (viele Wiederholungen, nicht auf Kritik eingehen, eigene Erfahrung als absoluten Maßstab setzen) offenzulegen.


Nachwort

Die Entwicklung des ZEGG läßt sich für uns nur schwer einschätzen, ebenso wie die Frage, wieviele Leute nun tatsächlich dahinter stehen und was nur Eigenwerbung des ZEGG ist.

Wenn z.B. im ZEGG-Magazin Gruppen in anderen Städten als Kontaktgruppen genannt sind, ist für uns nicht nachzuvollziehen, wie groß oder klein sie sind und ob sie tatsächlich als Gesamtgruppe das ZEGG unterstützen oder ob es nur einzelne Kontakte gibt. Trotzdem haben wir einige Adressen nicht zuletzt deshalb in diese Broschüre aufgenommen, um die Auseinandersetzung in euren Städten anzustoßen.

Was für uns klar auffällig ist, ist die breite Werbekampagne fürs Sommercamp, wo BRD-weit plakatiert worden ist, der neue "Nachbarschaftstreff" in der Friedelstraße 27 in Berlin-Neukölln, wo mit Veranstaltungen massiv für das ZEGG geworben wird und die Kampagne zu Meiga 3000 bzw. dem Planetarischen Heilungsbiotop I, wo bisher ca. die Hälfte der benötigten Summe gesammelt ist (eigene Angaben im ZEGG-Magazin) und bereits ein Gelände ausgesucht ist.

Hier wäre es wichtig, noch mehr Informationen zu sammeln und die vorhandenen besser zu koordinieren.

Eine Frage, die während der Diskussion am Ende der Info-Veranstaltung auftauchte, war, was das ZEGG für viele Leute so attraktiv macht, was sie suchen und dort zu finden glauben.

Bei einem ZEGG-Werbe-Video fielen uns dazu die vielen netten Bilder über gemeinsames Arbeiten und Leben in Belzig auf. Immer wieder fröhliche Menschen, die im Sonnenschein gemeinsam arbeiten, sich etwas aufbauen, Dinge miteinander teilen.

Also eigentlich die netten Bilder von Zusammenleben, die wir auch im Kopf haben, an deren Umsetzung wir aber auch oft scheitern. Auf der Suche nach einem Weg dahin mag ein in Belzig verbrachtes Wochenende die Illusion entstehen lassen, hier sei schon alles besser.

Auch der Wunsch nach mehr Offenheit, körperlicher Nähe und Freundschaft scheint sich hier problemloser erfüllen zu lassen, als es in unserem Alltag meistens der Fall ist.

Auf der anderen Seite steht das Wissen um die reaktionäre Ideologie des ZEGG, wo Hierarchien als natürlich hingenommen werden und nur noch transparent gemacht, aber nicht mehr abgebaut werden sollen und wo von einer einzigen natürlichen und damit richtigen Lebensform ausgegangen wird sowie um den extremen Sexismus, der vom ZEGG als angebliche Befreiung propagiert wird.

Daraus ergeben sich verschiedene Fragen im Umgang mit den Menschen aus unserem Umfeld, die ins ZEGG gehen. Einerseits die Frage, warum wir in unseren eigenen Strukturen keinen besseren Umgang miteinander hinkriegen, andererseits die, wo das Verständnis aufhören und die Kritik anfangen sollte. Zugespitzt könnte mensch fragen: Sehen wir den Aufenthalt in Belzig und das Engagement im ZEGG als bedauerlichen Irrtum, aber auch als Privatsache jeder/jedes Einzelnen an oder glauben wir, daß hier Leute eine reaktionäre Ideologie propagieren und unterstützen und daß diese deshalb in unseren Zusammenhängen nichts (mehr) zu suchen haben.

Wir haben keine definitive Antwort auf diese Frage gefunden. Einig waren wir uns nur darin, daß die Reaktion stark vom Verhalten der einzelnen Leute abhängig ist und darin, daß wir es auf jeden Fall wichtig finden, die Leute überhaupt mit den Inhalten des ZEGG und unserer Kritik daran zu konfrontieren, weil viele zwar hinfahren und dann mehr oder weniger begeistert wiederkommen, sich aber gar nicht erst mit der Ideologie beschäftigen.


Literaturverzeichnis

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Peter Bierl, ZEGG, Ökolinx Nr. 12, Sept.-Nov. 93

Andreas Borst, Suche nach neuen Lebensformen inzwischen ohne Aufsehen, Tagesspiegel 1.9.93

Klaus Büchi, Missionare statt Delphine - Erlebnisse auf dem Forschungsschiff "Kairos", taz 26.3.94

Thomas Gandow, Interview, taz (Berlinteil) 19.1.93

Gerhard Henschel, Mein schönstes Ferienerlebnis, tip 18/93

Louis Lerouge, ZEGG: Rassismus, Sexismus und New Age, Schwarzer Faden 3/93

Lukas Lessing, Paradies auf Erden - Das Goldene Zeitalter aus dem Stasi-Lager, in: ders., New Age & Co. Einkauf im spirituellen Supermarkt, Knesebeck 1993, S. 149-164:

Frank Maiwald, Bürgermeister in großer Angst vor den Menschen hinter dem Stacheldraht, BZ 28.11.91

F. Maiwald / U. Joho, Ein Zeltlager für freien Sex, BZ am Sonntag 29.8.93

Ingrid Müller-Münch, Janosch mit Plastikschwert und ein Kinderladen in Verdacht, FR ? (ev. 7/92)

N.N (1)., Belzig: Wer steckt hinter ZEGG?, Morgenpost (Ausgabe Brandenburg) 1.11.91

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N.N.(4), 400 sektenähnliche Gruppen in Berlin, taz (Berlinteil) 22.4.93

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Gerd Nowakowski, Welterlösung durch freie Liebe, taz (Berlinteil) 30.7.93

Bernhard Pörksen, "Mutti in den Gulli stopfen", freitag Nr. 36/93, 3.9.93

Roman Schweidlenka, New Age - Irrungen im ZEGG, contraste Februar 1993

Senatsverwaltung für Jugend und Familie Berlin (Hg.), Informationen über neue religiöse und weltanschauliche Bewegungen und sogenannte Psychogruppen, in: Drucksache 12/4905 des Abgeordnetenhauses von Berlin

Peter Stegemann, Weltverbesserung statt Arbeitsplatzbeschaffung, Berlin-Brandenburgisches Sonntagsblatt 6.2.92

Elisabeth Voß, "Die ganze Biosphäre beginnt zu jubeln", contraste Juli/August 92

Thomas Wendel, Argwohn gegenüber den schrillen Nachbarn, Neue Zeit 11.7.92


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