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Gipfelinfo: - Thessaloniki / - Miami/ - Davos

Gipfelinfo - Meldungen über globalisierte Solidarität
und die Proteste gegen unsolidarische Globalisierung
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- Brutale Repression gegen die Anti-FTAA-Demonstrationen
- Aufruf zum WEF 2004
- Theater in Davos

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Brutale Repression gegen die Anti-FTAA-Demonstrationen

In der vergangenen Woche demonstrierten mehr als 30.000 Menschen in Miami,
Florida, gegen die Folgen, die die Amerikanische Freihandelszone (FTAA) auf ihr
Leben haben wird. Während 34 Staats- und Regierungschefs die
Gründungsübereinkunft der FTAA unterschrieben, priesen nahezu zeitgleich Tony
Blair und George W. Bush in London salbungsvoll die Vorzüge kapitalistischer
Freedom and Democracy.

Was man sich in Zeiten der Krise darunter vorstellen darf, exerzierten
unterdessen Polizei und Nationalgarde am Ort des FTAA-Treffens in Miami: In
selten erlebter Brutalität zerschlugen sie die bis dahin gewaltfreien Proteste
in den Straßen der Stadt. Zum Einsatz kam dabei nahezu das gesamte Waffenarsenal
einer Bürgerkriegsarmee für den sozialen Krisenfall unterhalb des offenen
Schusswaffengebrauchs. Baseballschläger, Hartgummi-, Holz- und Plastikgeschosse,
Folter mit Elektroschockern.

Einen kleinen Vorgeschmack darauf, dass Guantanamo für all diejenigen bald
überall ist, die sich nicht darauf beschränken wollen, klaglos zu produzieren
und zu konsumieren, mußten die vielen Gefangenen genießen. Es häufen sich die
Berichte von Polizeibrutalität, sexuellen Übergriffen und Folter an den mehr als
250 Gefangenen. Nachfolgend dokumentieren wir eine Pressemitteilung und einen
Aufruf des Autonomia Networks zu der staatlichen Gewaltorgie in Miami.


Presseeerklärung und Aktionsaufruf des Autonomia Networks

Während der Proteste gegen die amerikanische Freihandelszone (FTAA) in der
vergangenen Woche sahen sich die DemonstrantInnen mit einer massiven Vorführung
staatlicher Repression konfrontiert, die mit 8,5 Millionen USD durch die
Regierung bezuschusst wurde. John Timoney, der Polizeichef von Miami, befehligte
einen massiven, paramilitärischen Angriff auf unsere konstitutionellen und
Menschenrechte.

Die Polizei griff die DemonstrantInnen mit Knüppeln, Tränengas, Pfefferspray,
Gummi-, Holz- und Plastikgeschossen und verschiedenen chemischen Kampfstoffen
an; betroffen waren besonders farbige Menschen und AnarchistInnen. Mehr als 100
DemonstrantInnen wurden aufgrund von Verletzungen behandelt, 12 von ihnen wurden
in Krankenhäuser eingeliefert. Die Polizei löste die großen Gruppen friedlicher
DemonstrantInnen mit Tränengas, Pfefferspray und Geschosswaffen auf; nachdem die
Demo so in kleiner Gruppen aufgebrochen worden war, wurde das Vorgehen noch
härter. Diese Angst- und Einschüchterungskampagne gipfelte in der Abschottung
und Militarisierung der gesamten Innenstadt von Miami. Es gibt bestätigte
Berichte darüber, dass Donnerstag nach Einbruch der Dunkelheit Panzer durch die
Straßen patrouillierten.

Die Zahl der Festgenommenen beträgt schätzungsweise 250, unter ihnen
überdurchschnittlich viele farbige Menschen und AnarchistInnen. Die Leute sind
politische Gefangene und befinden sich im Gefängnis. Mehr als 50 von ihnen
wurden während einer friedlichen Mahnwache vor dem Gefängnis verhaftet. Sie
waren von Aufstandsbekämpfungseinheiten umstellt und zur Auflösung aufgefordert
worden. Als sie dies taten, eröffnete die Polizei das Feuer und hinderte sie am
Verlassen des Ortes.

Uns erreichen Berichte von Freigelassenen oder von Leuten, die aus dem Knast
anrufen, dass sich die Polizei äußerst brutal verhält, dass es zu sexuellen
Übergriffen und Folter kommt. Nach Aussagen von Freigelassenen sind besonders
farbige Menschen, Queers und Transgenders Opfer solcher Angriffe. Es gibt einen
bestätigten Bericht über einen Mann mit Latinohintergrund, der derzeit in der
Intensivstation behandelt wird, nachdem ihm ein Vernehmungsbeamter mit einem
Gummiknüppel auf den Schädel geschlagen hat. Opfer von Misshandlungen sind
besonders auch diejenigen, die sich solidarisch weigern, Namen oder
Nationalitäten anzugeben; sie werden stundenlangen geschlagen und in den
eiskalten Gefängniszellen mit Wasser besprüht. Es gibt immer noch einige Leute,
über deren Verbleib nichts bekannt ist.

Festgenommenen ist der Kontakt zu Anwälten verweigert worden, ebenso wie das
Recht auf Besuch, vegetarisches oder veganes Essen und der Zugang zu notwendigen
Medikamenten und medizinischer Behandlung.

Autonomia ruft für die Antiautoritären-, Autonomen- und Farbigengruppen in
Miami, zusammen mit anderen Gruppen des Miami Direct Action Contingents alle
Menschen rund um den Globus zu sofortigen Unterstützungsaktionen für unsere
Schwester und Brüder auf, die sich zu Unrecht in Haft sind und die von der
Polizeibrutalität ausgesetzt sind.

Wir rufen auf zu drei Sofortaktionen:

Ruft bei den unten angegebenen offiziellen Stellen an, faxt an sie oder sendet
ihnen E-Mails.
Es wird dringend Geld benötigt.
Einen globalen Aktionstag am kommenden Montag, den 24. 11. 2003 zu beliebiger
Zeit an einem angemessenen Ort. Das könnten US-Botschaften, Justizbehörden oder
FBI-Büros sein.

Wir stellen folgende Forderungen:
Einstellungen aller Anklagen
Freilassung aller politischen Gefangenen
Erfüllung menschlicher Mindestbedürfnisse: Schluss mit der Brutalität,
angemessenes Essen, Zugang zu Medikamenten und medizinischer Versorgung, warme
Kleidung
Gewährung von Anwaltskontakten und Besuchsrechten
Gleichbehandlung aller Gefangener, unabhängig von Rasse, Ethnie, Nationalität,
Gender, sexueller Orientierung etc.
Keinerlei Datenweitergabe an die Einwanderungsbehörde
Entlassung von Polizeichef Timoney aller verantwortlichen Beamten

Ausgewählte Protestadressen
Kostenloses Protestfax
Anrufen und mailen:

MANUEL A. DIAZ, Mayor City of Miami 305.250.5300 oder 305.375.5071
 mayor@miamidade.gov oder  mannydiaz@ci.miami.fl.us

ALEX PENELAS, Mayor, Miami-Dade County 305.829.9336 oder 305.375.5071

JOHN TIMONEY, Chief of Police 305-673-7925 oder 305-579-6565
Homepage::  http://www.fau.org

[indymedia.ch, libertärer Kommunist, 03.12.2003 12:43]


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Aufruf zum WEF 2004

Wie jedes Jahr trifft sich die Elite aus Wirtschaft, Politik und Kultur zum
Weltwirtschaftsforum in Davos.
Wie jedes Jahr versuchen sie einen Lösungsansatz zu finden um das Kapital aus
der Krise zu führen.

Wie jedes Jahr entwickeln sie zu diesem Zweck Strategien, welche für uns einmal
mehr in verschärften gesellschaftlichen Verhältnissen spürbar werden. Beispiele
dafür sind Massenentlassungen und Angriffe auf soziale Errungenschaften der
ArbeiterInnen, wie etwa die Sozialversicherungen, Lohnabbau, sowie Abbau der
gesellschaftlichen Kinderbetreuung (Krippen, Horte). Existenzprobleme und
soziale Unsicherheit sind die Folge davon.

Wie jedes Jahr versuchen sie das Ausbeutungsverhältnis in strategisch wichtigen
Regionen neu zu etablieren. Gut sichtbar geworden ist dies anhand der
imperialistischen Kriege im Nahen Osten.

Das WEF ist nicht zu trennen von den gesellschaftlichen Verhältnissen, den
Ausbeutungsverhältnissen des Kapitalismus. Für uns ist deshalb klar: Ein Dialog
kommt nicht in Frage! Und zwar weder mit dem WEF, noch mit den Schergen des
Kapitals oder dem Staat und den Behörden, die den Rahmen für ihre
Ausbeutungsprojekte garantieren. Es ist für uns deshalb auch kein Thema, etwa
eine Demokratisierung des WEFs zu fordern, vielmehr wollen wir das WEF als
Werkzeug des internationalen Kapitals abschaffen. Einen Angriff auf das WEF
verstehen wir als einen Angriff auf das kapitalistische System.

In diesem Sinne rufen wir auf zur Demo gegen das World Economic Forum in Davos,
weil wir uns diesen politischen Raum zurückerobern wollen.

Treffpunkt 24.01.2004, 14:00 Uhr Bahnhof Davos Dorf

Smash WEF heisst Kapitalismus zerschlagen!
Kampf dem Kapital!
Für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung!

Revolutionäres Bündnis gegen das WEF
Antifa Basel, Antifa Schopfheim (D), BesetzerInnen (BS), BFF, DHKC, GRA (Gruppe
roter Autonomer), Infoladen Sowieso, MLKP, ReBeL (Revolutionäre Bewegung
Luzern), Revolutionäre Aktion Stuttgart, Revolutionärer Aufbau Schweiz, RoJak
(Rote Jugendaktion), Rot Schwarzes Dreieck, RHI (Rote Hilfe International) und
Einzelpersonen.
(UnterstützerInnen werden laufend hinzugefügt.)

Einladung und Plattform
Aufruf zur Bildung eines überregionalen revolutionären Bündnisses gegen das WEF
2004 in Davos.
Die bis jetzt Unterzeichnenden rufen alle Organisationen, Gruppen, Parteien
und Einzelpersonen zur Bildung eines revolutionären Bündnisses auf. Die daran
Interessierten können sich auf die Mail-Adresse  rev_buendnis@gmx.ch melden.
Unterzeichnende werden laufend hinzugefügt. Es soll so schnell wie möglich
eine überregionale Sitzung für das gemeinsame Vorgehen stattfinden.

[ http://www.smashwef.ch]


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Theater in Davos

Eine Expedition ins Gebirge, Theaterlehrstück von 400asa zu globaler
Gerechtigkeit und dem WEF Donnerstag, 22. Januar, 19.00-23.00, Hugo Richter
Saal, Scalettastrasse 19, Davos (Im Rahmen des Public Eye on Davos)

Am 22. Januar 2004 feiert in Davos die neueste Theaterproduktion von 400asa
Premiere. 400asa verlässt den geschützten Rahmen der etablierten Theater und
begibt sich auf fremdes Terrain, um sich in Davos mit den drängenden Fragen der
Globalisierung auseinander zu setzen.

Der zentrale Begriff, an dem sich 400asa in Davos orientieren wird, heisst
Ausgrenzung. Mit künstlerischen und dokumentarischen Mitteln untersuchen wir den
Ausschluss gewisser Menschen vom Wohlstand und vom Diskurs. Wir wollen erfahren,
auf welche Weise wirtschaftliche Öffnung neue Grenzen in der Politik, der
Kommunikation und ganz allgemein in den Beziehungen zwischen Menschen schafft.
Weiter interessiert uns, wie der Protest durch die Herrschenden vereinnahmt und
unser Leben durch Propaganda bestimmt wird.
Was und wie darf ein Mensch konsumieren? Was hat der Stil des politischen
Engagements mit dessen Wirkung zu tun? Wie klingt die Sprache der
Globalisierung? Diesen Fragen wollen wir uns stellen.

"Davos" ist ein böses und komisches Lehrstück, bei dem der Erkenntnisgewinn
aller Beteiligten im Vordergrund steht. 400asa arbeitet mit sämtlichen
theatralen Mitteln. Es wird gesungen, musiziert, gespielt, gelesen, getanzt und
Suppe ausgegeben. Besonderen Wert wird auf die im Vorgängerstück „Volkstribunal
gegen Silvio Berlusconi“ erfolgreich entwickelten Dokumentar- und
Collagetechniken gelegt. Gastreferentinnen kommen in den Genuss eines
Auftrittscoachings, und die im Vorfeld der Aufführung betriebenen Studien werden
an der Davoser Aufführung mit der Realität konfrontiert. Das Resultat, wie immer
bei 400asa, ist nicht nur politisch, sondern auch rhythmisch und vor allem komisch.

Mitwirkende: Samuel Schwarz, Lukas Bärfuss, Ted Gaier (Goldene Zitronen, Les
Robespierres), Melissa Logan (Chicks on Speed), Urs Bräm, Jonathan Failla, Paolo
Fusi (Journalist), Michael Günzburger, Lukas Hohler, Robert Lehniger, Daniel
Mangisch, Laila Nielsen, Philipp Stengele, Catherine Villiger, Vera von Gunten,
Wanda Vyslouzylova, Kaspar Weiss, Chantal Wuhrmann, Iris Zantop und andere.

Das Kollektiv 400asa produziert Theater, Film und Hörspiele in Berlin, Bochum,
Hamburg, Wien, Zürich! Alle weiteren Informationen erhalten sie auf www.400asa.ch.
Homepage::  http://www.400asa.ch

[indymedia.ch, Kultuhr, 02.12.2003 18:41]

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gipfelsoli infogruppe

Die AutorInnen der Beiträge, so sie nicht von uns verfasst sind, sind
mit eckigen Klammern versehen. Wir können leider keine Verantwortung
für die Richtigkeit der Beiträge übernehmen. Auch geben die Beiträge
nicht zwangsläufig unsere Meinung wieder.

Kontakt, Kritik, Beiträge:  gipfelsoli@nadir.org

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04.12.2003
gipfelsoli infogruppe   [Aktuelles zum Thema: Globalisierung]  [Schwerpunkt: WEF Davos]  Zurück zur Übersicht

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