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Berlin: Wachbataillon: Wehrmachtstradition ungebrochen

Am 20. Juli werden zwei Kompanien des Wachbataillons im hermetisch
abgeriegelten Sperrbezirk um den Berliner Bendlerblock ein
"feierliches" Gelöbnis abhalten. Anlass genug, unabhängig von dem
vordemokratischen Charakter eines Gelöbnisses und der mit dem
Gelöbnis verbundenen skandalösen Ehrung des militärischen Widerstandes,
die Traditionspflege und Aufgabe dieser Truppe zu kritisieren.

Das Wachbataillon ist für den "protokollarischen Ehrendienst" der
Bundesregierung und des Bundespräsidenten zuständig. Bei jedem
offiziellen Staatsempfang wird ein Spalier des strammstehenden
Wachbataillon abgeschritten, Gewehre präsentiert, militärische
Kommandos gebrüllt, militärisch gegrüßt. Diese Paradefunktion soll
staatliche Souveränität und militärische Stärke demonstrieren.
Staat und Militär verschmelzen zu einer Einheit. Dieser protokollarische
Mummenschanz hat seine Ursprünge im 17. und 18. Jahrhundert. Die
preußischen Despoten schmückten sich mit einer Leibgarde, ihr
Exerzierstand war Sinnbild für preußische Ordnung und Disziplin.

Während der nationalsozialistischen Diktatur wurde die Wachtruppe
erheblich verstärkt, um den steigenden "Parade- und Ehrendienst"
abzudecken. Ihre Angehörigen erhielten ein gotisches "W" auf
Schulterstücken und -klappen. Dieses weiße gotische "W" als
Wahrzeichen hat auch heute noch das Wachbataillon der Bundeswehr
am Barett. Und wie zu Zeiten der Wehrmacht werden Soldaten nach
Aussehen und Körpergröße zum Wachbataillon herangezogen.

Das Präsentiergewehr des Wachbataillons ist der Karabiner 98 K.
Dieses Gewehr ist 1935 eingeführt worden und wurde zum Standardgewehr
der Wehrmacht. In einer Festschrift der 2. Kompanie des Wachbataillons
zu ihrem 40. Dienstjubiläum 1997 wird dieses Gewehr in einer
Scharfschützenvariante gerühmt: "Verbunden mit einer vollkommen
neuen Taktik, dem paarweisen Einsatz von Scharfschützen, war der
Erfolg wieder auf deutscher Seite." Um die Vorzüge dieses Gewehres
zu betonen, wird auf Äußerungen überlebender deutsche Scharfschützen
mit "bis zu 350 bestätigten Abschüssen" verwiesen. Abschüsse? Erfolg
auf deutscher Seite? Es war also ein Erfolg, in einem Angriffs-
und Vernichtungskrieg die gegnerischen Soldaten umzubringen.
Abschließend heißt es: "Vielleicht hilft dieser Bericht den Karabiner
98 K, auch als Teil der Traditionspflege, in Erinnerung zu behalten..."

Der Kreis schließt sich: Gelöbnis, Wachbataillon, Wehrmachtsgewehr
und die Ehrung von Kriegsverbrechern zeigen das ungebrochene
Traditionsverständnis der Bundeswehr.

 

19.07.2001
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